Hückeswagen Friedel Pfeiffer feiert seinen 80. Geburtstag

Hückeswagen · Er hat die Gefährdetenhilfe Scheideweg gegründet und lange geleitet. Für sein Engagement rund um die Christliche Straffälligenhilfe erhielt Friedel Pfeiffer 2011 das Bundesverdienstkreuz. Morgen wird er 80.

 Der weiße Rauschebart ist das Markenzeichen von Friedel Pfeiffer - ebenso wie sein Engagement für straffällig gewordene Jugendliche. Morgen feiert der Gründer der Gefährdetenhilfe Scheideweg seinen 80. Geburtstag.

Der weiße Rauschebart ist das Markenzeichen von Friedel Pfeiffer - ebenso wie sein Engagement für straffällig gewordene Jugendliche. Morgen feiert der Gründer der Gefährdetenhilfe Scheideweg seinen 80. Geburtstag.

Foto: hdö (Archiv)

Die Gäste waren sich einig, dass diese Ehre längst überfällig war: Ende September 2011 erhielt Friedel Pfeiffer, Gründer und langjähriger Leiter der Gefährdetenhilfe Scheideweg, das Bundesverdienstkreuz. Anfang der 1970er Jahre hatte er in seinem Privathaus zur ersten "Teestube" geladen. Aus dieser Keimzelle entstand die Christliche Straffälligenhilfe, deren Arbeit und Engagement in mittlerweile mehr als 30 Staaten der Erde Früchte trägt.

Friedel Pfeiffer hat viel von der Welt gesehen. Kanada, Kenia, Indien, Brasilien, die Mongolei, Sibirien, Ungarn und Polen sind ihm nicht fremd. Das klingt zwar ungewöhnlich, die Triebfeder seiner Reisen aber war immer zweckgebunden. Ihre Ziele galten der Inhaftierten-Seelsorge und dem dringenden Bedürfnis, humanitäre Hilfe dorthin zu bringen, wo in oft unvorstellbarer Weise die Menschenwürde missachtet wird.

Seit 1975 sorgen sich in Scheideweg christlich geprägte Menschen um diejenigen, die ohne selbstlose Hilfe kaum Chancen haben, im "normalen" Leben Fuß zu fassen. Seit der Gründung der Gefährdetenhilfe Scheidweg war Pfeiffer ihr Vorsitzender; er blieb bis 2004 auch deren Geschäftsführer.

Friedel Pfeiffer kam am 30. Juli 1935 als Sohn eines Scheideweger Schneidermeisters zur Welt. So verwundert es kaum, dass er - noch keine 14 Jahre alt - seine Schneiderlehre beim Vater begann. Acht Jahre später legte er an der Modeakademie in München die Meisterprüfung ab. Nach 1967 richtete er zusammen mit seiner Frau Marianne in Oberdorp eine Bandweberei ein.

Als der tiefgläubige Christ als Schöffe ans Landgericht Wuppertal berufen wurde, ergaben sich erste Kontakte zu Strafgefangenen. Daraus entwickelte sich Pfeiffers diakonische Einstellung, und er gründete 1975 die Gefährdetenhilfe. Diese kümmert sich vor allem um junge Menschen, die auf die schiefe Bahn geraten sind und versucht, ihnen eine neue Zukunft zu geben.

36 Jahre später überreichte ihm Landrat Hagen Jobi in Scheideweg das Bundesverdienstkreuz. Den Ort der Verleihung hatten die Organisatoren der Gefährdetenhilfe Scheideweg mit Bedacht gewählt. Denn Anfang der 1970er Jahre hatte Pfeiffer genau in den Raum, in dem ihm das Verdienstkreuz verliehen wurde, erstmals zu seiner "Teestube" geladen. Der große Raum in seinem Privathaus war somit die Keimzelle einer Arbeit, die mittlerweile weltweit Früchte trägt. "Es ist wie in dem Gleichnis mit dem Senfkorn. Wenn es gesät wird, dann ist es das kleinste unter allen Samen. Und wenn es gesät ist, wird es größer als alle Sträucher", zitierte damals Wolfgang Wernke, der ehemalige Leiter der Justizvollzugsanstalt Remscheid, Freund und Weggefährte Pfeiffers, sinngemäß aus dem Markus-Evangelium.

"Ich habe von meinen Mitmenschen viel verlangt, vielleicht manchmal zu viel", hatte Pfeiffer bei der Übergabe des Bundesverdienstkreuzes gesagt. Aber die Not der Menschen habe ihn sehr betroffen gemacht. Dabei bezog er sich auch auf die Drogenabhängigen oder Strafgefangenen, die häufig hoffnungs- und perspektivlos in ihr Leben sahen.

Die Gefährdetenhilfe genießt längst einen Ruf von nationalem Rang mit internationaler Reputation. Den Grundstein dazu hat der Mann mit dem weißen Rauschebart aus Oberdorp gelegt. Der Mann, der morgen seinen 80. Geburtstag feiern kann.

(RP)
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