Rückblende Hückeswagen Vor 155 Jahren Eschmann wird Bürgermeister der Stadtgemeinde

Hückeswagen · Schon Napoleon Bonaparte wusste: "Ruhm ist vergänglich, aber unbedeutend sein ist für immer." Natürlich bezog sich der französische Kaiser damals auf sich selbst und nicht etwa auf den Hückeswagener Bürgermeister Heinrich Gottfried Eschmann. Aber es würde passen: Eschmann war der erste Bürgermeister der Stadtgemeinde, die am 4. April 1859 entsprechende Rechte bekam und somit auch die Trennung von Stadt- und Landgemeinde zur Folge hatte. Seine Amtszeit war äußerst erfolgreich: So sorgte er dafür, dass 1863 erstmals ein Polizeidiener eingestellt wurde und die Gasbeleuchtung auf dem Stadtgebiet in Gang kam. 1866 weihte er das Marienhospital ein, und unter seiner städtischen Regie bildete sich zwei Jahre später die Feuerwehr. Vor allem aber trug er in Gesprächen mit den anderen Kommunen schon im Juli 1869 dazu bei, dass Hückeswagen ans Eisenbahnnetz angeschlossen wurde.

Umso erstaunlicher ist es, dass es zu Heinrich Gottfried Eschmann im Stadtarchiv nur eine dünne Akte gibt, die einen einzigen Zeitungsausschnitt in Form einer kurzen BM-Rückblende aus dem Jahr 1982 enthält. Auch ein Foto sucht man vergebens. Und während die Bürgermeisternamen Wirth, Hagenkötter oder Leyhausen auch Nicht-Historikern in Hückeswagen ein Begriff sind, kommt bei dem ersten Stadtgemeindevorsteher meistens die Antwort: "Eschmann? Kenn ich nicht!"

Überliefert ist eine in Teilen schwer verständliche Pressenotiz über seine Wahl am 23. Mai 1863. Verkürzt gesagt wurde Eschmann nur deshalb Bürgermeister, weil ein Anwärter namens Pütz aus Gummersbach einen Rückzieher machte, obwohl er bereits hoheitlich bestätigt war. So kam es, dass eben Eschmann und nicht Pütz zirka drei Wochen später am 14. Juli in das Amt eingeführt wurde. Zu erfahren ist noch, dass er aus Langerfeld stammt (bis 1922 eine selbstständige Gemeinde, die heute zu Wuppertal gehört) und dass die Stadtverordneten mit Eschmanns Persönlichkeit, Charakter und Vorleben zufrieden waren.

Über seine politische Einstellung ist nicht viel bekannt, mutmaßlich muss man ihn dem wirtschaftsliberalen Flügel zurechnen. Im August 1867 unterstützte er in einem öffentlichen Aufruf, genauso wie sein Neuhückeswagener Amtskollege Julius Wilhelm Wirth, anlässlich einer Reichstagswahl den Kandidaten Ludolf Camphausen. Dieser wird in diesem Zusammenhang porträtiert und als gemäßigt liberal tituliert. Deutlich wird im weiteren Kontext, dass er im zu wählenden Reichstag die Interessen der Unternehmer vertreten soll.

Eschmann bleibt noch bis 1872 im Amt. Nach neun Jahren Tätigkeit wird Otto Paulussen sein Nachfolger. NORBERT BANGERT

(nob)
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