Hückeswagen Großes Kino im eigenen Haus

Hückeswagen · Einen außergewöhnlichen Lieblingsplatz hat Jochen Pier: Im Keller seines Hauses hat sich der Hückeswagener Friedhofsverwalter vor sieben Jahren ein Heimkino eingerichtet und gleich dazu einen eigenen Filmclub gegründet.

Der Boden vibriert, ein gewaltiger Dolby-Surround-Klang hallt aus den Boxen, auf der großen Leinwand läuft ein Action-Streifen — und trotz der bequemen Kino-Sessel fühlt es sich an, als sei man mitten im Film-Geschehen. Wer bisher dachte, dass es in der Stadt kein Kino mehr gibt, irrt. 2004 begann Jochen Pier mit dem Bau seines ganz privaten Heimkinos. "Mit vier Campingstühlen und einer Dia-Leinwand zum Aufrollen", erinnert sich der 47-Jährige.

Sound lässt Gullydeckel vibrieren

Mittlerweile ist das 25 Quadratmeter große Privatkino in den Kellerräumen des Einfamilienhauses besser ausgestattet als so manches große Kino: Acht rote Komfort-Kinosessel bieten auch für eine lange Filmnacht einen bequemen Sitz. Ein HD-Beamer projektiert das gestochen scharfe Bild auf eine 2,81 mal 1,62 Meter große Rahmenleinwand.

Den gewaltigen Klang produziert das Yamaha 7.2 THX Soundsystem, das bei voller Lautstärke sogar die Gullydeckel vor dem Haus zum Vibrieren bringt. Daher wurde als erstes der gesamte Raum mit Schalldämmung eingekleidet, "damit die Nachbarschaft noch ruhig schlafen kann", sagt Jochen Pier schmunzelnd.

Entstanden ist die Idee zum Heimkino auf einer Geburtstagsfeier. "Mit Freunden diskutierten wir darüber, wie schade es ist, dass es in Hückeswagen schon lange kein Kino mehr gibt", sagt Pier. Zudem fanden es die Freunde lästig, für das Kino-Erlebnis immer in andere Städte fahren zu müssen. Aus dieser Diskussion heraus entstand der "MoF-Club". Anfangs bestand der private Filmclub aus vier, heute aus zehn Männern, die sich regelmäßig zu Kino-Abenden treffen. Neben Filmen sind Musik-Konzerte und Fußballspiele der Renner.

"Das große Highlight sind die Fußball-Europa- und Weltmeisterschaften", berichtet Pier, der auch alle Spiele von Bayern München am liebsten auf der Großleinwand verfolgt. Dann wird es eng, wenn sich bis zu 20 Personen im kleinen Kinoraum knubbeln, um die Nationalmannschaft anzufeuern.

Für ganz aktuelle Filme nehmen die Film-Fans auch die Fahrt zu einem Kino in Kauf. Zudem besucht die Gruppe vier bis fünf Live-Konzerte pro Jahr. "Den Frauen ist das oft zu laut", weiß der Friedhofsverwalter, der sonst an seinem Arbeitsplatz Am Kamp von Stille umgeben ist. Der Lärmpegel im Heimkino reicht schon mal bis an 110 Dezibel heran. Vor einigen Jahren wurde das Kino noch um einen Raum erweitert. Im Vorraum werden die Freunde an einer Bar mit Getränken und Musik begrüßt. Ganz nach dem Vorbild der "großen" Kinos gibt es eine Eis- und eine Popcorn-Maschine. Für die Zukunft plant Pier die Umrüstung auf 3D. "Dafür muss die Technik aber ausgereift und erschwinglich sein."

(heka)
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