Flüchtling in Hückeswagen Ein glückliches Ende im Frisörsalon

Hückeswagen · 2015 flieht der damals 15-jährige Kian Ibrahimi aus seiner Heimat Afghanistan. Zwei Jahre später kommt er nach Deutschland. Nun macht er im Salon von Kevin Gedert seine Ausbildung zum Frisör – und beweist sein Talent für den Beruf.

 Der 21 Jahre alte Afghane Kian Ibrahimi macht eine Ausbildung bei Frisörmeister Kevin Gedert. Hier stylt der Lehrling die Frisur von Kunde Paulo Albert.

Der 21 Jahre alte Afghane Kian Ibrahimi macht eine Ausbildung bei Frisörmeister Kevin Gedert. Hier stylt der Lehrling die Frisur von Kunde Paulo Albert.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Es ist eine dieser Erfolgsgeschichten, die zeigen, dass sich die Dinge mit Einsatzbereitschaft, Mut und auch dem Glauben an die Mitmenschen häufig zum Guten wenden. Der 21-jährige Kian Ibrahimi kommt eigentlich aus Afghanistan, gemeinsam mit seinem Bruder hat sich der Junge vor mehr als fünf Jahren aus seiner Heimat abgesetzt, um zunächst im Iran eine bessere Zukunft zu suchen. Dort arbeiteten die Brüder in einem Betrieb in Nachtschicht, was Kian irgendwann aber zu gefährlich wurde. Also machte sich der Jugendliche auf den weiten und gefährlichen Weg nach Europa. „Über die Türkei, wo ich drei Monate gelebt habe, bin ich nach Bulgarien, Serbien, Nord-Mazedonien, Ungarn, Österreich und schließlich Deutschland gekommen“, erzählt der junge Mann.

2015 landet er zuerst in München, dann in Gütersloh und Bielefeld, ehe er schließlich nach Hückeswagen kommt. „Ich bin in einer Wohngruppe der Gotteshütte untergebracht worden. Das war kein leichter Weg, aber es musste wohl so sein“, sagt der 21-Jährige, und seine Augen hinter dem allgegenwärtigen Mundschutz blitzen zuversichtlich. Bei dem Hückeswagener Jugend- und Sozialwerk werden in Wohngruppen auch minderjährige unbegleitete Flüchtlinge versorgt.

Kian Ibrahimi besucht die Schule, lernt Deutsch, fühlt sich offensichtlich wohl in seiner neuen Heimat – und steht schließlich irgendwann in der neunten Klasse vor der Herausforderung, ein dreiwöchiges Berufspraktikum zu machen. „Ich kannte Kevin Gedert und habe dann einfach gefragt, ob ich in seinem Barber-Shop an der Islandstraße dieses Praktikum machen könnte“, erzählt Kian Ibrahimi.

Es ist Ende 2017, das Praktikum klappt gut. Der Jugendliche stellt sich geschickt an, was auch dem Frisörmeister nicht entgeht. Und so bietet Gedert dem jungen Mann einen Ausbildungsvertrag an, wenn er mit der Schule fertig ist. „Ich wollte immer schon ausbilden“, versichert der Hückeswagener. „Aber bei den jungen Leuten, die zu mir kamen, hatte ich nie das Gefühl, dass das gut klappen würde.“

2018 hätte Kian eigentlich die Schule beenden wollen, aber dann kommt der Brief – der Brief mit dem Abschiebungsbescheid. Damit scheinen die Träume mit einem Mal ausgeträumt zu sein. Aber Gedert und Kian geben nicht auf. „Wir sind vor Gericht gegangen, haben uns rechtsanwaltliche Hilfe gesucht und uns gegen die Abschiebung gewehrt“, berichtet Gedert. Mit Erfolg: 2019 bekommt Kian Ibrahimi seine Aufenthaltsgenehmigung. Er macht die Schule zu Ende, absolviert die wichtigen Deutschkurse A1, A2 und B1 und fängt im August die Ausbildung zum Frisör im Barber-Shop an. „Der Beruf macht richtig Spaß. Die Ausbildung dauert drei Jahre, das erste habe ich jetzt fast schon geschafft“, sagt der 21-Jährige, während er sich gekonnt um die Frisur eines Kunden kümmert.

Sein Chef ist mit seinem Azubi mehr als zufrieden. „Ich kann mich zu 100 Prozent auf ihn verlassen. Ich werde ihn auf jeden Fall übernehmen – selbst wenn er bei der schriftlichen Prüfung wegen der Sprache Probleme haben sollte“, verspricht Gedert. Und er habe auch schon Großes vor mit Kian Ibrahimi. „Ich möchte ihn zu meinem Stellvertreter machen. Er kann das, und ich habe auch was davon, wenn hier einer ist, der mitzieht“, sagt Kevin Gedert.

Ende gut, alles gut? In diesem Fall definitiv.

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