Hückeswagen Etaples feiert den "König der Fische"

Hückeswagen · Der Hering genießt in der Hückeswagener Partnerstadt Etaples ein sehr hohes Ansehen. Einmal im Jahr organisiert eine Folklore-Gruppe das sogenannte Heringsfest. Der Fisch hat für die französische Region eine historische Bedeutung.

 Zu Ehren des Herings fand Mitte November in Etaples das 25. Heringsfest statt. Dort werden traditionell große Mengen Hering verzehrt: geräuchert, gegrillt, sauer eingelegt oder auch zu Suppe verarbeitet.

Zu Ehren des Herings fand Mitte November in Etaples das 25. Heringsfest statt. Dort werden traditionell große Mengen Hering verzehrt: geräuchert, gegrillt, sauer eingelegt oder auch zu Suppe verarbeitet.

Foto: Ville d'Etaples-sur-Mer

Der König ist wieder da. Jedes Jahr pünktlich im November ist sein großer Moment gekommen: "le roi hareng", der "König" Hering wird in Etaples-sur-Mer, der französischen Partnerstadt von Hückeswagen, bei einem Fest gefeiert.

Zu Ehren des beliebten Fisches wurde in Etaples am Wochenende des 11./12. November ein Fest veranstaltet, bei dem traditionell große Mengen Hering verzehrt wurden. Das Repertoire an Zubereitungen ist Jahr für Jahr groß: geräuchert, gegrillt, sauer eingelegt oder auch zu Suppe verarbeitet.

Ganz Etaples versammelte sich bei der 25. Auflage des Heringsfestes bei regnerischem Wetter unter Zelten am Hafen, um den "König der Fische" zu würdigen. Der Hering zieht zu dieser Jahreszeit in Schwärmen an den Küsten des Ärmelkanals vorbei. Organisiert wird das Fest von der französischen Folklore-Gruppe "Les Bons z'Enfants", die schon beim Hückeswagener Altstadtfest spielte. Zahlreiche Aussteller und offene Museen komplettierten das Programm.

Anfang November hatten Mika Margollé und seine Kollegen den Fang verarbeitet: Die Heringe wurden gekehlt, kurz in Salzwasser gelegt, einzeln zum Trocknen aufgehängt und zwei Tage später geräuchert. Die Bewohner von Etaples freuten sich, dass der Hering pünktlicher als im Vorjahr gefangen werden konnte.

Der Hering ist bekanntlich ein launischer Geselle. Die Geschichte zeigt, dass seinetwegen Kriege geführt und Häfen angelegt wurden. Bereits in vorgeschichtlichen Zeiten kam der Fisch in seinen silbrig flimmernden Heerscharen von den Laich- und Weidegründen im Nordmeer vor die Küste Südschwedens. Sie waren dermaßen gewaltig, dass die Wasseroberfläche von Fischleibern aufbrodelte und man sie nahezu mit den bloßen Händen greifen konnte.

Sorgsam in Fässer geschichtet und mit Salz konserviert machten im Mittelalter die Hansekaufleute mit den Heringen das große Geschäft. Mitte des 15. Jahrhunderts aber verschwanden die Heringsschwärme dann aus den Gewässern Südschwedens. Aus dieser Zeit stammt ein Preislied aus Boulogne-sur-Mer, das dem Salzhering, dem "heiligen Märtyrer" gewidmet ist. An den Fastentagen des Jahres galt dieser in Europa als unverzichtbare und vor allem haltbare Speise der einfachen Leute.

Anschließend machte der Hering die niederländische Hauptstadt Amsterdam groß: Auf seinen Gräten sei die Stadt errichtet, heißt es dort.

Auch in anderen Gebieten weckte der Fisch Begehrlichkeiten: Ende des 17. Jahrhunderts vertrieb Englands Marine die niederländischen Schiffe, auf denen die Fänge als Massenware verarbeitet wurden. Zu dieser Zeit profitierte auch Schottland vom Hering, als sich Schwärme auf der Doggerbank, einer unter Wasser liegenden Sandbank in der Nordsee, fanden. Dadurch gab es Arbeit für alle Bauern, die zuvor von ihrem Land verjagt worden waren - eine Maßnahme, um Platz für Schafweiden zu schaffen.

Das letzte Mal verabschiedete sich der Hering Anfang der 1970er-Jahre. Die Fanggründe seien überfischt, hieß es damals. Das hat sich mittlerweile geändert: Der Deutsche Fischerei-Verband gab im August bekannt, dass sich seit 1967 der Bestand von einer Million auf zwei Millionen Tonnen verdoppelt habe.

An der Kanalküste weiß man, wie sehr der Hering jahrhundertelang über das Wohlergehen der Einwohner bestimmt hat. Vor allem in Etaples hat die Dankbarkeit eine lange Tradition. Aus diesem Grund wird jedes Jahr für "le roi hareng" das Festessen organisiert. Dazu gibt es meist ein Glas des französischen Rotweins Beaujolais nouveau, der ebenfalls traditionell im November eintrifft.

(RP)
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