Hückeswagen in der Corona-Krise Für zwei Wochen ein wenig Normalität

Hückeswagen · Seit Montag läuft an den Grundschulen wieder der Regelunterricht – für insgesamt zwei Wochen, dann sind Sommerferien. Kinder und Lehrerinnen freuen sich, doch ist in Corona-Zeiten längst noch nicht alles wieder normal.

 Neustart des Regelunterrichts an der Löwen-Grundschule: Klassenlehrerin Janina Steuer freut sich, kurz vor dem Schuljahresende doch noch einmal alle Kinder der „Hasenklasse“ 4b im Unterricht zu Gesicht zu bekommen und sie Ende nächster Woche in einer kleinen, internen Feier verabschieden zu können.

Neustart des Regelunterrichts an der Löwen-Grundschule: Klassenlehrerin Janina Steuer freut sich, kurz vor dem Schuljahresende doch noch einmal alle Kinder der „Hasenklasse“ 4b im Unterricht zu Gesicht zu bekommen und sie Ende nächster Woche in einer kleinen, internen Feier verabschieden zu können.

Foto: Jürgen Moll

Kinder gewöhnen sich schnell um; die Corona-Krise ist das beste Beispiel dafür. So ist es für sie innerhalb kürzester Zeit zur Normalität geworden, eine Mundschutzmaske zu tragen. Auch dann, wenn sie im Schulbus sitzen, zur Schule gehen und auf dem Weg in die Klassenräume sind. An den beiden Hückeswagener Grundschulen gehört das seit drei Monaten zur „neuen“ Normalität. ebenso dazu zählen die ständigen Veränderungen – die aktuellste ist die Rückkehr zum Regelunterricht. Heißt: In den Klassen sitzen seit Anfang der Woche wieder alle Grundschüler. An den weiterführenden Schulen gilt dagegen noch mindestens bis zum Schuljahresende am Freitag kommender Woche das rollierende System.

Voller Freude, aber hochdizipliniert präsentieren sich die Jungen und Mädchen der Grundschule Wiehagen an der Blumenstraße und der Löwen-Grundschule von der Kölner Straße auch nach der Rückkehr zur vermeintlichen Normalität. Sie kommen an ihren festen Treffpunkten auf dem Schulgelände zusammen und warten geduldig und mit Abstand, bis die Lehrerinnen sie abholen. Erst im Klassenzimmer darf die Maske abgenommen werden. Weiterhin werden beim Betreten des Klassenraums die Hände gewaschen und desinfiziert – denn an den Sicherheits- und Hygienestandards hat sich nichts geändert, wenn auch die Grundschüler wieder zu zweit am Tisch sitzen dürfen. „Das sind aber feste Sitzplätze. Die dürfen nicht gewechselt werden“, berichtet Janina Steuer, Klassenlehrerin der „Hasenklasse“ 4b der Löwen-Grundschule. 

Trotzdem herrscht eine große Freude in den Schulen. „Die Kinder freuen sich, ihre Spielkameraden wiederzusehen und aufs Lernen“, hat die Lehrerin festgestellt. Kein Wunder, dass sie vor allem am Montag alle sehr aufgeregt waren, wie Claudia Paradies, Leiterin der Grundschule Wiehagen, berichtet. „Sie haben viel miteinander geredet“, berichtet sie. Doch schon am Tag danach hatten sich die Jungen und Mädchen an die neue, alte Situation wieder gewöhnt. „Es war wesentlich ruhiger“, hat Claudia Paradies festgestellt. „Es funktioniert alles super.“ Wobei sie noch nachschiebt: „. . .und dann kommen die Ferien.“

Während der Unterricht an der Grundschule Wiehagen zu unterschiedlichen Zeiten beginnt – das erste und zweite Schuljahr kommt um 7.45 Uhr, das dritte um 8 Uhr und das vierte um 8.15 Uhr –, geht das an der Löwen-Grundschule „wegen der Buskinder“ nicht, betont Leiterin Claudia Sträter. Dort warten die Lehrerinnen ab 7.45 Uhr auf die Schüler, um 8 Uhr geht’s dann in die jeweilige Klasse. Auch hier ist ein verantwortungsvolles Handeln festzustellen: Zwar vergessen sich die Kinder mitunter beim Spielen, aber in den Arm nehmen sie sich nicht, wie das noch vor der Corona-Krise üblich war. „Das ist bei ihnen schon drin“, sagt die Schulleiterin. Claudia Sträter hat die gleichen Erfahrungen gemacht, wie ihre Wiehagener Kollegin: „Die Kinder waren am ersten Tag sehr aufgeregt und haben uns alle erwartungsvoll angeschaut.“ Nach wenigen Tagen aber sei das Ganze schon deutlich lockerer.

Froh ist sie darüber, dass nicht alle Kinder die Offene Ganztagsschule (OGS) nutzen, nachdem diese wieder hochgefahren und die Notbetreuung beendet wurde. „Ich bin dankbar, dass wir nicht direkt eine große Masse betreuen müssen“, sagt Claudia Sträter. Auch auf Wiehagen läuft die OGS wieder: „Wir haben vier Gruppen eingerichtet, geordnet nach Jahrgängen“, berichtet Claudia Paradies. Natürlich würden in diesem Fall die Klassen gemischt werden. „Aber die OGS-Kinder sind dann nur in insgesamt zwei Lerngruppen, was sich im Falle einer Infektion nachverfolgen ließe“, betont die Schulleiterin.

Gerade für die Schulleitungen waren die vergangenen Wochen purer Stress, mussten sie doch ständig die aktuellen Neuerungen einplanen. Vor allem wurden die in der Regel freitags vom Schulministerium NRW publik gemacht und mussten montags drauf umgesetzt werden. Daher kann etwa Claudia Paradies nicht wirklich entspannt in die anstehenden Sommerferien gehen: „Ich rechne mittlerweile mit allem“, betont sie lachend. Ähnlich reagiert ihre Kollegin: „Was nach den Sommerferien passiert, kann ich jetzt noch nicht abschätzen“, sagt Claudia Sträter. Planungssicherheit ist in Zeiten von Corona an Schulen zu etwas Unbekanntem geworden. Daher sagt die Schulleiterin: „Ich plane erst in den letzten beiden Ferienwochen.“

Zumindest steht an beiden Schulen fest: Abschlussfeiern für die Viertklässler wird es nicht im gewohnten Umfang geben, aber die Jungen und Mädchen sollen klassenintern verabschiedet werden. Auch wenn die Eltern außen vor bleiben müssen. Und für die 45 i-Dötzchen plant Claudia Paradies für den Schuljahresbeginn eine kleine Willkommensfeier – ebenfalls abgespeckt: ohne Gottesdienst und ohne Eltern. „Es soll aber trotzdem ein unvergesslicher Tag für sie werden.“

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