Hückeswagen Gebiss und Kölsch – abzuholen im Fundbüro

Hückeswagen · Im Fundbüro werden immer wieder kuriose Gegenstände abgegeben. Die Mitarbeiter vermitteln auch Fundtiere.

 Schlüssel, Handys, Rucksäcke – mit und ohne Bier und Unterwäsche – finden den Weg ins Fundbüro der Stadt. Bettina Heldt (l.) und Dietlinde Müller hatten sogar schonmal ein komplettes Gebiss in ihrem Fundus.

Schlüssel, Handys, Rucksäcke – mit und ohne Bier und Unterwäsche – finden den Weg ins Fundbüro der Stadt. Bettina Heldt (l.) und Dietlinde Müller hatten sogar schonmal ein komplettes Gebiss in ihrem Fundus.

Foto: Nico Hertgen

Relativ weiß, mit erkennbaren Gebrauchsspuren in 32 Ausführungen – so oder ähnlich könnte die Verlustanzeige ausgesehen haben, die ein Senior beim Fundbüro aufgegeben hätte. Wenn er denn sein Vollgebiss dort vermuten würde. Gut verpackt wurden die "Dritten" im Schrank des Fundbüros aufbewahrt – der Träger hatte sich bei Bettina Heldt und Dietlinde Müller jedoch nicht gemeldet. Andere "Verlierer" fragen bei den Mitarbeiterinnen nach und sind glücklich, wenn sie ihren Schlüssel, ihren Ehering oder das Hängebauchschwein wiederbekommen.

Denn selbst Tiere werden in der Schloss-Stadt gefunden. "Das ist zwar schon 20 Jahre her", sagt Dietlinde Müller. Aber das "arme Schwein" ist der Leiterin des Bürgerbüros, dem das Fundbüro angeschlossen ist, bis heute im Gedächtnis geblieben. "Wir hatten auch schon mal einen Hund bei uns vor der Tür stehen", berichtet sie. Bei Hund und Schwein hätte sich der jeweilige Besitzer aber gemeldet und das verloren gegangene Tier heil wiederbekommen.

Etwa 130 Gegenstände würden pro Jahr im Fundbüro abgegeben – Schlüssel nicht mitgerechnet. Viele von ihnen werden nicht abgeholt. "Wir haben Schlüssel von BMW und Mercedes. Unglaublich, dass die keiner vermisst", sagt Dietlinde Müller. Sechs Monate warten sie in den Schränken des Fundbüros auf ihre Besitzer, danach werden sie zerstört, erläutert Dietlinde Müller. Aber warum interessiert sich niemand mehr für die verlorenen Dinge? "Viele wissen nicht oder denken nicht daran, dass es noch ein Fundbüro gibt", glaubt sie.

Dabei ist die Chance, das Vermisste im Fundbüro zurückzubekommen, recht groß. "Gerade bei Handys haben wir oft Erfolg. Auch Eheringe bringen wir recht häufig wieder an den richtigen Finger", berichtet Dietlinde Müller. Ein Anruf bei einem der gespeicherten Kontakte auf dem Handy genüge meistens, und der Besitzer ist gefunden. Beim Ehering verrät die Gravur meistens, wer den Ring vermisst. "Wir haben Einblick in die Akten und können somit anhand von Daten herausfinden, wer zu dem Ring gehört", erklärt die Leiterin des Bürgerbüros die Vorgehensweise.

Doch auch der "Verlierer" kann aktiv werden. Auf der Internetseite des Fundbüros gibt es einen Überblick über die letzten Fundstücke und die Möglichkeit, eine Verlustanzeige auszufüllen (s. Kasten). Wenn der gesuchte Gegenstand dann im Fundbüro auftaucht, wird der Suchende informiert.

Schmuckstücke, für die sich keiner mehr meldet, landen nach sechs Monaten auf dem Tresen des Schmuckhändlers. "Wir lassen den Schmuck dann gegen Geld eintauschen", berichtet Dietlinde Müller. Fahrräder werden auch nicht entsorgt. Karitative Einrichtungen freuen sich regelmäßig über die oftmals voll funktionstüchtigen Drahtesel. Auch Uhren, die noch ticken, wandern nicht einfach in den Müll – "die geben wir auch weiter, wenn sich jemand findet, der sie haben möchte", berichtet Dietlinde Müller.

Aktuell hat das fünfköpfige Fundbüro-Team einen Rucksack im Fundus. "Da war Bier drin und Unterwäsche. Das war eine richtig eklige Angelegenheit", beschreibt Bettina Heldt.

(RP)
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