Islandtafel-Initiator Dieter Rauer aus Hückeswagen wird 80 Jahre Ein großes Herz für die Menschen

Hückeswagen · Dieter Rauer feiert morgen, Freitag, seinen 80. Geburtstag. Obwohl der Mitbegründer der Islandtafel sich aus der Öffentlichkeit zurückgezogen hat, ist er nach wie vor in der Gemeinden aktiv.

 Dieter Rauer am heimischen Klavier – die Musik begleitet ihn schon sein ganzes Leben. Am freitag, 26. November, feiert er seinen 80. Geburtstag.

Dieter Rauer am heimischen Klavier – die Musik begleitet ihn schon sein ganzes Leben. Am freitag, 26. November, feiert er seinen 80. Geburtstag.

Foto: Heike Karsten

Dieter Rauer sitzt am heimischen E-Piano und spielt Variationen verschiedener Weihnachtslieder als Vorbereitung auf die Adventsfeier des Seniorenkreises 55+ in Scheideweg. Das Klavierspiel begleitet ihn schon seit der Kindheit. „Ich muss aber sehr viel üben – mehr, als in den letzten zehn Jahren“, sagt er und schmunzelt. Vor den Weihnachtsfeiern hat der Hückeswagener aber noch ein anderes Fest zu begehen: Seinen 80. Geburtstag am 26. November. Auf die geplante Feier mit mehr als 50 Gästen will der Ruheständler jedoch aufgrund der aktuellen Corona-Situation verzichten. „Wir wollen nicht Vorschub sein für den nächsten Hotspot, deshalb werden wir nur im kleinen Familienkreis feiern.“

Nachdem der Initiator der Christlichen Islandtafel nach zwei großen Operationen Ende 2018 den Vorsitz des Vereins abgegeben hat, ist es ruhiger um ihn geworden. Doch der gebürtige Niederschlesier ist weiterhin in Gottesdiensten aktiv und übernimmt Predigtdienste und Klavierbegleitungen in der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde Wipperfürth.

Geboren wurde Rauer am 26. November 1941 in Sagan. Im Alter von vier Jahren kam er mit seinen Eltern und seinem Bruder durch die Nachkriegseinwirkungen nach Hückeswagen, zunächst ins Sammellager Saal Kox auf Scheideweg, dann in eine Wohnung an der Markt- und später an der Peterstraße. „Das erste Möbelstück, das angeschafft wurde, war ein Klavier“, erinnert sich der 79-Jährige. Er besuchte zunächst die Volksschule in Hückeswagen. Als die Familie nach Lennep zog, machte er dort den Abschluss, holte später die Fachhochschulreife auf dem Abendgymnasium nach und begann in Essen ein Ingenieurstudium mit Fachrichtung Verfahrenstechnik. Seine Arbeitgeber waren unter anderem die Lenneper Firmen Haas und Barmag.

Schon sein ganzes Leben hat sich Dieter Rauer für den christlichen Glauben und die Hilfe von Bedürftigen eingesetzt. Bei einer Bibelfreizeit im holländischen Doorn lernte er 1963 seine heutige Ehefrau Gertrud kennen. 1978 zog das Paar mit Rauers Eltern ins selbst gebaute Zweifamilienhaus an die Sperberstraße. Drei Kinder sind aus der Ehe hervorgegangen, dazu kommen fünf Enkelkinder.

Trotz Arbeit, vielen beruflichen Reisen, Haus, Garten und Familie war Dieter Rauer immer auch ein aktives Gemeindemitglied. „Ich war etwa 35 Jahren in der Gemeindeleitung der Kreuzkirche tätig, davon 15 Jahre als Gemeindeleiter, zwölf Jahre als Leiter des Männerchors, zwölf Jahre in der Jugendarbeit und zwei Jahre als Leiter der Sonntagsschule“, zählt er auf. „Heute frage ich mich, wie ich das alles geschafft habe.“

Für sein Engagement in der Islandtafel, eine Anlaufstelle für Bedürftige, wurde der Menschenfreund mit dem großen Herz vom FDP-Ortsverein mit dem Liberalen Bürgerpreis 2014 ausgezeichnet. Mit mehreren Gleichgesinnten hatte Rauer zur Gründung dieser sozialen Einrichtung maßgeblich beigetragen. „Ich hatte damals einen Trümmerbruch der Ferse, und die Firma war insolvent. Daher war ich freigestellt und konnte Vollzeit einsteigen“, erinnert er sich an die Anfänge der bis heute bestehenden Einrichtung. Gertrud Rauer hatte sich zusammen mit ihrer Freundin Hildegard Brauch schon früh für Randgruppen eingesetzt und für die sogenannten Brunnenleute, die sich hinter dem ehemaligen Bahnhof trafen, Kuchen gebacken und Kaffee gekocht. Gemeinsam mit dem damaligen Pastor der Kreuzkirche, der Polizei und dem Ordnungsamt hätte man dann überlegt, eine Anlaufstelle für Bedürftige einzurichten. So entstand die Islandtafel, die gut angenommen wurde und später um eine Kleiderkammer, ein Möbellager und ein Jugendcafé erweitert wurde „Es kamen zeitweise bis zu 50 Gäste, die auch ein Mittagessen erhielten“, sagte Rauer, der auch selbst am Herd stand und gerne schlesische Brühklöße mit geräuchertem Bauch und Sauerkraut isst.

Rückblickend würde er in seinem Leben nichts anders machen. „Es ist nicht immer alles glatt gelaufen, aber wo es Schwierigkeiten gab, hat mir der Glaube geholfen.“ So auch nach der letzten Operation. Das Bibelzitat „Ich lebe und ihr sollt auch leben“ (Joh. 14,19) habe er in dieser Zeit für sich in Anspruch genommen. „Und wir sind dankbar, dass wir uns beide noch haben. Das ist ein großes Geschenk“, sagt der Familienvater und schenkt seiner Ehefrau einen liebevollen Blick. Zwei Wünsche sind noch offen: „Wir würden gerne unsere Diamanthochzeit 2025 feiern und noch einmal nach Kroatien reisen“, verrät Rauer.

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