Evangelische Kirchengemeinde Hückeswagen Kontakte knüpfen in der Krabbelgruppe
Hückeswagen · In der evangelischen Kirchengemeinde Hückeswagen gibt es eine neue, kostenfreie Krabbelgruppe, die alle zwei Wochen Eltern mit ihren Babys für eineinhalb Stunden zum gemeinsamen Austausch und Spielen einlädt.
Tapsig krabbelt ein kleines Baby lachend zwischen den ausgelegten Spielsachen schnurstracks zu einem anderen Baby, das es neugierig beobachtet. Die zwei jungen Erdenbürger scheinen sich auf Anhieb gut zu verstehen, brabbeln angeregt unter sich und reichen einander Spielsachen an. Amüsiert von diesem bunten Treiben ihrer Sprösslinge, kommen auch die Mütter ins Gespräch. Sie kennen sich nicht, wohnen zum Teil nicht einmal in derselben Stadt, aber sie verbindet der Zustand, dass sie junge Eltern sind und Austausch suchen, für sich und ihre Kinder.
Nadine (32) hat über den Gemeindebrief vom neuen Angebot in der Evangelischen Kirchengemeinde Hückeswagen erfahren und beschlossen, mit ihrer elf Monate alten Tochter Pia vorbeizuschauen. „Wir sind auch in anderen Krabbelgruppen, aber ich fand es interessant und wollte es mir mal anschauen“, erklärt die Hückeswagenerin, die augenscheinlich nicht genug solcher Angebote wahrnehmen kann.
Als Erstlingsmama mit nur wenigen Babys im Freundes- und Familienkreis ist es der 32-Jährigen nämlich sehr wichtig, Kontakt zu anderen Müttern und Babys aufzubauen. Für ihr Kind, aber auch für sich selbst. „Solche Gruppen geben meinem Alltag die nötige Struktur. Mittwochs und donnerstags sind wir beispielsweise in Krabbelgruppen, freitags geht es zur Oma. Das macht den Alltag um einiges leichter“, sagt sie. Außerdem, erzählt Nadine, könne sie sich bei solchen Angeboten gut mit anderen Müttern und Vätern austauschen. Gerne würde sie auch andere Angebote im Nachmittagsbereich wahrnehmen. „Die meisten Krabbelgruppen sind am Vormittag oder ziemlich teuer.“ Auch Papa Benedikt (32) schaut sich nach einem gemeinsamen Willkommensritual mit Kinderlindern und Bewegungsspielen bei einer Tasse Kaffee das bunte Treiben der Eltern auf dem Boden an: Seine Frau sitzt mit der sechs Monate alten Tochter Mary-Lu zwischen den Eltern, spielt und streichelt das Kind, während sie sich mit anderen Müttern unterhält.
Über eine Freundin hatte das Paar aus Wipperfürth von dem Angebot erfahren und stieß dazu. Sie sind erst seit kurzem auf der Suche nach Spiel- und Krabbelgruppen für ihre Tochter. „Hauptsächlich geht es mir dabei darum, die Entwicklung meiner Tochter zu fördern, damit sie mit anderen Kindern spielen kann und natürlich auch darum, andere Eltern kennenzulernen.“ Mary-Lu hat zwar Cousins und Cousinen nahezu im selben Alter. „Leider leben meine Brüder aber nicht alle in der Nähe“, sagt Benedikt.
Als Vater fühlt er sich in der überwiegend weiblichen Gruppe nicht verloren. „Ich wäre auch alleine gekommen, wenn sich meine Frau nicht danach gefühlt hätte“, sagt er selbstbewusst. Zwar seien die Männer bei solchen Angeboten meist noch in der Unterzahl, „ich denke aber, dass es einen Wandel in der Gesellschaft gibt und es auch immer mehr Männern wichtig ist, bei solchen Angeboten dabei zu sein, Zeit mit dem Kind zu verbringen und sich mit anderen Eltern auszutauschen.“
Aktuell ist der umtriebige Vater auf der Suche nach einem Babyschwimmkursus. „Mary-Lu liebt das Wasser. Aber leider ist es derzeit schwierig, Babyschwimmkurse zu finden, weil viele Kommunen ihre Bäder aufgrund der Energiekrise nicht mehr ausreichend heizen.“
Doch nicht nur die Schwimmkurse sind rar gesät, weiß Nadja Böhm. Die Zweifach-Mama und Mitglied der Evangelischen Kirchengemeinde, wurde gemeinsam mit Inken Armuth und Maren Gurski bereits im vergangenen Herbst von ihrer Presbyterin Elvira Persian angesprochen, ob sich nicht Interesse hätte, in der Gemeinde eine Krabbelgruppe zu leiten. Sie sagte zu. „Ich weiß, dass einige Sportvereine, der TBH oder auch der ATV Baby-Turnen und Krabbelgruppen anbieten. Aber für viele Eltern ist es auch eine finanzielle Frage.“ Die Angebote seien in der Regel nicht günstig, gingen teilweise auch mit Mitgliedschaften einher, die viele Eltern nicht eingehen wollen oder können.
Die Krabbelgruppe in der Gemeinde ist für die Teilnehmer kostenfrei. „Finanziert wird das Angebot von der Gemeinde, und die Spielsachen wurden größtenteils gespendet“, sagt Böhm. Sie selbst ist keine ausgebildete Erzieherin, hat aber mit ihren zwei Kindern nun genug Erfahrung und auch einige Bewegungsspiele und Liedtexte gelernt, die sie auch in der Krabbelgruppe anbietet.
Für Leo Kleinhans, zuständig für Familien, Kinder und Jugendliche in der Gemeinde, ist solch ein Angebot wichtig, „um die Familien besser zu stärken.“ Eine starre Struktur soll das Angebot aber nicht haben, betont Böhm: „Unser Programm ist, dass die Kinder hier Gelegenheit bekommen, miteinander zu spielen und die Eltern sich untereinander auszutauschen.“