Hückeswagenerin hat Geburtstag Christliches Engagement aus dem Herzen

Hückeswagen · Christel Lütgenau ist Ehrenpreisträgergin des Hedwigs-Preis der kfd-Stiftung. Mit ihrem Wirken hat sie die Gemeinde-arbeit in der Katholischen Kirche maßgeblich mitgestaltet. Heute, Mittwoch, wird die Hückeswagenerin 85 Jahre alt.

 Christel Lütgenau vollendet heute, Mittwoch, ihr 85. Lebensjahr.

Christel Lütgenau vollendet heute, Mittwoch, ihr 85. Lebensjahr.

Foto: Jürgen Moll

Seit ihrer Hochzeit wohnt Christel Lütgenau in einem schönen Eigenheim an der Beethovenstraße mit Blick auf das „Kämpchen“ – den parkähnlichen Hückeswagener Friedhof. An dieser stillen und ungewöhnlichen Nachbarschaft hat sie sich jedoch nie gestört. „Ich bin in Wermelskirchen an der Friedhofsstraße aufgewachsen. Als Kind sind wir durch Lücken in der Ligusterhecke auf den Friedhof gegangen und habe hinter den Grabsteinen Verstecken gespielt“, erinnert sie sich lachend. Das ist nun schon etwa acht Jahrzehnte her, denn Christel Lütgenau vollendet heute, Mittwoch, ihr 85. Lebensjahr.

An ihre Kindheit hat sie trotz der Kriegsjahre, die sie noch miterleben musste, gute Erinnerungen. Als Einzelkind ist Christel Reucker, wie sie damals hieß, am 4. Mai 1937 im Remscheider Krankenhaus auf die Welt gekommen. Da ihr Vater vom Kriegsdienst freigestellt war, hatte sie beide Elternteile während der Unruhen und Bombenangriffe an ihrer Seite. „Wir mussten mehrmals nachts in den Bunker und kamen einmal nicht nach Hause, als Remscheid bombardiert wurde, während wir auf den Eipringhauser Feldern nach Waldbeeren suchten.“ Wermelskirchen diente im Zweiten Weltkrieg als Lazarettstadt und wurde daher nicht direkt bombardiert. Im Mai 1945 beobachtete sie vom Dachfenster den Einzug der Amerikaner. „Unsere Straße war von den Amerikanern besetzt – bis auf unser Haus“, erinnert sie sich.

Nach dem Besuch der Grundschule, des Gymnasiums und der Höheren Handelsschule erlernte sie den Beruf der Auslandskorrespondentin für Englisch und Spanisch bei der Firma Busatis. 1959 lernte sie ihren heutigen Ehemann Franz Lütgenau kennen und konvertierte nach der Hochzeit vom evangelischen zum katholischen Glauben. „Meine Eltern waren nicht so begeistert davon, dass ich einen katholischen Mann heiraten wollte“, erinnert sich Christel Lütgenau. „Aber vielleicht war es auch Gottes Weg, der mir gewiesen wurde.“

Nach der Hochzeit und der Geburt der drei Kinder schulte die Christin per Abendstudium zur staatlich geprüften Religionslehrerin um und unterrichtete bis 1989 an der Katholischen Grundschule Hückeswagen, dem Gymnasium in Wermelskirchen und zuletzt am St.-Angela-Gymnasium Wipperfürth.

Fest verbunden ist Christel Lütgenau mit der Katholischen Frauengemeinschaft (kfd), in der sie nun schon seit 46 Jahre Mitglied ist. 1 Jahre lang leitete sie die Ortsgruppe, bis diese 2006 von Beate Knecht übernommen wurde. Darüber hinaus organisierte das kfd-Mitglied viele Gruppenreisen und ist noch heute als Beisitzerin im Vorstand aktiv. Bei den nächsten Vorstandswahlen möchte sie sich von dieser Aufgabe zurückziehen. „Es wird Zeit, dass jüngere Frauen nachrücken“, sagt das kfd-Ehrenmitglied.

Vor acht Jahren bekam Christel Lütgenau von der kfd-Stiftung den Hedwigs-Preis für besondere Verdienste verliehen. Gerne erinnert sie sich bis zu ihren Anfangszeiten in der Pfarrgemeinde zurück: „1977 hatte ich die Jugendmädchengruppe gegründet und später mit Kirchenmusiker Hermann Josef und dessen Ehefrau Elisabeth Hacke das Sternsingen in Hückeswagen organisiert.“ Singen im Kirchenchor zählte 32 Jahre lang zu den Hobbys der Religionslehrerin – wieder in engem Bezug zur Kirchengemeinde. Auch im Pfarrgemeinderat war sie viele Jahre Mitglied.

Ihr Ehemann hat das ehrenamtliche Engagement immer gutgeheißen und ist selbst Mitglied der kfd. „Die Frauengemeinschaft ist so aktiv – das unterstütze ich gerne“, sagt Franz Lütgenau. Und die Jubilarin betont: „Es war eine schöne Zeit.“ Ihre Entscheidung, zum katholischen Glauben zu wechseln, hat sie nie bereut. „Wenn ich etwas mache, dann mit ganzem Herzen“, betont sie. Der Wechsel hätte auch Vorteile gehabt. „Mir fehlt die Volksfrömmigkeit, da ich so etwas als Kind nicht erlebt habe. Dadurch sieht man die Konfession mit anderen Augen“, ist sie überzeugt.

Durch die Corona-Pandemie sind die Kirchgänge zwar weniger geworden, jeden Morgen um 8 Uhr verfolgt die Katholikin dafür die Kölner Messe im Fernsehen. Der nächste Kirchenbesuch steht aber schon fest: Am Donnerstag, 19. Mai, gibt es um 8.30 Uhr in der Pfarrkirche St. Mariä Himmelfahrt eine Dankmesse zur Diamantenen Hochzeit von Christel und Franz Lütgenau. Die 85-jährige ist dankbar dafür, dieses Fest nach 60 Ehejahren mit ihrem Ehemann und bei guter Gesundheit feiern zu können.

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