Hückeswagen Goldener Meisterbrief für Erhard Bauer

Hückeswagen · Der Goldene Meisterbrief steht für 50 Jahre aktive Arbeit im Handwerk. Bäckermeister Erhard Bauer, Seniorchef der Landbäckerei, wurde gestern zur Übergabe dieser Auszeichnung von seiner Familie mit einer kleinen Feststunde überrascht.

 Peter Lob (l.) und Marcus Otto (r.) überreichten gestern dem sichtlich gerührten Bäckermeister Erhard Bauer den Goldenen Meisterbrief. Seine Frau Angelika war stolz auf ihn.

Peter Lob (l.) und Marcus Otto (r.) überreichten gestern dem sichtlich gerührten Bäckermeister Erhard Bauer den Goldenen Meisterbrief. Seine Frau Angelika war stolz auf ihn.

Foto: Michael Schütz

Sichtlich gerührt war Erhard Bauer gestern Morgen, als er die Backstube der Landbäckerei im Gewerbegebiet West 2 betrat. Freunde, Verwandte und Kollegen warteten dort bereits, um die Übergabe des Goldenen Meisterbriefs mit ihm zu feiern. Die Urkunde samt Blumenstrauß wurde von Marcus Otto, Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Bergisches Land, und Peter Lob, Obermeister der Bäckerinnung, übergeben. "Mir fehlen die Worte", war das Erste, was dem 75-jährigen Jubilar entfuhr. Seine Familie hatte die Feierstunde zur Übergabe heimlich als Überraschung geplant.

Noch heute ist Bauer im Familienunternehmen aktiv, besucht Filialen und beteiligt sich an zwei Tagen in der Woche an der Brotproduktion. "Mir macht das immer noch Spaß", betonte der Geehrte.

Noch lebhaft in Erinnerung geblieben sind ihm die Lehrjahre im elterlichen Betrieb, der 1910 von Großvater Hugo in Dhünn gegründet wurde. "Wir waren damals eine reine Brezel- und Zwiebackbäckerei", sagte der 75-Jährige. In den Nachkriegsjahren war er mit seinem Vater Karl noch mit dem Pferdewagen von Tür zu Tür gezogen, um die Backwaren zu verkaufen. "Brezeln und Zwieback waren lange haltbar, und im Bergischen wurden sie 'gezoppt'", erinnerte er sich.

Die Existenz der Bäckerei sicherten diese Produkte später nicht mehr. Bauer entschloss sich daher, den Betrieb zu vergrößern. Es wurden Filialen in Dabringhausen, Wermelskirchen und Kürten-Bechen eröffnet. Vor zehn Jahren verlagerte die Landbäckerei ihre Produktion nach Hückeswagen ins Gewerbegebiet Winterhagen-Scheideweg. Ausschlaggebend sei gewesen, dass Sohn Christian den Wunsch geäußert hatte, in die Fußstapfen des Vaters zu treten. "Mein Sohn hatte mit dem Bauunternehmen Knebes die gesamte Planung für die Produktionshalle übernommen", betonte Erhard Bauer stolz. Derzeit entsteht in Wermelskirchen zudem ein Neubau mit Café und Bäckerei im Erdgeschoss sowie Mietwohnungen darüber. Auch Ehefrau Angelika und Tochter Nicole arbeiten im Unternehmen mit.

Mit der Erweiterung bekennt sich das Familienunternehmen zum Bäckereihandwerk. Marcus Otto lobte im Namen der Kreishandwerkerschaft die Sozialkompetenz des Jubilars und seiner Familie. "Sie haben den Betrieb in die nächste Generation geführt, trotz der immer mehr werdenden bürokratischen Hemmnisse." Am 17. Januar 1967 hatte Erhard Bauer an der Handwerkskammer Köln seinen Meisterbrief erhalten. Als Überraschungsgast war auch sein damaliger Prüfer, Werner Zapp, gekommen. In den nachfolgenden Jahren hatte das Unternehmen selbst 30 Bäcker und 20 Fachverkäuferinnen ausgebildet. "Eine Lebensleistung, die auch der Meisterbrief ausdrückt", sagte Otto.

Mit Tränen in den Augen dankte Bauer seiner Familie, die eine große Leistung erbracht habe, um die Bäckerei zu vergrößern und überlebensfähig zu machen. Ebenso dankbar blickte er auf seine Mitarbeiter. "Sie liegen mir sowieso am Herzen", sagte der 75-Jährige. Die Überraschung war der Familie geglückt. Gemeinsam wurde auf die Vergangenheit und Zukunft angestoßen. Auf die Frage, ob er ans Aufhören denke, antwortete Erhard Bauer spontan und mit einem Lächeln: "Jetzt nicht mehr."

(heka)
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