Hegering Hückeswagen Schweine und Käfer machen Jägern Sorge
Hückeswagen · Die Gefahr, die von beiden Tierarten ausgeht, war ein großes Thema bei der Hegering-Versammlung.
Dieses Jahr wird Unruhe in die Wälder bringen: Weil sich die Borkenkäfer im Rekordsommer 2018 extrem vermehrt haben, müssen großflächig Bäume gefällt werden, um noch nicht befallene Bestände zu schützen. „Die Fällungen werden das Wild stark beunruhigen, darauf müssen wir uns einstellen“: Das sagte Hans-Friedrich Hardt, Obmann für Ökologie in der Hückeswagener Jägerschaft, am Freitagabend bei der Hauptversammlung des Hegerings im Kolpinghaus.
Hardt, Forstwirt und ehrenamtlich Vorstandsmitglied im Waldbauernverband NRW, sprach von der „schlimmsten Borkenkäfer-Plage seit 1947“. Nur wenn das Frühjahr und der Sommer kühl und nass ausfielen, könne sie eingedämmt werden. Hardt: „Folgt auf 2018 wieder so ein langer, heißer und trockener Sommer, wird es bald keine Fichte mehr in Deutschland geben.“ Andere, widerstandsfähige Bäume müssten angepflanzt werden. Diese „Zukunftsbäume“ bräuchten mehr Schutz unter anderem vor Verbiss durch Rehwild als die Fichte. Das bedeute mehr eingezäunte Schonungen und weniger Freifläche für das Wild. Der sich rasant vermehrende Käfer ist zur realen Gefahr geworden. Sorgen macht aber auch eine potenzielle Gefahr, die von weitaus größeren Tieren ausgeht: Die Bedrohung durch die Afrikanische Schweinepest ist noch nicht gebannt. Dieses Thema sprach Kreisjagdberater Baldur Neubauer an. In Tschechien werde zwar „Entwarnung“ gemeldet, die Schweinepest habe sich aber ansonsten ausgebreitet, auch in Richtung Westen und bis nach Belgien. Landesweit seien Krisenstäbe gebildet worden, auch im Oberbergischen. Die Jägerschaft sei eingebunden. Von ihr werde unter anderem die intensive, langwierige Kadaver-Suche in den Revieren erwartet, wenn es einen Seuchenfall in der Region geben sollte. „Ohne uns Jäger und unsere Ortskenntnis geht da nichts“, sagte auch Manfred Kind, der Vorsitzende der Kreisjägerschaft Oberberg.
Überdies werde eine verstärkte Bejagung der Wildschweine in den gefährdeten Bereichen erwartet. Offen sei, wer sich um die vielen Kilometer Schutzzaun kümmern soll, die um ein Seuchen-Kerngebiet gezogen werden müssen. Baldur Neubauer: „Wir sind skeptisch, ob das alles so machbar ist, wie es geplant wird.“ Im laufenden Jagdjahr, das am 1. April 2018 begonnen hat und am 31. März endet, wurde in den Hückeswagener Revieren deutlich weniger Schwarzwild geschossen als im Jagdjahr zuvor. Das berichtete Dr. Johannes Tingelhoff als Leiter der Hegegemeinschaft innerhalb des Hegerings. 85 Sauen lagen auf der Strecke, 46 Prozent weniger als im Jagdjahr 2017/2018. Leicht rückläufig war die Rehwild-Strecke mit 163 Tieren, von denen 26 bei Unfällen auf den Straßen verendeten. Außerdem wurden 74 Füchse geschossen, 26 Dachse, einige wenige Feldhasen und Stockenten. Die Vögel von Falkner Detlef Gassmann schlugen 66 Krähen und sieben Elstern.
Der Hegering unter dem Vorsitz von Johannes Meier-Frankenfeld hat 90 Mitglieder. Sie sehen sich nicht nur der Hege der Wildtiere verpflichtet, sondern auch dem weiter gehenden Naturschutz. Hans-Friedrich Hardt regte an, im neuen Jagdjahr in landwirtschaftlich nicht genutzten Bereichen der Reviere so etwas wie Wildblumen-Inseln am und im Wald anzulegen, um damit Lebensraum für bedrohte Insektenarten zu schaffen. Dabei streben die Jäger die Zusammenarbeit mit anderen Naturschutz-Organisationen der Region an.