Zweiwöchige Ferienaktion Fürs Kinderdorf fehlen noch 11.000 Euro

Hückeswagen · Zum sechsten Mal organisiert Stadtjugendpflegerin Andrea Poranzke das Kinderdorf. Und wieder braucht sie jede Menge Spenden, um die zweiwöchige Ferienaktion für Kinder im Alter zwischen sechs und zwölf Jahren zu stemmen. Das hat sich seit der Premiere nicht geändert.

 Vom 22. Juli bis 2. August findet vor und teilweise auch in der Mehrzweckhall das sechste Kinderdorf statt.

Vom 22. Juli bis 2. August findet vor und teilweise auch in der Mehrzweckhall das sechste Kinderdorf statt.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Politik geht auch im Kleinen. Etwa im Kinderdorf. Seit der ersten Auflage in den Herbstferien 2014, als gerade einmal 60 Kinder zugelassen waren, werden ein Bürgermeister und ein Stadtrat gewählt. Daran wird sich in den Sommerferien nichts ändern: Auch vom 22. Juli bis 2. August wird ein Junge oder Mädchen „der Boss“ des Kinderdorfs sein und von „kleinen Politikern“ unterstützt werden. Schließlich ist das Kinderdorf eine 14-tägige Erwachsenenwelt im und am Jugendzentrum im Brunsbachtal.

Doch erstmals in seiner Geschichte wird es auch um „richtige“ Politik gehen. Denn die 190 Teilnehmer – das Projekt ist mittlerweile mehr als dreifach so groß wie zu Beginn – sollen zu ihren Wünschen und Anregungen für das Integrierte Stadtentwicklungskonzept (ISEK) befragt werden. „Wir wollten ohnehin die Kinder und Jugendlichen aus Hückeswagen im Sommer dazu befragen“, berichtet Andrea Poranzke, die als Wirtschaftsförderin der Stadt ebenfalls im ISEK involviert ist. Doch die Erfahrung habe gelehrt, dass zu einem speziellen Termin voraussichtlich nicht allzu viele der Angesprochenen kommen würden. „Wir haben uns daher gesagt: Warum sollen wir die Kinder nicht dann befragen, wenn sie ohnehin schon da sind?“, sagt die Stadtjugendpflegerin. Daher wird das Kinderdorf dazu genutzt, dass die Sechs- bis Zwölfjährigen ihre Wünsche für das künftige Hückeswagen nennen können. „Dafür werden wir ein Bauamt einrichten“, berichtet Andrea Poranzke. Bei Mitarbeitern des „richtigen“ Bauamts, die von der Stadtverwaltung für zwei Wochen abgestellt werden, können die kleinen Dorfbewohner loswerden, was ihnen an der Schloss-Stadt nicht gefällt und was aus ihrer Sicht dringend geändert werden müsste.

Für die Betreuung in den Werkstätten und für die Versorgung waren im vorigen Jahr 90 Betreuer zuständig, bislang hat Andrea Poranzke etwa 70 zusammen. „Ich könnte noch ein paar Erwachsene brauchen, die in den zwei Wochen mithelfen“, sagt sie lächelnd. Auch Jugendliche ab 16 Jahre sind willkommen, auch wenn sie noch keine Verantwortung übernehmen dürfen. Alle Helfer sind zwar ehrenamtlich dabei, erhalten aber einen kleinen Obolus für ihre Arbeit. „Es ist utopisch, dass 90 Ehrenamtler umsonst für das Kinderdorf arbeiten“, sagt die Stadtjugendpflegerin.

Daher hatte und hat sie auch wieder eine große Aufgabe zu stemmen: Irgendwie muss Andrea Poranzke 63.000 Euro auftreiben, um die Kosten etwa für die Betreuer, die Getränke und Speisen, die Materialien für die Werkstätten und die Versicherungen decken zu können. Aktuell gibt es noch eine Finanzierungslücke von etwa 11.000 Euro, nachdem vor kurzem die angekündigten größeren Spenden der Firma Pflitsch und der Sparkasse eingegangen sind. Auch die Teilnehmergebühren von 110 Euro pro Kind fließen in das Gesamtbudget ein. Wobei einige Eltern diesen Betrag nicht aufbringen konnten, dafür sind aber Spender eingesprungen – etwa Parteien und viele Privatpersonen.

„Im Laufe der Jahre haben wir erkannt, wie viele Hückeswagener sich für das Kinderdorf engagieren“, sagt dessen Organisatorin. Viele sind als Helfer dabei, andere unterstützen das Projekt finanziell. Da gibt es sogar Einzelspenden in Höhe von 500 Euro für das Kinderdorf. Andrea Poranzke: „Die Leute sagen sich: ,Das ist unser Projekt, das wollen wir erhalten.’“

Das kommt langsam an seine räumlichen Grenzen. Denn die Zahl der Werkstätten erhöht sich im Sommer noch einmal um drei auf dann 27. Neu hinzu kommen wird ein Zirkus-Projekt des Vereins „Lebendige Inklusion“ aus Niederlangenberg, der Bergische Abfallwirtschaftsverband (BAV) unternimmt mit den Kindern etwas zum Thema „Müll“, und das Bauamt der Stadt ist neu dabei. Von Beginn an dabei ist die Glaswerkstatt eines Anbieters aus Bad Godesberg, der jetzt einen Bekannten mitbringt. „Der hat viele Jahre in Brasilien gelebt, und mit ihm können die Kinder Flöten bauen“, erzählt Andrea Poranzke.

So sehr ihr die Organisation und das „Klinkenputzen“ für die Finanzierung auch Spaß macht, so denkt die Stadtjugendpflegerin doch schon an das Ende des Kinderdorfs. „Wir bauen das noch am Freitagabend nach dem Ende komplett ab. Und der hohe Geräuschpegel zwei Wochenlang ist schon sehr anstrengend“, berichtet sie. Daher freue sie sich, wenn das Jugendzentrum nach dem 2. August für eine Woche geschlossen ist.

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