Hückeswagener Unternehmen wird von Mutter und Tochter geführt 30 Jahre Frauen-Power bei Firma Windt

Hückeswagen · Seit dem Tod von Unternehmensgründer Herbert Windt führen dessen Ehefrau Ingrid und Tochter Meike die Firma in Eigenregie weiter – und das seit mittlerweile drei Jahrzehnten. Die Seniorchefin ist zudem bereits 81 Jahre alt.

 Ingrid Windt arbeitet mit ihren 81 Jahren noch immer mit im Zwei-Frauen-Betrieb Windt Industrie- und Hygienebedarf. Tochter Meike Windt (51) freut sich, dass die Mutter noch so agil und fit ist.

Ingrid Windt arbeitet mit ihren 81 Jahren noch immer mit im Zwei-Frauen-Betrieb Windt Industrie- und Hygienebedarf. Tochter Meike Windt (51) freut sich, dass die Mutter noch so agil und fit ist.

Foto: Jürgen Moll

Fast jeder Hückeswagener ist schon einmal über eine der Schmutzmatten gelaufen, die am Eingang vieler Einzelhandelsgeschäfte oder der Postfiliale am Bahnhofsplatz liegen. Dass sie von der Hückeswagener Firma Windt stammen, wissen jedoch die Wenigsten. Das Unternehmen beliefert seit etwa 60 Jahren die Industrie und Gastronomie im Umkreis mit Hygieneartikeln (s. Info-Kasten). Mit Stolz können Ingrid Windt und ihre Tochter Meike auf die vorigen 30 Jahre blicken, in denen sie die Firma allein geführt haben. „Wir sind ein kleiner Zwei-Frau-Betrieb“, bringt es Meike Windt auf den Punkt.

So gut wie täglich übernimmt ihre Mutter einen Teil der Büroarbeit – und das mit fast 82 Jahren. Nach dem Tod ihres Ehemanns Herbert 1992 war es für die vierfache Mutter ein Sprung ins kalte Wasser. „Wir haben damals unsere Läden für Berufsbekleidung in Lüdenscheid, Remscheid und Hückeswagen zugemacht und uns verkleinert, damit wir das überhaupt schaffen konnten“, erinnert sich Ingrid Windt. „Ich hatte vier Kinder, das Geschäft, ein noch nicht abbezahltes Haus, aber wir haben es geschafft.“ Da keiner aus der Familie mit in den Betrieb einsteigen wollte, gab Meike Windt ihren damaligen Bürojob auf, um ihrer Mutter zur Seite zu stehen.

Heute, 30 Jahre später, sind die beiden Power-Frauen ein perfekt eingespieltes Team. Während sich die Mutter am Vormittag um die Buchhaltung, Lieferscheine und Rechnungen kümmert, übernimmt ihre Tochter den kompletten Außendienst samt Auslieferungen. „Meine Mutter hat noch lange Zeit mit der Schreibmaschine gearbeitet, bis ich sie zu einem Computer-Kursus überreden konnte“, sagt die 51-Jährige und schmunzelt. Nach zwei Kursen an der Volkshochschule klappt das Arbeiten auch am Laptop.

Wie lange es die Firma Windt in Hückeswagen gibt, kann die 81-Jährige gar nicht genau sagen. „Es gab sie ja schon, als ich meinen Mann 1965 geheiratet habe“, rechnet sie zurück. Mehrmals ist die Firma umgezogen – von Westhofen nach Wiehagen, später nach Grunewald in Hämmern und an den Mühlenweg. Seit fünf Jahren ist das Büro in der Souterrain-Wohnung Am Johannesstift untergebracht, die Lager sind im Stadtgebiet verteilt.

Der Traumjob ist es für Meike Windt nicht, die nach der Ausbildung zur Pferdewirtin hauptberuflich zwar in Büros beschäftigt war, nebenberuflich aber viele Jahre in der Gastronomie gearbeitet hat. „Ich habe oft am Wochenende gekellnert bei der Firma Wielpütz, im Hansecafé und in der Tapas-Bar“, zählt die 51-Jährige auf. Auch Ingrid Windt war in dieser Branche tätig, hatte im „Hotel zur Post“ bedient und von 1965 bis 1970 die ehemalige Gaststätte „Zur Fuhr“ geführt. Damals schon als Mutter ihrer Kinder Axel und Kerstin, 1970 kamen die Zwillinge Andrea und Meike zur Welt.

Die Firma haben die beiden Frauen auch durch die Corona-Krise und die Hochwasser-Katastrophe gebracht. Die Schließung der Gastronomie und vieler Einzelhändler im Lockdown haben die Geschäftsführerinnen ebenso gespürt wie die Lieferengpässe. Vom Hochwasser waren ebenfalls einige Kunden betroffen. Die Kunden schätzen das Organisationstalent und die absolute Verlässlichkeit, mit der Meike Windt ihre Arbeit angeht. „Von den Kunden meines Vaters ist nicht einer abgesprungen“, sagt sie nicht ohne Stolz. Dafür hat die Hückeswagenerin aber auch hart gearbeitet und sich nie einen längeren Urlaub als vier bis maximal zehn Tage am Stück gegönnt. Und krank werden geht schon mal gar nicht. Die liebevoll gestaltete Terrasse am Haus, sportliche Aktivitäten und Saunagänge sind für die 51-Jährige der Ausgleich zum Alltagsstress.

Ingrid Windt hingegen kann sich ihren Alltag mittlerweile angenehmer gestalten. Nach der Zeit im Büro trifft sie sich zum Frauenkränzchen, zweimal im Jahr geht‘s für je drei Wochen in den Urlaub nach Andalusien. Ans Aufhören denkt sich nicht: „Es wäre schlimm, wenn ich gar nichts mehr im Büro machen könnte.“

Mit der Firma sind die beiden Frauen nicht reich geworden, wie sie sagen, können aber zufrieden leben. Am 11. August, dem Todestag von Herbert Windt, kann das Mutter-Tochter-Gespann auf seine bisher 30-jährige Zusammenarbeit zurückblicken. Aber das ist nicht alles, was in der Firma Windt gefeiert wird. „Wir beide machen auch jedes Jahr eine Weihnachtsfeier“, verrät Meike Windt und lacht.

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