Hückeswagen Engpässe bei Winterreifen

Hückeswagen · Wer jetzt auf Winterreifen umsteigen will, braucht Geduld: Händler vergeben Termine mit bis zu zwei Wochen Vorlauf. Viele Größen und Modelle sind bereits ausverkauft. Die Preise steigen um mehr als 20 Prozent.

2011: In diesen Ländern gilt Winterreifen-Pflicht
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Foto: ADAC

In der Hückeswagener Niederlassung von Gummi Berger, An der Schlossfabrik, steht das Telefon nicht still. Pausenlos rufen Kunden den Reifenspezialisten an, fragen nach Terminen. Alle wollen nur eins: von Sommer- auf Winterreifen wechseln. Möglichst schnell.

Niederlassungsleiter Andreas Lenger und sein Team kommen mit der Arbeit kaum hinterher — obwohl zu Beginn der Woche extra zwei Aushilfen eingestellt wurden. Je nach Aufwand schaffen sie 40 bis 50 Autos am Tag. "Unser Hauptgeschäft hat vor ungefähr zwei Wochen begonnen, täglich wird's mehr", sagt Lenger. Wer heute anruft, bekomme frühestens für den 7. November einen Termin. Etwas entspannter ist die Lage im Kobeshofener Autohaus Köhler. Dort müssten Kunden rund eine Woche warten, sagt Geschäftsführer René Köhler.

Panikkäufe bei Schneefall

Im vergangenen Jahr war die Nachfrage aufgrund des frühen Wintereinbruchs riesig. Die Industrie hatte zu wenig Winterreifen produziert, die Händler zu wenig gelagert. Nach Angaben des Bundesverbandes Reifenhandel und Vulkaniseur-Handwerk (BRV) hat sich die Lage verbessert. Die Hersteller hätten 2011 deutlich mehr Reifen geliefert, sagte der Verbandsvorsitzende Peter Hülzer in einem Interview.

"An der Front" spürt Andreas Lenger davon nichts. "Wir können Reifen verkaufen, haben aber kaum welche da", sagt er. Egal, ob Premiumqualität oder Billigangebot — viele Größen und Modelle sind bereits vergriffen. Die Zentrale von Gummi Berger in Gummersbach habe zwar rund 30 000 Winterreifen geordert. "Davon ist aber nur ein Drittel angekommen", sagt Lenger.

Obwohl die Händler in der Regel bundes- oder sogar europaweit vernetzt sind und sich gegenseitig aushelfen, gibt es Lieferschwierigkeiten. "Wir sind ständig in Kontakt mit unseren Partnern, um vergriffene Modelle zu bekommen. Aber da ist momentan wirklich sehr viel Leerlauf drin", sagt Lenger. Insbesondere für Kleintransporter seinen derzeit keine geeigneten Pneus zu bekommen. Kollege Köhler hat nach eigenem Bekunden derzeit noch keine Probleme mit der Beschaffung, warnt aber: "Das kann sich schnell ändern. Sobald der erste Schnee fällt, gibt es mit Sicherheit Engpässe."

Rohstoffpreise sind gestiegen

Die enorme Nachfrage hat steigende Preise zur Folge. Nach einer aktuellen Erhebung des BRV sind sie im Durchschnitt über alle Reifengrößen um zehn Prozent gestiegen. Die Hersteller begründen das mit höheren Rohstoffkosten für Kautschuk und Öl. Händler müssen die Erhöhungen wiederum an die Verbraucher weitergeben. Im Laufe dieses Jahres seien die Preise bis zu 25 Prozent gestiegen, sagt Lenger. "Da muss mancher Kunde ganz schön schlucken, das ist nicht so einfach zu verstehen."

(RP)
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