Hückeswagens Partnerstadt Etaples Bürgermeister unterstützt Präsidenten

Etaples · Philippe Fait hat eine politische Wende vollzogen. Gut möglich, dass Etaples Verwaltungschef höhere Ambitionen in der französischen Politik hat.

 Etaples  Bürgermeister Philippe Fait (blaues Jacket) hat sich zu Präsident Macron bekannt, nachdem er bis dato eher zu den Republikanern tendiert hatte.

Etaples Bürgermeister Philippe Fait (blaues Jacket) hat sich zu Präsident Macron bekannt, nachdem er bis dato eher zu den Republikanern tendiert hatte.

Foto: Axel Bornkessel

Philippe Fait, Bürgermeister von Etaples, ist offenbar ein Fan „seines“ Präsidenten. „Er hat seine Sache gut gemacht, trotz aller Schwierigkeiten“, zog er Anfang März eine persönliche Bilanz der fünfjährigen Amtszeit von Emmanuel Macron. Dieses Lob bedeutete zugleich, dass er den französischen Präsidenten bei dessen erneuter Kandidatur in den kommenden Wahlen unterstützt.

In Frankreich schlagen Mandatsträger aus den Gemeinden die Präsidentschaftskandidaten vor: So kürten im Departement Nord/Pas-de-Calais 500 von etwa 1800 von ihnen die zwölf Bewerber, die sich seit dem 7. März zur Wahl stellen. Diese Liste führt Valérie Précesse von den Republikanern (LR) an, gefolgt von Emmanuel Macron und seiner „La République en marche“ (LREM). Favoritin an dritter Stelle war für die „nordistes“, wie die Menschen in Nordfrankreich genannt werden, die sozialistische Bürgermeisterin von Paris Anne Hidalgo (PS). Die ultrakonservative Marine le Pen vom Front National oder ihr rechtsradikaler Konkurrent Éric Zemmour besetzen aktuell nur die hinteren Plätze, ebenso die Vertreter der ultralinken Parteien. Insgesamt also verrät diese Rangliste eine Trendwende in Richtung bürgerlich-konservative Mitte.

Die 55-jährige Politologin Valérie Précesse, einst Bildungsministerin im Kabinett von Jacques Chirac, hat sich binnen kurzer Zeit an die Spitze der Republikaner gestellt. Für viele ist ihr Programm eine Art Mischung aus zwei Teilen Politik à la Angela Merkel und einem Teil Margret Thatcher. Précesse wird es jedoch schwer haben, gegen einen Präsidenten anzutreten, der über einen Amtsbonus verfügt und große Ambitionen als Staatsmann verfolgt: Während Europas größter Nachkriegskrise gefällt er sich zunehmend in der Rolle des Maklers zwischen den Kriegsparteien. Innenpolitisch gilt Macron als jemand, der sich nicht festlegen möchte. Er entzieht sich dem Wahlkampf, was als wenig demokratisch kritisiert wird.

In Etaples unterstrich Fait bei der Veröffentlichung seiner Macron-Unterstützung, dass dies nur als seine persönliche Haltung und nicht als Votum seines Gemeinderats zu verstehen sei. Fait hatte sich lange Zeit als Anhänger der Republikaner präsentiert, ist er doch Ziehsohn des Konservativen Daniel Fasquelle, der Bürgermeister des benachbarten Le-Touquet-Paris-Plage ist. Faits neue Sympathie ist nun das Resultat einer politischen Umorientierung. Auffallend herzlich empfing er Mitte März den ehemaligen Premierminister Édouard Philippe in der Fischerstadt, als der dort Station machte, um Wahlkampf für Macron zu machen. Etaples Bürgermeister ließ es sich nicht nehmen, dem Pariser Gast stolz das neu geschaffene Hafenquartier zu zeigen, was als recht ungewöhnliche Beigabe zum normalen Protokoll registriert wurde.

In den Räumen der Corderie, jener ehemaligen Seilerei am Hafen, warb Édouard Philippe, der drei Jahre das Kabinett des Präsidenten geleitet hat, für die Fortsetzung von dessen Politik. Etwa damit, dass sich seit seinem Amtsantritt 2017 die Anzahl der Auszubildenden in Frankreich verdoppelt habe. Unter den 150 Besuchern befand sich auch viel Prominenz, etwa Tiphaine Anzière, die Schwägerin Macrons, in deren Sommervilla an der rue Saint Jean in Le Touquet das Präsidentenpaar regelmäßig logiert. Es war ein Abend unter Freunden, ein Treffen zum Wohlfühlen, kaum durch lästige Kritik gestört.

Auf die Frage, ob er mit seinem Politikwechsel zum Parteigänger Macrons auch persönliche Ambitionen verbände, reagierte Etaples Bürgermeister an diesem Wahlkampfabend etwas hinhaltend. Wobei er eine Möglichkeit auffallend offen ließ, nämlich selbst einmal als Abgeordneter nach Paris zu gehen: Alles habe seine Zeit, meinte er. Zunächst solle man die Präsidentschaftswahlen abwarten. Aber danach, bei den Wahlen zur Nationalversammlung, werde man sehen.

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