Food-Saver in Hückeswagen 50 Stunden Filmmaterial gesammelt

Hückeswagen · Eine Film-Studentin aus Saarbrücken dreht und schneidet derzeit einen Dokumentarfilm über die Hückeswagener Foodsaver. Die 25-Jährige war bei den Abholungen und den Verteilungen der Lebensmittel mit der Kamera dabei.

 Lisa Roisch mit der Kamera auf der Schulter.

Lisa Roisch mit der Kamera auf der Schulter.

Foto: Wolfgang Weitzdörfer

Die Foodsaver der Schloss-Stadt sind demnächst auch auf Film zu sehen. Wenn alles nach Plan verläuft, wird der gut 30 Minuten lange Dokumentarfilm über die Arbeit der Gruppe Mitte Oktober fertig sein und kann dann auch auf der Facebook-Seite der Lebensmittelretter zu sehen sein. Regisseurin ist eine 25 Jahre alte Studentin an der Hochschule der Bildenden Künste Saar, die dort derzeit den Diplom-Studiengang Media Art und Design mit dem Schwerpunkt Dokumentarfilm absolviert.

Lisa Roisch studiert seit vier Jahren, der Foodsaver-Film entsteht im Rahmen einer Seminararbeit. „Ich habe zuvor mit Kabarettisten oder anderen Gruppen gedreht, aber immer kürzere Sachen. Das ist jetzt mein erster mittellanger Film“, sagt die 25-Jährige. Der Kontakt zur Schloss-Stadt ist auf privatem Weg entstanden, zudem auf einem für die heutige vernetzte Welt vermutlich gar nicht so ungewöhnlichen. „Ich habe das Online-Spiel Pen & Paper gespielt, dort bin ich in Kontakt mit Nick gekommen, dem Schwager von Melanie Kirschsieper, die ja bei den Foodsavern sehr aktiv ist“, erzählt Lisa Roisch. Über diese Online-Bekanntschaft entwickelte sich ein eine Freundschaft, und seit acht Monaten sind die beiden ein Paar. „Dadurch bin ich natürlich auch mit dem Thema Foodsaver in Kontakt gekommen. In Saarbrücken gibt es gerade einmal zwei Verteilstellen, was schon verwunderlich ist“, sagt die 25-Jährige. Sie habe das Thema fasziniert, und weil sie ohnehin auf der Suche nach einem Thema für ihre Seminararbeit gewesen sei, habe sie beschlossen, die Foodsaver zu begleiten. Zunächst einmal habe sie sich auf Recherche vor Ort begeben. „Noch ohne Kamera. Ich habe mir das Ganze erst einmal angesehen“, sagt die 25-Jährige.

Dann sei sie zwei Wochen lang mit der Kamera bei verschiedenen Terminen dabei gewesen. „Ich war bei Abholungen in Rita’s Weinlädchen, bei der Gulaschkanone am Wochenmarkt, im Café KiWie und bei verschiedenen Garagenverteilungen dabei“, sagt Lisa Roisch. Dabei habe sie durchaus bemerkt, dass nicht jeder Abholer begeistert von ihrer Kamera gewesen sei. „Ich bin zwar im Vorfeld angekündigt worden, aber nicht jeder wollte bei der Lebensmittelabholung gefilmt werden“, sagt die 25-Jährige. Vielleicht seien die Menschen etwas abgeschreckt gewesen, weil das Lebensmittelretten immer noch etwas den Ruf von Bedürftigkeit verströme. „Aber am Ende waren die Garagen dann doch leer“, sagt Lisa Roisch und lacht.

Ein wichtiger Termin sei auch die Polonaise am Altstadtfest-Samstag über die Islandstraße gewesen. Dort habe sie einiges an Filmmaterial zusammenbekommen, sagt die 25-Jährige. „Da waren die Leute auch total offen, haben sich filmen lassen und auch etwas erzählt. Vor allem die älteren Menschen.“ Gerade Senioren hätten der jungen Filmemacherin viel über ihre Beweggründe, Lebensmittel zu retten, erzählt.

Die jüngeren Altstadtfest-Besucher hingegen hätten sie zwar filmen lassen, wären aber nicht so gesprächig gewesen. Aber vielen wird die junge Frau mit der großen Kamera auf der Schulter aufgefallen sein, die den Samstagnachmittag über die Islandstraße rauf- und runtergeflitzt ist. In ihren Wochen in Hückeswagen hat die 25-Jährige etwa 50 Stunden Filmmaterial mit der Kamera eingefangen. „In Saarbrücken werde ich das nun alles sichten und sortieren. Für die Postproduktion habe ich bestimmt auch noch einmal vier Wochen zu tun. Insgesamt, das ist ein Richtwert, kann man bei einem 30-minütigen Dokumentarfilm ein halbes Jahr Arbeit veranschlagen“, sagt Lisa Roisch. Da sie das Projekt zudem ganz alleine stemme, sei sie für alle Aspekte ihres Films selbst verantwortlich. „Da ist es dann ganz gut, einen großen Pool an Filmmaterial zu haben, weil hier mal der Ton nicht gut ist, dort jemand im Bild steht oder beim Erzählen stammelt“, sagt die Studentin.

Sie habe zwar einen Plan für ihren Film gehabt, aber eben kein komplettes Drehbuch. „Dadurch sind Dokumentarfilme oft etwas spontaner und improvisierter. Man weiß nie, wohin die Reise geht“, sagt Lisa Roisch – und man sieht ihr dabei an, dass es genau das ist, was das Medium für sie so besonders macht.

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