Menschen 2015 Flüchtlingspaten - die stillen Helden

Hückeswagen · Viele Hückeswagener haben im heute ablaufenden Jahr für Schlagzeilen gesorgt. Einige sind aber weniger als Einzelperson aufgetreten, sondern als Gruppe - die Flüchtlingspaten. Sie sind für die BM die "Menschen des Jahres 2015".

Menschen 2015: Flüchtlingspaten - die stillen Helden
Foto: Hertgen, Nico (hn-)

Hückeswagen Würde es einen Preis für das beeindruckendste ehrenamtliche Engagement in diesem Jahr geben, er würde wohl den Flüchtlingspaten überreicht werden. Denn was sie geleistet haben, ist nicht bezahlbar. Und dass die Schloss-Stadt den zu Jahresbeginn so nicht erwarteten Ansturm an Asylsuchenden überhaupt bewältigen konnte, hat sie zu einem Großteil den Paten und dem Flüchtlingsnetzwerk zu verdanken.

Die Fremden sind vor Terror, Gewalt und Krieg aus ihren Heimatländern geflohen, haben traumatische Erlebnisse und mitunter einen Horrortrip über die Balkanroute hinter sich und müssen sich nun in einem fremden Land und mit einer völlig unbekannten Kultur zurechtfinden. Dazu sprechen nur die Wenigsten auch nur ansatzweise Deutsch. Hier kommen Menschen wie Jana Wiehager (23) und Bernd Oesinghaus (61) ins Spiel. Die beiden sind Flüchtlingspaten, wobei die junge Frau inzwischen aus Studiengründen Hückeswagen verlassen hat.

Die Beweggründe, warum Jana Wiehager den Fremden helfen will, nannte sie im März im Gespräch mit unserer Redaktion: Sie will die Männer und Frauen willkommen heißen in Hückeswagen. "Sie sollen nicht nur ein Teil der Stadt sein, sondern ich will ihnen zeigen: Wir nehmen Dich in unserem sozialen Umfeld auf." Auch an ihrem Studienort will sich die Hückeswagenerin in der Flüchtlingshilfe engagieren: "Ich möchte ihnen helfen, zu vergessen, was sie durchmachen mussten."

Bernd Oesinghaus ist ehemaliger Bankkaufmann und hat die Martina-Oesinghaus-Stiftung gegründet, die Kinder in Afrika unterstützt. "Als Christ bin ich zu der Erkenntnis gekommen: Auch das sind Menschen, für die man was tun muss", erläuterte er im März, warum er als Pate die Asylbewerber an die Hand nehmen will. Der Hückeswagener wehrt sich gegen den Vorwurf, diese Menschen seien Wirtschaftsflüchtlinge. "Das sind Elendsflüchtlinge", betonte Oesinghaus. Wirtschaftsflüchtlinge seien deutsche Millionäre im Ausland.

Einen großen Anteil an der Integration der Fremden haben die Ehrenamtler, die den Menschen etwa aus dem Irak, aus Syrien, Afghanistan, Eritrea oder der Mongolei unentgeltlich die deutsche Sprache vermitteln. Denn allen Beteiligten ist klar: Integration führt nur über die Sprache. Flüchtlinge, die nicht auf Deutsch kommunizieren können, werden in Hückeswagen auf lange Sicht nicht heimisch.

Genau das aber wünscht sich etwa Bürgermeister Dietmar Persian, der vor allem auf Familien mit Kindern hofft. So hat die Zuwanderung nicht nur finanzielle und organisatorische Schattenseiten, sie kann auch strukturelle Probleme beheben helfen. Die Unternehmen etwa suchen händeringend nach Fachkräften - solche Stellen könnten in Zukunft Flüchtlinge, nach einer passenden Ausbildung, besetzen. Zudem sorgen auch die Flüchtlinge dafür, dass die Einwohnerzahl der Schloss-Stadt langsam wieder steigt. Das bedeutet mittel- bis langfristig auch wieder mehr Landes- und Bundeszuschüsse. Und es werden wieder mehr Kinder auf die Schulen der Stadt gehen.

Die Flüchtlinge sind somit auch ein Hoffnungsschimmer für die Stadt. Daher ist es gut, dass sich viele Hückeswagener als Paten engagieren. Mit Blick auf die weiteren Zuweisungen in den nächsten Monaten - bis Ende 2016 sollen etwa 600 Flüchtlinge hier leben - sind aber weitere Ehrenamtler vonnöten.

(RP)
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