Hückeswagen „Familientag“ soll tabu bleiben

Hückeswagen · Wenn es nach dem Willen des NRW-Schulministeriums geht, soll ein Unterricht in den Schulen am Samstag kein Tabu mehr sein. Bei den Hückeswagenern Schulen trifft dieser Vorschlag jedoch auf wenig Gegenliebe.

An der Realschule ist der Erlass von Schulministerin Barbara Sommer zwar noch nicht eingetroffen, so dass Dieter Schruff die genaue Absicht, die hinter dem Vorhaben steckt, nicht kennt. Der Schulleiter sagt jedoch: "Im Augenblick wäre ein Unterricht am Samstag bei uns nicht notwendig." Warum? "Wir fördern unsere Schüler ohnehin an den Nachmittagen." Darüber hinaus hätten sich die Eltern an den unterrichtsfreien Samstag als Familientag gewöhnt. "Es ist für sie aber kein Problem, ihr Kind nachmittags zur Schule zu bringen oder von dort wieder abzuholen."

Für die Grundschulen hält Franziska Gerding eine Verwirklichung eher für unwahrscheinlich. Die Leiterin der Katholischen Grundschule muss ohnehin mit zu wenigen Lehrkräften auskommen. "Die Lehrerstunden, die wir haben, bekommen wir bequem in den normalen Unterricht gepackt." Dennoch kann sie einem Samstagsunterricht auch etwas Positives abgewinnen: "Für manche Schüler wäre es nicht schlecht, wenn sie auch samstags einen geregelten Tagesablauf hätten", sagt sie. Denn den würden ihnen die Eltern nicht bieten.

Empfehlung oder Anweisung?

Auch ihr Kollege von der Gemeinschaftsgrundschule Kölner Straße, Hermann Stein, geht nicht vom Samstagsunterricht an Grundschulen aus. Er glaubt, dass es sich eher um eine Empfehlung denn um eine Anweisung handeln werde.

Ins gleiche Horn stößt Ingelore Jacobs. Die Leiterin der Grundschule Wiehagen hält Sommers Vorschlag "nicht gerade für eine zündende Idee". Das sei eher etwas für weiterführende Schulen, die Probleme hätten, all ihre Stunden unterzubringen. "Außerdem muss man an die Folgekosten denken wie Heizung und Schulbusse", sagt Jacobs. Mit Blick darauf lehnt auch das Schulamt der Stadt einen Unterricht am Samstag ab, wie Andrea Poranzke sagt: "Das sind Kosten für einen zusätzlichen Tag!" Auch stehe der Samstagsunterricht der vom Ministerium gewünschten und geförderten Ganztagsschule entgegen. Bislang habe man sich im Schulamt aber noch nicht damit auseinander gesetzt. "Solche Vorstöße vom Schulministerium kommen oft", betont Andrea Poranzke. "Wir machen uns Gedanken darum, wenn's soweit sein sollte — in der Hoffnung, es kommt nicht."

Förderung am Nachmittag

Auch für Renate Mohr ist das Ganze kein Thema. Die Erich Kästner Schule sei ohnehin in weiten Teilen eine Ganztagsschule. "Und die älteren Schüler haben einen Pflichtnachmittag in der Woche, der zur Persönlichkeitsstärkung oder Berufsvorbereitung genutzt wird", erläutert die EKS-Leiterin. Und ergänzt: "Wir kommen mit unserer Unterrichtszeit gut hin."

(RP)
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