Meinung Ärger und Altstadtfest passen eigentlich nicht zusammen

Hückeswagen · Diese Woche steht im Zeichen des Ärgers um die Altstadtfest-Trödelstände, einen möglichen Waldorf-Kindergarten für Hückeswagen und das kuriose, aber mittlerweile heruntergekommene Buswartehäuschen an der Bahnhofstraße.

 Die Trödler bilden den Kern des Altstadtfestes. Dieses Jahr mussten erstmalig Bewerber abgelehnt werden.

Die Trödler bilden den Kern des Altstadtfestes. Dieses Jahr mussten erstmalig Bewerber abgelehnt werden.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Hückeswagens größtes und schönstes Fest steht bevor. Doch die Vorfreude wird getrübt durch Ärger. Erstmals mussten die Veranstalter des Altstadtfestes Bewerbern absagen, die auf dem Festgelände trödeln wollte. Dabei steht das genau das doch seit jeher im Mittelpunkt des Geschehens. Dass von etwa 170 Bewerbern gleich 50 mitgeteilt werden musste, sie dürften nicht mitmachen, hat für Verstimmung gesorgt. Das ist zunächst verständlich.

Allerdings war die Entwicklung abzusehen – was erst einmal durchaus positiv ist. Vor drei Jahren, ausgerechnet beim 40. Altstadtfest, war der Treffpunkt Hückeswagen auf seinem Tiefpunkt angelangt. Erstmals war mit „Fieber“ in Verbindung mit den Disco-Filmen der 70er, dem Start des Altstadtfestes, ein Motto kreiert worden, was aber viele nicht gerade attraktiv fanden. Dazu kam miserables Wetter (wofür die Organisatoren nun wirklich nichts konnten). Und beides sorgte schließlich dafür, dass vor allem die Trödeler ausblieben. Seit 2016 heißt es: „Zurück zu den Wurzeln.“ Das heißt, es wurde wieder verstärkt Wert auf die privaten Trödeler gelegt, die den unnachahmlichen Flair des Altstadtfestes erst ausmachen. Und die Rechnung ging auf: Das kostenfreie Trödeln lockte wieder viele Interessenten an. So viele, dass es auch in diesem Jahr wieder eine Rekordzahl an Anmeldungen gab.

Nun haben die Organisatoren aber ein anderes Problem: Es gibt keinen Platz für 170 Trödler. Und auch das ist etwas, was nicht in ihrem Ermessensspielraum liegt. Denn seit der Loveparade-Katastrophe von 2010 haben sich die Sicherheitsbestimmungen extrem verschärft. Beim Altstadtfest ist das bestens zu erkennen: Viel Bereiche sind aufgelockert. Etwa der einstige Engpass zwischen Pauluskirche und Rosengarten. Jetzt ist es zwar angenehm, dort herzuflanieren, weil niemand mehr im dichten, unangenehmen Gedrängel steht. Aber von der Stimmung her war’s früher, als die Stände nicht dichtgedrängt standen, deutlich schöner.

So blieb Monika Winter keine andere Wahl, als 50 Absagen zu schreiben. Allerdings müssen die Organisatoren aus der Entwicklung lernen: Wenn sie im Frühjahr aufrufen, sich um einen Trödelstand zu bewerben, müssen die regeln für die Standvergabe klar formuliert werden. Etwa, dass Stammtrödler und Hauseigentümer Vorrang haben. Das diesjährige Motto „Wenn voll ist, ist voll“ hat für Verwirrung gesorgt – und letztlich für verständlichen Ärger. Doch Ärger und Altstadtfest passen einfach nicht zusammen.

Das gilt eigentlich auch für das eigentlich hübsche Buswartehäuschen an der Bahnhofstraße. Es war eine tolle Idee 2014, den mausgrauen, schäbigen Beton in ein witziges „Wohnzimmer“ à la Lorio zu verwandeln. Dass überregionale (Medien-)Interesse hat das deutlich gemacht. Jetzt ist das Buswartehäuschen sogar in einem Bildband verewigt mit mehr als 100 anderen kuriosen Bushaltestellen auf der ganzen Welt.

Schade ist jedoch, dass es diese „Ehre“ im jetzigen Zustand nicht mehr verdient hat. Es ist schmuddelig und mal wieder über und über von dummen Menschen bemalt und beschriftet worden. Die Stadt muss dringend etwas tun, damit das liebenswert-schräge Buswartehäuschen wieder aufgepeppt wird. Ob die Farben nur aufgefrischt werden oder es gar in einem neuen Design daherkommt, ist egal. zudem sollten die Verantwortlichen bei der Stadt versuchen, Sponsoren zu finden. Denn entweder muss es ein Anstrich sein, bei dem Schmierereien unproblematisch entfernt werden können. Oder es muss eine spezielle Schutzschicht aufgetragen werden, die den gleichen Effekt hat. Beides ist teuer und dürfte von der Stadt nicht bezahlt werden. Und dass auch künftig irgendwelche Deppen meinen, fremdes Eigentum zu beschädigen oder zu beschmieren, davon muss leider ausgegangen werden.

Hückeswagen wird in absehbarer Zeit weitere Kindergarten-Plätze bekommen. Das ist Fakt, hat das Kreisjugendamt doch den Bedarf für mindestens zwei weitere Gruppe mit insgesamt 40 Kindern erkannt. Es hat auch schon einige Träger angeschrieben. Dich auch eine Initiative aus Hückeswagen buhlt darum, einen eigenen Kindergarten eröffnen zu können: Der Verein Zwergenbande Hückeswagen will eine Einrichtung nach waldorfpädagogischen Gesichtspunkten. Zunächst aber muss er sein Konzept und die Finanzierung vorstellen und darauf hoffen, dass die Kreispolitik sich für ihn entscheidet.

Ein Waldorf-Kindergarten würde, wie es Bürgermeister Dietmar Persian bereits geäußert hat, die Angebotspalette in der Schloss-Stadt erweitern. Und die Schwerpunkt gesunde Ernährung, Naturverbundenheit und Entwicklung der Kreativität und Fantasie der Kinder sind durchaus ein gutes Argument, mit dem dem die Zwergenbande punkten sollte.

(büba)
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