Hückeswagen Große Kunst ganz locker

Hückeswagen · In der Pauluskirche wurden am Samstag Auszüge aus Bachs "Weihnachtsoratorium" aufgeführt. Die Sänger und Musiker wussten zu begeistern, und ein sympathischer "Störenfried" half den Zuschauern "auf die Sprünge".

 In der gut besuchten Pauluskirche präsentierten der Kammerchor, mehr als 30 Projektsänger, Musiker der "Bergischen Sinfonietta" und drei Gesangssolisten am Samstag Auszüge aus Bachs "Weihnachtsoratorium".

In der gut besuchten Pauluskirche präsentierten der Kammerchor, mehr als 30 Projektsänger, Musiker der "Bergischen Sinfonietta" und drei Gesangssolisten am Samstag Auszüge aus Bachs "Weihnachtsoratorium".

Foto: Dörner

Begeistert und ergriffen zugleich erlebten zahlreiche Besucher, darunter viele Kinder, am Samstagnachmittag in der Pauluskirche eine besondere Aufführung von großen Auszügen aus dem "Weihnachtsoratorium" von Johann Sebastian Bach. "Nicht nur für Kinder" hatte in der Ankündigung gestanden. Was sich dann in den verbalen, zunächst aufschreckenden, dann aber höchst sympathischen Zwischentönen ereignete, kam dem Allgemeinverständnis des Publikums für das grandiose Werk zugute.

Kaum hatte Kantorin Ingrid Kammerer den Taktstock vor dem großen Orchester und dem noch größeren Chor erhoben, da erscholl vom Eingang der Pauluskirche her eine durchdringende Stimme. Ein skurriler Typ hatte scheinbar sein Patenkind verloren, "das doch heute Geburtstag hat". Das Geschenk, ein Plüsch-Schaf, hatte er dabei.

Dialoge mit "schrägem Typ"

Dann erklangen die berühmten Paukenschläge zu "Jauchzet frohlocket" – und das wollte der "Ruhestörer" auch können. So ging das ebenfalls bei den hohen Bachtrompeten und bei der Hirtenmusik. "Die Oboen und – wie heißt das? – Fagott, die blasen ja in Strohhalme", meinte der "schräge" Besucher. Er gab einfach nicht auf und bezog sogar Ingrid Kammerer und die Solisten mit ein und zwang sie in Dialoge.

Die Folge dieses bewusst eingeplanten Programmteils war, dass somit das Verständnis für das "Weihnachtsoratorium" wuchs. Diese "Aufführungstaktik" war nicht speziell für die Hückeswagener Aufführung in Sequenzen und Libretto geschrieben worden, vielmehr ist sie ein Paradestück des Lübeckers Klaus Meyer für den lockeren Umgang mit großen Werken.

Seit September hatte Ingrid Kammerer mit dem Kammerchor, mehr als 30 Projektsängern und dem Kinderchor der Evangelischen Kirchengemeinde die infrage kommenden Passagen erarbeitet. Schon beim initialen ". . .stimmet voll Jauchzen und Fröhlichkeit an!" erlebten die Zuhörer einen Chorklang, der dem hohen Anspruch gerecht wurde. Die an allen wichtigen Pulten professionell besetzten Musiker der "Bergischen Sinfonietta" brachten echt Bachsches Kolorit in das Ausnahme-Konzert.

Gleiches galt für die Vokalsolisten. Die Evangelien-Worte nach Lukas sang der Tenor Marco Agostini, dazu gesellten sich die Mezzo-Sopranistin Heike Bader und der Bass Markus Auerbach.

Komödiant als Zwischenrufer

Die Person des Zwischenrufers mit zumeist krähender Stimme verkörperte der Komödiant Mike McAlpine. Ob der sein vermeintlich vermisstes Patenkind gefunden hatte, blieb offen. Nicht jedoch der adventlich stimmende Gesamteindruck, der der rührigen Kantorin Ingrid Kammerer, ihrer ständigen Ideensuche und ihrem kompetenten Musikfundus zu verdanken war.

(RP)
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