Hückeswagen FaB verurteilt Beschmieren des "Stolpersteins"

Hückeswagen · Das Beschmutzen des Gedenkens von Opfern der NS-Zeit dürfe nicht Alltag werden, schreibt sie.

 Weiße Farbe hatte den "Stolperstein" von Bruno Blumberg verdeckt. Inzwischen wurde sie vom Bauhof wieder entfernt.

Weiße Farbe hatte den "Stolperstein" von Bruno Blumberg verdeckt. Inzwischen wurde sie vom Bauhof wieder entfernt.

Foto: K.-H. Eißner (Archiv)

Es war offenbar kein Zufall, dass der "Stolperstein" an der Peterstraße in der Nacht zu Freitag, 20. April, mit weißer Farbe beschmiert worden war (die BM berichtete). Zumindest gehen der Vorstand und die Ratsfraktion der Freien aktiven Bürger (FaB) davon aus, dass dieser Vandalismus und diese Provokation bewusst anlässlich des Geburtstags von Adolf Hitler begangen wurden, wie deren Pressesprecher Oliver Junginger mitteilt. In einer Stellungnahme verurteilt die FaB dieses aufs Entschiedenste.

Der ins Pflaster des Bürgersteiges der Peterstraße nahe der Geschäftsstelle der Gotteshütte eingelassene Gedenkstein erinnert an Bruno Blumberg, der am 13. März 1932 zusammen mit Friedrich Wilhelm Mondré und Johann Fries in diesem Bereich ermordet worden war. Alle drei Hückeswagener waren Mitglieder der Kommunistischen Partei und wurden am Tag der Reichspräsidenten-Wahl bei einem Scharmützel von Mitgliedern der nationalsozialistischen Sturmabteilung (SA) an der Peterstraße getötet. Im November 2016 hatte der Bildhauer Gunter Demnig die drei "Stolpersteine" verlegt. Einer der drei war nun beschmiert worden; der Bauhof hat die Farbe in der vorvorigen Woche wieder einigermaßen entfernen können.

"Es kann und darf nicht hingenommen werden, dass das Beschmutzen des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus, aber auch im weiteren Sinne an die Opfer von Hass, Zwietracht und Gewalt, die oftmals Angehörigen von Minderheiten sind, bei uns in Hückeswagen zum Alltag wird", schreibt Junginger in der Stellungnahme der FaB. Rechtsextremes Gedankengut, das durch solche Taten zum Ausdruck komme, dürfe keinen Platz in der Mitte der Gesellschaft haben. Junginger: "Meinungsfreiheit hat Grenzen - nämlich da, wo Menschen mit Leib und Leben bedroht werden oder Kräfte am Werk sind, die unserer Rechtsordnung schaden wollen. Dieses sei auch all denen gesagt, die im politischen Raum diese Grenze immer weiter aufweichen wollen."

Die FaB bekennt sich ausdrücklich zur freiheitlich-demokratischen Grundordnung, "die unseren Meinungspluralismus erst möglich macht und uns auch in Hückeswagen zum Wohl der Sache manchmal auch heftig streiten lässt". Eine Gefährdung dieser Ordnung werde jedoch nicht geduldet: "Wer eine Gesellschaft will, in der es schick ist, auf Kosten der Schwachen und der Opfer in der Vergangenheit Denkmäler zu beschmieren, hat keinen Platz in der FaB", heißt es in der Stellungnahme.

Fraktion und Vorstand finden es zudem äußerst befremdlich, dass es zu diesem Vorgang vom 20. April mit Ausnahme eines Leserbriefs in unserer Zeitung noch keine weitere öffentliche Stellungnahme gegeben hat. Die FaB ruft daher nun die übrigen Ratsfraktionen, aber auch den Bürgermeister und die beiden Geschichtsvereine dazu auf, Stellung zu beziehen. "Die Bürger unserer Stadt müssen wissen, dass deren Vertreter Vorgänge, wie den des Beschmierens des ,Stolpersteins', nicht dulden", schreibt Junginger.

Die Stadt hat am 23. April eine Anzeige bei der Polizei gestellt, der Staatsschutz in Köln ermittelt. Über das Ergebnis der Ermittlungen ist noch nichts bekannt.

(büba)
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