Hückeswagen Eltern wollen einen Waldorf-Kindergarten

Hückeswagen · Etwa 20 Hückeswagener haben ein ambitioniertes Ziel: Sie wollen einen Waldorf-Kindergarten mit zwei Gruppen für die Schloss-Stadt. Das Kreisjugendamt in Gummersbach muss im Herbst über ihre Bewerbung entscheiden.

 Sie gehören zu den Eltern, die in Hückeswagen einen Waldorfkindergarten gründen wollen (v. l.): Svenja Schnurbusch mit Malina, Nadja Mause, Janina Marques und Nicola Nocon mit Lotta.

Sie gehören zu den Eltern, die in Hückeswagen einen Waldorfkindergarten gründen wollen (v. l.): Svenja Schnurbusch mit Malina, Nadja Mause, Janina Marques und Nicola Nocon mit Lotta.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Feste Strukturen, ein klarer Tagesrhythmus und die Förderung der Kreativität und Fantasie der Kinder – so sieht das Konzept für einen Waldorf-Kindergarten aus, den der im Juli ins Vereinsregister eingetragene Verein Zwergenbande Hückeswagen in spätestens zwei Jahren für die Schloss-Stadt anpeilt. Zwei Gruppen mit jeweils 20 Kindern soll der neue Kindergarten umfassen.

13 Mitglieder hat der Verein bereits, dazu kommen bislang acht weitere Interessenten. Darin haben sich Mütter zusammengeschlossen, die die Waldorfpädagogik für die Erziehung ihrer Kinder vorziehen. Sie hätten bereits versucht, ihren Nachwuchs im Waldorf-Kindergarten von Bergisch Born unterzubringen, sagt Nicole Nocon. Doch sei das schwierig, weil dort in erster Linie Remscheider Kinder angenommen würden. „In Hückeswagen ist ein ähnliches Angebot nicht zu finden“, sagt sie. Hier gebe es mit der „Rappelkiste“ nur einen Elterninitiativ-Kindergarten, wirft Nadja Mause ein. „Und der Waldkindergarten hat zu wenige Plätze.“

Diese beiden Kindergärten entsprechen offenbar zumindest annähernd den Vorstellungen der Eltern, die sich bei den übrigen Einrichtungen in Hückeswagen dagegen nicht gut aufgehoben fühlen. Legen sie doch zum Beispiel großen Wert auf eine gesunde Ernährung ihrer Kinder. „An den anderen Kindergärten stört uns, dass nirgendwo frisch und mit Bio-Qualität gekocht wird“, sagt Nicole Nocon. Sollte der Waldorf-Kindergarten Realität werden, würde es täglich gesunde Sachen geben, die größtenteils mit den Kindern selbst hergerichtet werden. Dazu zählen auch feste Strukturen. So könnte es montags immer Knäckebrot und dienstags selbst gemachtes Müsli geben, und Freitag sei Suppentag.

Überhaupt setzen die Eltern auf ein ganzheitliches Konzept, das mehrere Eckpunkte hat: Naturverbundenheit, kein Plastikspielzeug und keine fertigen Spielzeuge. Vielmehr sollen die Kinder mit dem, was sie vorfinden, eigenständig spielen. „Aus Tischen werden etwa Busse“, hat Svenja Schnurbusch bereits beobachtet. Das Konzepot sieht zudem vor, dass Kinder täglich eineinhalb Stunden draußen spielen – bei Wind und Wetter. Einzige Ausnahme sind Stürme.

Dazu setzen die Eltern sehr stark auf Märchen und Reigen. Nicole Nocon: „Das soll den Kindern Halt und Sicherheit geben.“ Das werde heutzutage immer wichtiger, weil es ihnen häufig von zu Hause nicht mehr mitgegeben werde. Auch sollen die Knirpse Zusammenhänge kennenlernen. So soll im Waldorf-Kindergarten im Herbst das Korn gedroschen, dann eingelagert und später gemahlen werden, um schließlich Brötchen daraus zu backen. „Wir wollen den Kindern erschließbare Prozesse aufzeigen“, sagt Nadja Mause. Schließlich lerne das Kind bis im Alter von sieben Jahren durch Nachahmung. Daher werde in der Waldorfpädagogik großen Wert auf das freie Spiel gelegt, bei dem Kinder selbst schöpferisch aktiv sind. Nadja Mause: „Wir wollen das Kind als Person so akzeptieren, wie es ist und stärken.“

40 neue Kindergartenplätze wird es mittelfristig für Hückeswagen auf jeden Fall geben, hat das zuständige Kreisjugendamt doch den entsprechenden Bedarf errechnet. Bürgermeister Dietmar Persian unterstützt die Eltern bei dem Versuch, einen Waldorf-Kindergarten zu gründen. „Damit würde das Angebot in Hückeswagen, das ohnehin schon vielfältig ist, noch einmal erweitert“, sagt er auf Anfrage unserer Redaktion.

Sicher sein kann der Verein Zwergenbande aber noch nicht, dass er den Zuschlag bekommt. „Das Kreisjugendamt hat uns mitgeteilt, dass es weitere Träger angeschrieben und gefragt hat, ob sie Interesse haben“, berichtet Nicole Nocon. Die Eltern sind jedoch bemüht, dass sie das Rennen machen werden. Daher werden zurzeit die Bewerbungsunterlagen für das Kreisjugendamt erstellt. Im November stellt die Zwergenbande ihr Kurzkonzept sowie die Finanzierung im Kreisjugendhilfeausschuss in Gummersbach vor. „Dann wissen wir auch, was wir für Fördermittel erhalten können“, sagt Nicole Nocon. Einen möglichen Investor für das Gebäude hat der Verein zumindest im Visier.

Am Altstadtfest-Sonntag wird die Zwergenbande Hückeswagen an einem Stand über ihr Projekt informieren und nimmt auch Mitglieder auf. Je größer das Interesse an einem Waldorf-Kindergarten, desto bessere Argumente hat der Verein für sein Konzept beim Kreisjugendamt.

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