Serie Mein Hückeswagen Gerhard Welp ist der "Herr Kleineichen"

Hückeswagen · Der 82-Jährige kommt ursprünglich aus Remscheid, lebt aber seit 46 Jahren in der Siedlung Kleineichen. In all der Zeit hat er sich mit großem Engagement für "seine" Siedlung eingesetzt - und das tut Gerhard Welp auch noch heute.

 "Herr Kleineichen", wie Gerhard Welp auch genannt wird, lebt zusammen mit seiner Frau Elke seit 46 Jahren in der Siedlung. Der FDP-Politiker hat sich seither regelmäßig um die Belange "seiner" Siedlung gekümmert.

"Herr Kleineichen", wie Gerhard Welp auch genannt wird, lebt zusammen mit seiner Frau Elke seit 46 Jahren in der Siedlung. Der FDP-Politiker hat sich seither regelmäßig um die Belange "seiner" Siedlung gekümmert.

Foto: Heike Karsten

Hückeswagen Lage, Lage, Lage - das, so heißt es, sind die drei wichtigsten Kriterien einer Immobilie. Das ist es auch, was Gerhard Welp und seiner Ehefrau Elke in Kleineichen so gefällt: "Die ruhige Lage und natürlich die gute Nachbarschaft", betont der 82-jährige Anwohner der Jung-Stilling-Straße. 1967 zog der Remscheider mit seiner Ehefrau nach Hückeswagen und wohnte zunächst in Hartkopsbever. Als Anfang der 70er Jahre die Firma Runkel mit dem Bau der Häuser in Kleineichen begann, war das Paar skeptisch und fand die Hanglage nicht optimal.

Bei einem Spaziergang kamen Gerhard und Elke Welp jedoch am geöffneten Bauwagen der Bauleitung vorbei und schauten sich die Häuser an -1972 zogen sie in ihr Reihenhaus an der Jung-Stilling-Straße, wo auch ihre drei Kinder aufwuchsen. Die abschüssigen Grundstücke machten zunächst Probleme, da die Erde bei starkem Regen abrutschte. Welp und zwei seiner Nachbarn ließen Mauern um den Garten ziehen, die nach dem Bebauungsplan, wie sich später herausstellte, nicht erlaubt waren.

Sie sollten daher abgerissen werden. Eine Änderung des Bebauungsplans erreichte Welp erst Jahre später als Ratsmitglied im Stadtrat. Es sollte nicht das einzige Mal sein, dass sich der Diplom-Ingenieur und FDP-Politiker für die Belange der Anwohner in Kleineichen eingesetzt hatte. Zwischen 1977 und 2013 lud er 32 Mal zu Bürgerversammlungen ins Haus Kleineichen ein, um sich die Sorgen der Nachbarn oder Anregungen anzuhören und im Stadtrat einzubringen.

Schon zwei Jahre nach der ersten Versammlung ging ein Aufschrei durch Kleineichen. Das Bundesverkehrsministerium plante den Verlauf der Autobahn 31 mitten durch Hückeswagen und an Kleineichen vorbei. Der sogenannte Friesenspieß, die Verknüpfung mit der A 150 und später als B 256n bezeichnet, kam jedoch nicht. Die A 31 von Emden endet heute im Ruhrpott bei Bottrop. Welps Engagement honorierten die Nachbarn: 1979 holte er als bislang einziger Hückeswagener FDP-Kandidat in seinem Wohn- und Wahlbezirk ein Direktmandat für den Stadtrat.

Welp war es auch, der sich gemeinsam mit dem damaligen Stadtdirektor Hans-Jürgen Pauck für einen offiziellen Siedlungsnamen einsetzte. Mehr als zehn Jahre hieß die Siedlung neben Hartkopsbever nur Runkel-Siedlung - nach dem Namen der Baufirma. Erst 1983 wurde der Name Klein-eichen vom Rat beschlossen. Heute ist die Siedlung nahe der Bever-Talsperre eine ausgeschilderte 30er-Zone. 1986 war das noch ein Wunschtraum, doch die Anwohner wussten sich zu helfen: Zweimal (1981 und 1991) wurde ein Malwettbewerb für Kinder organisiert.

Das schönste Bild mit der Botschaft "Achtung! Spielende Kinder!" stellten die Anwohner als wetterfestes Schild an der Zufahrt auf. 15 Jahre lang beteiligte sich Kleineichen auch am Kreiswettbewerb "Unser Dorf soll schöner werden" und kam dabei zweimal auf den vierten Preis. Dazu richteten die Anwohner nicht nur ihre Vorgärten her, in einer Gemeinschaftsaktion wurden auch Blumenkästen bepflanzt und am Brückengeländer zur Zufahrt in die Siedlung aufgehangen.

Erst wiederholter Vandalismus, dem die frisch gepflanzten Blumen zum Opfer fielen, machte dem ein Ende. Von dem Preisgeld aus dem Wettbewerb und Geldspenden der Anwohner wurden 1985 15 junge Eichen gekauft und an einem der drei Spielsplätze neben der Transformatorstation gepflanzt. Seitdem trägt die Siedlung ihren Namen zurecht. "700 Mark haben die Bäume gekostet", sagt Welp, der sämtliche Unterlagen und Zeitungsausschnitte über "seine Siedlung" in drei prall gefüllten Aktenordnern gesammelt und aufgehoben hat.

"Herr Kleineichen", wie Gerhard Welp gerne genannt wird, setzte sich ebenso dafür ein, dass der Linienbus der OVAG die Siedlung ansteuert. Der Linienverkehr wurde vor einigen Jahren durch den Bürgerbus ersetzt. Noch heute engagiert sich der 82-Jährige ehrenamtlich - etwa für die Hospizgruppe und in der Initiative für die Schlosskonzerte. An seinem Computer entstehen auch die Busfahrpläne, die der FDP-Ortsverband jährlich kostenfrei ausgibt.

Und sollte ein Freiraum in Welps ausgefüllten Alltag entstehen, so wartet im Keller des Reihenhauses ein anderer Zeitvertreib auf ihn - eine große Modelleisenbahn, eingebettet in detailliert gestaltete Tunnellandschaften und Häuser.

(heka)
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