Hückeswagen Göttlicher Chorgesang von "Gregorianika"

Hückeswagen · Die siebenköpfige Formation aus der Ukraine zelebrierte am Freitag im voll besetzten Kultur-Haus Zach einen sakralen Auftritt der besonderen Art.

 Stimmgewaltig und harmonisch: Die sieben Sänger der ukrainischen Gruppe "Gregorianika zogen am Freitagabend die rund 100 Zuhörer im ausverkauften Kultur-Haus Zach in ihren Bann.

Stimmgewaltig und harmonisch: Die sieben Sänger der ukrainischen Gruppe "Gregorianika zogen am Freitagabend die rund 100 Zuhörer im ausverkauften Kultur-Haus Zach in ihren Bann.

Foto: Jürgen Moll

Fünf Jahre Kultur-Haus Zach - dieses Mini-Jubiläum wird in diesem Monat gefeiert. Deswegen haben die Organisatoren im Jubiläumsmonat verschiedene hochkarätige Veranstaltungen ins Programm genommen, wie das Konzert des ukrainischen Chors "Gregorianika. Der bescherte den gut 100 Besuchern am Freitagabend einen sakralen, besinnlichen und vor allem wunderschönen Abend mit geistlicher Musik.

Der siebenköpfige Chor ist nun ein Teil der Programmvielfalt im Kultur-Haus Zach: Da stehen sieben Männer auf der Bühne und singen. Sie brauchen keine besondere Bühnendekoration, keinen Schnickschnack, keine Gimmicks. Gut, sie haben Mönchskutten an. Aber die unterstreichen nur den Gesang, runden den akustisch so hervorragenden Auftritt optisch ein wenig ab. Denn im Mittelpunkt steht ganz klar dieser wundervolle Gesang: rein, harmonisch, kräftig. Seit zehn Jahren ist "Gregorianika in Deutschland auf Tour, erzählt Lviv. "Das Publikum hier ist einfach fantastisch", lobt er die Hückeswagener, die ihrerseits mit Applaus nicht sparsam sind und so deutlich machen, wie gut ihnen die Darbietung der sieben Ukrainer gefällt.

Der Chor wird geleitet von Bassist Alexei. Der bärtige Sänger ist nicht nur wegen seiner tiefen Stimme ein charismatischer Mensch. Er sagt wenig auf der Bühne, eigentlich nur den Titel des jeweiligen Liedes, stimmt es kurz an und fängt dann direkt mit seinen Mitsängern an zu singen. "Wir sind keine Mönche, keiner von uns. Aber der Glauben ist uns allen enorm wichtig und steht im Mittelpunkt unseres Auftritts", sagt Alexei später abseits der Bühne. Er legt zudem Wert darauf, sich aus der Politik seines Heimatlandes herauszuhalten: "Politik ist egal, Musik ist wichtig", sagt Alexei mit seiner sonoren Stimme und lächelt.

Dass diese Aussage stimmt, kann man ganz schnell herausfinden, indem man dem Septett zuhört. Es ist die Musik, sind die Stimmen, die einen überzeugen und die so wohl tun. Sie schaffen sowohl im gemeinsamen Gesang, unisono oder in Harmonie, als auch solistisch Balsam für die Ohren. "Ora et labora" heißt eines ihrer Stücke, bete und arbeite. Und gearbeitet haben die Sänger auf der Bühne fraglos, gebetet haben sie durch ihre Musik, das Publikum hat das "Gebet" mitgetragen, indem es still zuhört und dann ausgiebigen Applaus spendet.

Auch ein schönes Beispiel ist das Stück "Amen": vielstimmig und unglaublich berührend dargeboten, die Gänsehaut im Raum ist praktisch spürbar, und Publikum und Chor sind quasi eins. Die Atmosphäre, die das Septett erschafft, ist unheimlich dicht. Und man merkt plötzlich, dass "Gregorianika nicht nur geistliche Musik kann, sondern sich auch im Pop-Bereich bestens auskennt. Was ja nichts anderes bedeutet, als populär zu sein, den Geschmack der Masse zu treffen - und das mit einer Musik, die auf das ersten Hören nichts damit zu tun haben scheint.

In Momenten wie diesem mag selbst der größte Atheist innerlich seufzen und "Jesses, Gott!" ausrufen. Irgendwer hat mal gesagt, dass Musik ein Gottesbeweis sei, weil sie evolutionär nicht nötig ist. Das zu unterschreiben ist man sofort bereit, während die sieben Sänger von "Gregorianika eben diesen Beweis in knapp zwei Stunden des Auftritts in Hückeswagen liefern.

(wow)
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