Sportliche Erfolgsgeschichte aus Hückeswagen 15 Jahre Prellball beim TV Winterhagen
Winterhagen · Leidenschaft, persönlicher Einsatz und die richtigen Mitstreiter sind Gründe für eine sportliche Erfolgsgeschichte der Familie Köthe. Der Prellballsport in Hückeswagen wuchs zu einem bundesweit wirksamen Aushängeschild des TVW.
Es ist der 19. April 2015, ein herrlicher Sonntag in Bremen. Draußen unweit der Nordsee herrschen mit 15 Grad frühlingshafte Temperaturen bei nur leichter Bewölkung, während drinnen in der Klaus-Dieter-Fischer-Halle des ruhmreichen Mehrspartenvereins SV Werder Bremen fünf junge Frauen aus Hückeswagen dem Fotografen freudestrahlend einen Siegerpokal und eine Urkunde entgegenstrecken. Leonie Bielitza, Nina Mörch, Melissa Liesen, Marlene Wenzlokat und Annika Köthe sind in ihrer Altersklasse Deutsche Meisterinnen im Prellball geworden. Was sich aus überregionaler Sicht wie eine unspektakuläre Nachricht aus dem Sportteil der Zeitung anhört, ist aus Sicht der Verantwortlichen, die im Breitensport der Schloss-Stadt tätig sind, schlichtweg sensationell. Es ist eine Krönung einer Entwicklung, die in institutionalisierter Form am 8. September 2004 den Anfang genommen hatte.
In der Meldungsspalte der Bergischen Morgenpost jener Tage ist zur Abteilungsgründung kurz und knapp festgehalten: „Neu im Angebot des TV Winterhagen ist eine Prellballgruppe für Jungen und Mädchen ab acht Jahren. Übungsleiter ist Michael Köthe.“
Heute, 15 Jahre später, sitzt selbiger auf seiner Terrasse in Heidt und lehnt sich gelassen zurück. „Wir haben die Gruppe damals hauptsächlich über Mundpropaganda aufgebaut“, erinnert er sich. Mit „wir“ meint er unter anderem seine Ehefrau Susanne, seine beiden Kinder Christina und Annika – damals zwei und ieben Jahre alt – und natürlich sich selbst. Über Ursachen und Motive, ausgerechnet beim TV Winterhagen eine derartige Gruppe in einer Randsportart zu installieren, ließe sich ein halbes Buch füllen. So haben etwa Carmen Otto und Gabi Lorse vom Verein in unmittelbarer Nachbarschaft ebenso mitgeholfen, wie die Eltern der jungen Sportler oder das weitere Umfeld des Ehepaars Köthe. Während Michaels Vater Hans-Otto Köthe bereits in den 1970er Jahren beim Haaner TV (Kreis Mettmann) Prellball spielte, stand für Susanne Köthe, die beim TBH und beim TV Rade aktiv war, der im Jahr 2012 verstorbene Fred Frauendorf als sportlicher Mentor Pate.
Jenseits des Fußball- und Handballsports bestimmte damals die äußerst erfolgreiche Trampolinabteilung die lokale Sportberichterstattung über den Turnverein, und in diesem Windschatten nahm eine unvergleichliche Erfolgsgeschichte seinen Lauf. „Richtig ist, dass es am Anfang Höhen und Tiefen gab und so einige Jugendliche wieder gegangen sind. Doch ein Kern ist zusammengebelieben“, sagt Köthe. Und dieser Kern – familiär gefestigt – entwickelte große Anziehungskräfte in Schule und Freundeskreis: Die Abteilung wuchs und mit ihr die Anzahl von Spieler und Teams. „Das kann nur gelingen, wenn man mit großem persönlichem Einsatz auch außerhalb des eigentlichen Prellballsports zur Stelle ist. Es galt, Begeisterung zu wecken und den Zusammenhalt zu fördern, etwa beim gemeinsamen Zelten im Garten“, sagt Köthe und schaut auf die Gründungszeit zurück. Zu dieser Gemengelage gesellten sich erste sportliche Erfolge, die einen Höhepunkt in der bremischen Meisterfeier von 2015 fand. Erst einige Zeit später, so berichtet Köthe, habe man überhaupt realisiert, was da passiert ist. „Man muss sich einmal vorstellen, da waren neun gleichstarke Teams am Start – und wir haben gewonnen!“
Damit diese Erfolge, die sich bis heute fortsetzen, nicht nur eine kleine Episode in der Hückeswagener Sportgeschichte bleiben, setzen die Köthes auf die kontinuierliche Nachwuchsarbeit. Immer wieder, sowohl bei den Jungen als auch bei den Mädchen, wachsen neue Teams nach, während die Erwachsenen mittlerweile in der Bundesliga spielen. Auch diese Entwicklung skizziert Michael Köthe gelassen und mit einer inneren Ruhe, weiß er doch, welche Stützen ihm seine Frau und seine beiden Töchter bei dem großen Vorhaben sind.
Natürlich kann auch Michael Köthe nicht in die Zukunft sehen und beurteilen, welcher Weg der richtige ist: Die Förderung der Breite, so wie er meint, oder doch die Konzentration auf die sportliche Spitze? Und irgendwo in einer Sporthalle draußen im Land des Jahres 2019 strecken erneut junge Sportler aus Hückeswagen den Fotografen einen Siegerpokal und eine Urkunde entgegen.