Hückeswagen Heute die letzte Zigarette in der Kneipe

Hückeswagen · Wie reagieren Kneipengänger, Nichtraucher und Raucher auf das neue Nichtraucherschutz-Gesetz, das ab morgen auch in Hückeswagen gilt? Die BM befragte Wirte und Kunden in den Gaststätten. Die Meinungen gehen weit auseinander.

Das bringt die Nichtraucherschutz-Novelle
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Foto: NGZ

Eine ungestörte Skat-Runde im Kolpinghaus wird es für Petra Möller in Zukunft nicht mehr geben. Beim nächsten Skat-Abend muss die Hückeswagenerin das Spiel für jede Raucherpause unterbrechen, um vor die Tür zu gehen. Grund ist das neue Nichtraucherschutz-Gesetz, das den Wirten ab heute so gut wie keine Schlupflöcher und Sonderregelungen mehr erlaubt. Petra Möllers Spielpartner Bernd Lämmer ist Nichtraucher und sieht dem Rauchverbot daher gelassen entgegen. "Mir ist das schon lieber. Bisher habe ich mich aber angepasst", sagt er.

Die Wirte sind auf das neue Gesetz nicht besonders gut zu sprechen. Kolping-Wirt Walter Milone: "Man sollte den Leuten die Entscheidung selbst überlassen, es wird ja keiner gezwungen." Im Gegenzug könnte sich der Wirt jedoch auch vorstellen, neue Kunden zu gewinnen. "Vielleicht kommt dann auch der eine oder andere Nichtraucher in die Kneipe", hofft er. Vor Regen und Kälte schützende Anbauten kann er an dem Gebäude jedoch nicht installieren: "Das Haus ist denkmalgeschützt", sagt Milone.

Der Kneipengänger und ehemalige Wirt Uwe Mareck fühlt sich durch die neue Regel in seinem Persönlichkeitsrecht eingeschränkt. "Die Verlagerung der Raucher nach draußen wird sich bitter rächen", sagt Mareck. Er befürchtet vermehrte Anzeigen wegen Ruhestörung.

Ein Grund für das Rauchverbot ist der Schutz des Personals. "Wir haben aber gar keine Angestellten", sagt der Wirt der Traditionskneipe "Alt Hückeswagen" bitter. Eine Stammkundin befürchtet sogar das Aus für die kleinen Eckkneipen. "Wenn ich nicht mehr rauchen darf, bleibe auch ich zu Hause", kündigt eine 61-jährige Raucherin an. Für Restaurants hält sie ein Rauchverbot jedoch für verständlich.

Falko Möllenberg, Gastwirt des "Kö 3", befürchtet keine Einbußen. "Wir sind zu 30 Prozent ein Speiselokal", sagt er und begründet damit seine Zuversicht. Die Überbrückungszeit vom teilweisen bis zum absoluten Rauchverbot in Kneipen sei seiner Meinung nach lange genug gewesen. Schlupflöcher, wie beispielsweise die Deklarierung der Kneipe als Raucherclub, gibt es ab sofort nicht mehr.

Was nun mit dem Warnschild "Raucher-Gaststätte" an der Eingangstür des "Paul's" passiert, ist noch ungewiss. Wirt Rolf Busch hat sich dazu noch keine Gedanken gemacht. "Ich lasse es auf mich zukommen. Kunden verliere ich aber auf jeden Fall", ist er überzeugt. An seiner Theke sitzt ein 28-jähriger Gast mit Zigarette, der sich dennoch freut. "Ich finde es gut, denn dann kann ich mit meiner schwangeren Frau wieder gemeinsam hierherkommen", sagt der Hückeswagen, der sich das Rauchen in Kürze abgewöhnen will.

Biologie-Student Sinan-David Müller gibt zu: "Jeder weiß, dass Rauchen grundsätzlich ungesund ist. Dennoch gehört es zur Kneipenkultur einfach dazu", meint der 23-Jährige. Sein Freund Daniel Knispel hat das Verhalten der Kneipengäste zuletzt beobachtet. "Es gibt Räume für Nichtraucher, die aber zumindest bei uns in der Kleinstadt nicht genutzt werden", sagt er.

Martin Schneider, der auf ein Würfelspiel den "Alten Markt" besucht, freut sich auf die bessere Luft. Dennoch hält er das Gesetz für eine "arge Bevormundung". "Bisher ist das Rauchverbot in Hückeswagen sehr kulant gehandhabt worden, doch jetzt haben die Wirte Angst vor Bußgeld", sagt Schneider und denkt schon einen Schritt weiter: "Ist die nächste Stufe dann ein Alkoholverbot?", fragt er und stellt die rein hypothetische Frage zur Diskussion in den Wirtsraum.

(heka)
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