Hückeswagen FDP will Montanus- und Realschule erhalten

Hückeswagen · Die Hückeswagener Liberalen sehen in einer möglichen Gesamtschule große Risiken für die Schullandschaft in der Schloss-Stadt. Von der Ausarbeitung des Bochumer Büros Komplan zur Schulentwicklung sind sie sehr enttäuscht.

Enttäuscht sind FDP-Fraktionschef Jörg von Polheim und der Ortsvorsitzende der Liberalen, Jörg Kloppenburg, von der Ausarbeitung des Bochumer Büros Komplan zur Schulentwicklung in Hückeswagen, Radevormwald und Wipperfürth. "Unterm Strich ist da nichts Neues bei herausgekommen", sagte die FDP-Spitze jetzt in einem Pressegespräch.

Komplan hatte drei Alternativen für die künftige Gestaltung der Schullandschaft im oberbergischen Nordkreis aufgezeigt: Variante I Alles bleibt so, wie es ist; Variante II Zweiter Versuch einer Sekundarschule; Variante III Gesamtschule mit Hauptstandort inklusive Oberstufe in Hückeswagen und Nebenstandort in Radevormwald.

Aber Kloppenburg und von Polheim fehlen Antworten auf Fragen wie etwa: Gibt es Möglichkeiten, dass zwei Städte eine Haupt- und eine Realschule haben? Was kann man tun, um die Hauptschule attraktiver zu machen? Was muss man tun, um die Schullandschaft im Nordkreis nicht zu zerstören?

Variante II kommt nach dem Desaster im Frühjahr wohl nicht mehr in Betracht, der Favorit scheint momentan die Gesamtschule zu sein. Doch die Hückeswagener FDP will, getreu ihrem Wahlprogramm, an der Real - und der Montanusschule festhalten. Kloppenburg und von Polheim glauben, dass diese Schulformen in Hückeswagen trotz zurückgehender Schülerzahl eine Chance haben und dass die Gesamtschule nicht das Optimum ist.

Laut Komplan hat Hückeswagen in den kommenden Jahren durchschnittlich 110 Kinder, die jährlich auf eine weiterführende Schule wechseln. 40 bis 50 davon gingen auf ein Gymnasium, und etwa zehn bis zwölf würden die Realschule in einem Nachbarort besuchen, sollte in der Schloss-Stadt die Gesamtschule realisiert werden. "Dann hätten wir deutlich unter 75 Kinder, die dort angemeldet werden könnten", rechnete der Fraktionschef in dem Pressegespräch vor. Doch genau diese Mindestanzahl wird, wie bei der Sekundarschule, benötigt, um die Gesamtschule überhaupt gründen zu können.

Von Polheim: "Das ist die erste Hürde, die wir wahrscheinlich reißen werden." Und dadurch würde die Realschule beschädigt und die Montanusschule womöglich irreparabel geschädigt.

Ein weiterer Aspekt, der nach Meinung der Liberalen gegen eine Gesamtschule für Hückeswagen spricht, sind die Kosten alleine für den Umbau eines Schulgebäudes: "Die Stadt muss dafür tief in die Tasche greifen", ist sich Kloppenburg sicher. Schon der Umbau der Real- in eine Sekundarschule hätte mit zehn Millionen Euro zu Buche geschlagen. Doch für die Einrichtung einer zusätzlichen Sekundarstufe II (Klassen 11 bis 13) müsste mit mindestens weiteren fünf bis sechs Millionen zusätzlich gerechnet werden. "Wenn es nicht sogar zehn Millionen sind."

Die beiden FDP-Politiker plädieren - auch in Absprache mit ihren Radevormwalder Parteikollegen - dafür, die Real- und Hauptschule in Hückeswagen weiterlaufen zu lassen. "Wir haben alle Chancen dazu", glaubt von Polheim. Da die Rader Hauptschule in einigen Jahren ausläuft, könnten Hauptschüler aus der Nachbarstadt auch an der Weststraße unterrichtet werden. Und auch die Realschule könnte etwa davon profitieren, dass die gleiche Schulform in Wermelskirchen ausläuft.

Er ist sich sicher, dass die notwendigen Schulbusverbindungen geschaffen werden können. "Jetzt wird ohnehin gerade der Nahverkehrsplan neu aufgestellt. Da ist möglicherweise etwas zu machen", sagte der Fraktionschef.

Die Liberalen befürchten, dass die Gesamtschule, selbst wenn sie an den Start gehen würde, irgendwann keine Zukunft mehr habe. Weil unter anderem aufgrund zu geringer Schülerzahlen spätestens in der Oberstufe attraktive Angebote fehlen. Dann hätte Hückeswagen ein leeres Schulgebäude und mittelfristig keine weiterführende Schule mehr. Von Polheim: "Da ist uns der Spatz dann lieber in der Hand als die Taube auf dem Dach."

(RP)
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