Hückeswagen Handel: Zentrum blutet aus
Hückeswagen · Wenn Lidl und andere Märkte bei Junkernbusch angesiedelt werden, „stirbt die Innenstadt“: Davon geht der örtliche Einzelhandel aus und mit ihm der Einzelhandelsverband. Die Händler wollen energisch Gegenwehr leisten.
Nicht immer sind die Hückeswagener Einzelhändler einig untereinander gewesen. „,West 3’ hat uns wieder zusammengeschweißt“, sagte Uwe Heinhaus von der Werbegemeinschaft gestern im Pressegespräch. Das ist allerdings auch der einzige Pluspunkt, den er und seine Kollegen den Plänen der Stadt für einen neuen Einzelhandels-Standort im westlichen Außenbereich abgewinnen können. „Die Pläne beunruhigen uns sehr, sie tangieren die Innenstadt empfindlich. Es besteht große Gefahr, dass das Zentrum ausblutet“, unterstrich Dirk Sessinghaus, der als Vorsitzender des örtlichen Einzelhandelsverbandes am Gespräch teilnahm. Georg-Eicke Dalchow, Geschäftsführer des Bergischen Einzelhandelsverbandes, setzte noch einen drauf: „Es besteht nicht nur die Gefahr, es ist sogar mit Sicherheit so, dass die Innenstadt ausblutet, wenn ,West 3’ kommt.“
Widerspruch zur Landesplanung?
Er begründet das damit, dass die Stadtverwaltung dort nicht nur Lidl ansiedeln will, sondern auch andere Märkte. Dalchow: „Es geht doch da auf der grünen Wiese nicht nur um einen Lebensmittelmarkt für die Nahversorgung, sondern um ein regelrechtes neues Einkaufszentrum.“ Deshalb hege er Zweifel, dass die Bezirksregierung grünes Licht für die Pläne, die im Widerspruch zum Landesentwicklungsprogramm stünden, geben werde. Dalchows Warnung an die Verantwortlichen im Rathaus und in der Politik: „Man kann eine Stadt durch städteplanerische Fehlentwicklungen schnell in den Ruin führen.“
Den Ruin vor allem des so genannten inhabergeführten Einzelhandels, letztlich also der Fachgeschäfte, hat auch Einzelhändler Klaus Albus im Blick. „West 3“ führt nach seinen Berechnungen zu einer Verschiebung von 20 Prozent der Kaufkraft aus der Innenstadt heraus in den Außenbereich. „Dann sterben massiv Läden im Zentrum“, sagte er gestern. Leerstände machten die Innenstadt unattraktiv für Besucher, Einheimische wie Auswärtige. Albus hegt überdies die Befürchtung, dass „West 3“ im Laufe von Jahren ausgeweitet wird: „Das ist wie bei Leichengift; zuerst merkt man nichts, dann wirkt es Zug um Zug tödlich.“
Stadtstraße nicht lebenswichtig
Klargestellt wurde auch: Der örtliche Handel wehrt sich nicht gegen Lidl – nur gegen einen Standort des Discounters im Außenbereich. Die richtige Alternative sei die Ansiedlung am Schwarzen Weg angrenzend an das Klingelnberg-Gelände. Das Grundstück hat die Stadt erworben mit Blick auf den Bau der Stadtstraße, denn ein Teilstück der Trasse soll darüber verlaufen. Einig zeigten sich Einzelhandelsverband und Werbegemeinschaft aber gestern darin, dass im Abwägungsprozess die Sicherung des Einzelhandelsstandorts Vorrang haben sollte vor dem Bau der Straße. Albus: „Der Handel ist lebenswichtig, die Stadtstraße ist es nicht.“