Hückeswagen Historische Trafostation aus Herweg wird im Museum neu aufgebaut

Hückeswagen · Das alte Trafohäuschen nahe der B 483 wird demnächst in drei Stücke zerteilt und soll dann im Lindlarer Freilichtmuseum ein neues Zuhause finden.

 Die Trafostation im Jahr 1930 (l.) und heute.

Die Trafostation im Jahr 1930 (l.) und heute.

Foto: RWE / www.naturlinse.de

Das Abriss-Schicksal bleibt der historischen Trafostation, die etwa 50 Meter von der Bundesstraße 483 in Herweg entfernt am Rande einer Wiese steht, erspart. Exakt 100 Jahre nach ihrer Errichtung wird sie noch im September abgebaut, nach Lindlar ins Freilichtmuseum des Landschaftsverbands Rheinland transportiert und dort im Herbst wieder original aufgebaut. Das teilte jetzt Michael Kamp, der Leiter des LVR-Freilichtmuseums Lindlar, auf Anfrage der BM mit.

 Die Trafostation im Jahr 1930 (l.) und heute.

Die Trafostation im Jahr 1930 (l.) und heute.

Foto: RWE / www.naturlinse.de

"In der 100 Jahre alten Trafostation Herweg spiegeln sich vielfältige Facetten der Geschichte wider", berichtete Kamp. So entstand sie im gleichen Jahr wie das seinerzeit größte deutsche Steinkohlekraftwerk in Düsseldorf-Reisholz. Von dort gelangte auch die elektrische Energie über Freileitungen in die Station zwischen Hückeswagen und Radevormwald. Deren Aufgabe war es, diesen in Haushaltsstrom mit 220 und 380 Volt Spannung umzuwandeln.

"Für die Bauernhöfe in Herweg begann eine neue Zeit", erläuterte Kamp. "Der elektrische Strom erhellte abends nicht nur ihre Häuser, sondern seine Kraft half auch, den eklatanten Arbeitskräftemangel in der Landwirtschaft mit Elektromotoren zu bewältigen." Die 1899 gegründete Bergische Licht- und Kraftwerke GmbH in Lennep betrieb das ländliche Stromnetz, das sich kurz vor dem Ersten Weltkrieg rasch um Hückeswagen entwickelt hatte.

"Einige der markanten Umspannstationen in Hückeswagen wie an der L 68 in Straßburg oder an der Wupper sind als Bauwerke bis heute erhalten, werden aber nicht mehr für die Energieversorgung genutzt", sagte der Museumsleiter. Sie seien individuell gestaltet und sollten als kleine Industriebauten auf den ersten Blick nicht als solche erkennbar sein. So verkörpere die Umspannstation Herweg mit ihrem Mansarddach und ihrer Schieferverkleidung den so genannten bergischen Heimatstil. Kamp: "Diese an Vorbildern aus der Vergangenheit orientierte Bauweise der Trafostationen war einst im gesamten Rheinland und darüber hinaus verbreitet."

Denn schon früh sahen sich die Energieversorgungsunternehmen großer öffentlicher Kritik ausgesetzt, die ihnen vorwarf, dass ihre Bauten und Freileitungen die Landschaft "verschandeln" würden. "In der Argumentation werden durchaus Parallelen zu der heute in der Öffentlichkeit ähnlich emotional geführten Diskussion um die Standortfrage bei Windkraftanlagen deutlich", sagte Kamp.

Jetzt, nach den Sommerferien, soll die Trafostation Substanz schonend in drei große Teile zerlegt und nach Lindlar transportiert werden. Dort wird sie in der Nähe der Museumsgaststätte Lingenbacher Hof wieder aufgebaut. Die Versetzung des Gebäudes ist Teil der Präsentation "Krieg und Licht", die ab Frühjahr kommenden Jahres als Teil der LVR-Verbundausstellung "1914 – Mitten in Europa" im Freilichtmuseum Lindlar gezeigt wird und die Geschichte der Elektrifizierung des Bergischen Landes veranschaulicht.

(RP)
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