Hückeswagen/Köln Etliche Opfer sagen gegen Internetbetrüger (31) aus

Hückeswagen/Köln · Wegen Betrugs in mehr als 100 Fällen muss sich der Hückeswagener vor dem Kölner Landgericht verantworten.

Die Akten stapeln sich links, rechts und vor der Richterin im Saal der Kleinen Strafkammer am Landgericht Köln. Immer wieder muss sie die jeweils passende Akte heraussuchen. Sie sind Bestandteil der Berufungsverhandlung gegen einen 31-Jährigen aus Marienheide, der mit seiner in Hückeswagen angemeldeten Internetfirma gewerbsmäßigen Betrug in mehr als 100 Fällen begangen haben soll. Gestern wurden Opfer gehört.

Die Aussagen unterschieden sich im Detail, das Muster der betrügerischen Handlungen blieb gleich. Der Angeklagte machte sich während der Anhörungen Notizen, war offensichtlich bei der Sache, äußerte sich jedoch nicht. Auch seine Anwälte warfen nur gelegentlich kurze Fragen ein.

Da war etwa ein 73-jähriger Mann aus Krefeld, der sich bei der Elektronikfirma des Angeklagten eine externe Festplatte bestellt hatte. "Ich musste kurzfristig beruflich ins Ausland, deswegen war mir die kurze Lieferzeit von einem bis drei Werktagen wichtig", sagte er. Doch weder die bestellte Festplatte wurde geliefert, noch konnte der Angeklagte, der anscheinend am Telefon unter einem falschen Namen als sein eigener Mitarbeiter aufgetreten war, dem Kunden eine Nummer für das Paket oder weiterführende Infos zur Bestellung geben. "Ich wurde nur vertröstet", sagte der 73-Jährige.

Irgendwann stornierte er den Auftrag und forderte sein per Vorkasse bezahltes Geld zurück. Als auch das nicht überwiesen wurde, erstattete er Anzeige. "Dann wurde der Betrag irgendwann doch noch erstattet", sagte der Mann.

Weniger Glück hatte ein 41-Jähriger aus Odenthal, der sich zwei Freisprecheinrichtungen bestellt hatte. "Ich habe mehrfach per Mail nachgefragt, was mit meiner Lieferung sei. Da kamen immer nur Vertröstungen und Abwiegelungen", sagte der Telekommunikationsfacharbeiter. Sein Geld hat er nicht wieder gesehen. "Das habe ich abgeschrieben, als ich im Internet ein bisschen über diese Firma recherchiert hatte", sagte er resigniert.

Genauso erging es einem 55-jährigen Busfahrer aus Hemern, der für seinen Sohn zum Geburtstag ein Mobiltelefon bei der Hückeswagener Firma bestellt hatte. "Ich habe es irgendwann woanders gekauft, nachdem ich den Händler angezeigt hatte. Ich bin auch nur vertröstet worden, irgendwann habe ich das nicht mehr geglaubt. Leider hat mein Sohn zum Geburtstag nur einen Gutschein über ein Handy bekommen", sagte der 55-Jährige.

Besonders prekär war die Situation für einen 49-jährigen Geschäftsführer aus Bendorf. "Ich habe für einen Kunden dringend ein bestimmtes Notebook besorgen sollen. Seines war kaputtgegangen, und er war als Geschäftsmann viel international unterwegs. Nun stand also eine Reise kurz bevor, und der Kunde brauchte dieses spezielle Notebook." Fündig wurde der 49-Jährige bei der Firma des Angeklagten. Auch hier war die kurze Lieferzeit ausschlaggebend für die Bestellung, auch hier erfolgte der Kontakt zunächst schriftlich, später am Telefon. "Da hat sich ein René Schmitz gemeldet, wie ich jetzt weiß, ein falscher Name. Als ich mich mehrfach meldete und nach meiner Bestellung fragte, wurde er ungehalten und pampig. Er sagte sinngemäß, dass ich nicht so einen Wind machen sollte, und warum ich überhaupt dauernd anrufen würde."

Der 49-Jährige übergab die Angelegenheit an seinen Anwalt, der für seinen Mandanten per Mahnbescheid und Vollstreckungsbescheid fast die Hälfte der gezahlten Summe von 2800 Euro einfordern konnte. Seinem Kunden konnte er nur ein Ersatzgerät anbieten.

Die Verhandlung wird fortgesetz; das Urteil am 11. Dezember erwartet.

(wow)
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