Hückeswagen Harte Fakten müssen herFür und Wider

Hückeswagen · Heißer Draht Leser sagen ihre Meinung

Im Jahr 2001 präsentierte ein Fachbüro die – bislang – letzte Einzelhandelsstudie für die Stadt Hückeswagen. Eine Kernaussage: Es sollten keine weiteren Lebensmittel-Discounter angesiedelt werden, da das nur zum Verdrängungs-Wettbewerb führe, ohne zusätzliche Kaufkraft zu binden. Ist diese Aussage sechs Jahre später überholt? Tatsache ist, dass kurz nach der Studie den Empfehlungen der Gutachter zum Trotz noch ein Discounter angesiedelt wurde: Aldi am Etapler Platz. Und nun soll Lidl, eventuell im Kombi-Pack mit Edeka, noch dazu kommen? Und womöglich ein weiterer Lebensmittelmarkt in den geplanten GBS-Neubau einziehen? Dann dürfte sich allerdings die Frage stellen, wer weichen muss und welcher Leerstand dadurch im Zentrum entsteht. Lidl kann für die Stadt interessant sein – aber wohl nur in Kombination mit anderen Einkaufsangeboten aus dem Non-Food-Bereich. Für „West 3“ sind das Dänische Bettenlager, der Raiffeisenmarkt und eine Tankstelle im Gespräch. Das Garten-Center Geesdorf gibt es dort bereits. Alles zusammen kann den Standort für Kunden interessant machen. In der Innenstadt wird es diese Kombi schlicht nicht geben können, dafür fehlt der Platz. Die eigentliche Frage ist nicht, ob Lidl ins Zentrum kommt oder in den Außenbereich, auch wenn sie derzeit die Diskussion beherrscht. Entscheidend ist vielmehr eine Antwort darauf, ob Hückeswagen ein neues Einkaufszentrum, in dem Lidl nur ein Teil des Puzzles ist, jenseits der Stadtmitte braucht und dadurch insgesamt mehr Kaufkraft in der Stadt gebunden werden kann. Das ist keine Glaubensfrage, dazu müssen Gutachter harte Fakten vorlegen. Vieles spricht für eine aktualisierte Einzelhandelsstudie.

„West 3“ erhitzt weiterhin die Gemüter. Die Meinung der Hückeswagener ist geteilt.

Klaus Bäcker von der Ringstraße sagt: „Wir haben zwei Aldi-Märkte, das reicht in diesem Segment. Würde der Edeka-Markt auf Wiehagen wegen der Konkurrenz durch Lidl schließen, hätten wir nur noch die Großen in der Stadt.“ Klaus Bäcker schätzt die Qualität des Angebotes im Edeka-Markt und im extra-Markt im Zentrum: „Die dürfen nicht verdrängt werden.“ Auch der Raiffeisenmarkt müsse bleiben: „Der gehört nach Hückeswagen.“

Inge Rehling vom Dierl befürwortet ein Einkaufszentrum bei Junkernbusch: „Dort wird es bessere Parkmöglichkeiten geben als in der Innenstadt.“ Ihr missfällt die „Bürgersteig-Rallye mit Einkaufswagen im Zentrum“, und sie unterstreicht: „Wenn Lidl nicht nach Junkernbusch kommt, kaufe ich demnächst bei Lidl am Wipperhof, denn ich fahre ohnehin einmal in der Woche nach Wipperfürth, um im Reformhaus einzukaufen.“

Roswita Kiepert aus Großkatern spricht sich ebenfalls für „West 3“ aus: „Wer unbedingt bei Lidl einkaufen will, fährt sowieso hin, dann eben in eine Nachbarstadt.“ Die Sorge, dass der Discounter im Außenbereich dem Edeka-Markt oder Geschäften in der Innenstadt schade, hält sie deshalb für „stark übertrieben“. Außerdem hegt sie die Befürchtung: „Hückeswagen wartet wieder so lange, bis in Wipperfürth schon alles fertig ist. Dann muss sich der Einzelhandel in der Stadt tatsächlich Sorgen machen.“

Gerhard Höhfeld aus der Islandstraße ist hingegen ein Gegner des neuen Einzelhandels-Standorts im Außenbereich: „Das zieht Kunden aus der Innenstadt heraus.“

Michael Frey aus Wiehagen würde Lidl bei Junkernbusch begrüßen: „Es wird Zeit, dass der Markt in Wiehagen Konkurrenz bekommt, denn ich will preiswert einkaufen. Das kann ich jetzt nur in der Innenstadt, aber wie bringen Leute ohne Auto ihre Einkäufe vom Zentrum nach Wiehagen? Da leben immerhin auch ein paar tausend Menschen.“

Helga Böhm von der Hochstraße spricht sich für einen Lidl-Markt in der Innenstadt aus. „Was soll ein Supermarkt so weit draußen, wo doch viele kein Auto haben und nicht mobil sind?“ In den Supermärkten im Zentrum habe sie oft Probleme, mit dem Rollstuhl durch die Gänge zu kommen. „Ich hoffe, dass das bei Lidl anders sein wird.“

Marina Ortlieb schreibt per E-Mail u.a.: „Ich finde, dass Lidl, wenn er bei Kammerforst gebaut wird, keine Gefahr für den Einzelhandel in der Stadt ist.“ Im Übrigen sollten auch Anwohner aus dem Westen der Stadt, von Heidt, Winterhagen und Scheideweg, die Möglichkeit haben, fußläufig einen Lebensmittel-Laden zu erreichen, um nicht wegen jeder Kleinigkeit in die Stadt fahren zu müssen. Aldi in Kobeshofen störe ja auch keinen – „ist der denn keine Konkurrenz für die Innenstadt?“ fragt Marina Ortlieb.

(RP)
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