Hückeswagen Elftklässler als Studenten für eine Woche

Hückeswagen · Früher waren es die Schüler der Stufe 12 am Wipperfürther Engelbert-von-Berg-Gymnasium, die die Chance hatten, bei einem einwöchigen Hochschulpraktikum den Studenten-Alltag hautnah mitzuerleben. Jetzt sind es die Elftklässler.

 Junge Hückeswagener lernten den Unialltag kennen (v.l.): Yannik Haybach, Moritz Lorse, Carolina Böhl und Niels Theunissen in der FH Köln.

Junge Hückeswagener lernten den Unialltag kennen (v.l.): Yannik Haybach, Moritz Lorse, Carolina Böhl und Niels Theunissen in der FH Köln.

Foto: lESSING

Praktika in Firmen und Betrieben gehören längst zum schulischen Alltag. Ob im Fotostudio oder in der örtlichen Bankfiliale – Schülerpraktikanten sind nirgends ein seltenes Bild. Doch mit Hinblick auf die im nächsten Jahr anstehende Entscheidung über Studium und Studienfach, die die Schüler der jetzigen Stufe elf zu treffen haben, hat das EvB-Gymnasium Wipperfürth seit Jahren ein Praktikum der etwas anderen Art im Angebot: Im Schuljahr vor dem Abitur gibt es seinen Schülern die Möglichkeit, für eine Woche als Hochschulpraktikanten eine Universität oder Fachhochschule zu besuchen.

Sie können so in den Studienalltag hineinschnuppern, mögliche Studienfächer ausprobieren und sich darüber klarwerden, ob ein Studium nach dem Abitur überhaupt infrage kommt.

So verschlug es in der vergangenen Woche auch viele junge Hückeswagener an Hochschulen in ganz Deutschland – wie etwa Moritz Lorse. "Mir gefiel vor allem die Freiheit, uns unsere Hochschule selbst aussuchen und unseren Stundenplan selbst zusammenstellen zu können", sagte der 17-Jährige nach dem Ende seines Praktikums an der FH Köln, wo er für eine Woche Betriebswirtschaftslehre (BWL) und Wirtschaftsrecht "studierte". "Ich bin sehr froh, einen Einblick ins Studentenleben gewonnen zu haben und insbesondere, dass ich verschiedene Studienfächer ausprobieren konnte."

Julie Carl (17) hatte während ihrer Praktikumswoche zwischen verschiedenen Universitäten und Fachhochschulen gewechselt und dabei nicht nur realisiert, dass das Abitur und das anschließende Studium näher rücken, sondern auch, wie groß die Unterschiede zwischen den verschiedenen Studienangeboten sein können. "Während ich an den privaten Fachhochschulen oft mit weniger als zehn Studenten in einem Seminarraum saß, waren die Seminarräume der öffentlichen Hochschulen häufig deutlich voller", berichtete die Hückeswagenerin.

Vom Medizinstudiengang in Budapest über BWL-Studiengänge in Hamburg bis hin zu Mathematik-Vorlesungen in Münster nutzten die Gymnasiasten die ihnen gebotenen Möglichkeiten.

Prof. Dr. Jörg Pfisterer von der Fakultät für Wirtschafts- und Rechtswissenschaften der Fachhochschule Köln hält das Projekt für lobenswert – auch mit Blick auf die hohe Abbrecherquote in vielen Studiengängen sowie der daraus resultierenden "Verschwendung öffentlicher Gelder" und der ebenfalls daraus hervorgehenden "Frustration bei Studenten" im vermeintlich falschen Studiengang: "Ich halte es für absolut wichtig, dass sich Schüler die Zeit nehmen und sich Vorlesungen anhören", sagte Pfisterer. Gestört fühlte er sich nicht von den Gasthörern, die seine Vorlesungen besuchten. "Manchmal beteiligen sie sich sogar", sagte der Professor.

Doch kann das Praktikum auch dazu dienen, herauszufinden, welcher Studiengang nicht für einen geeignet ist. Francesco Serleti (18) suchte als begeisterter Fußballer eine Woche lang Einblicke in das Geschehen an der Sporthochschule Köln. Doch am Ende musste er feststellen, dass ein Sportstudium für ihn nicht infrage kommt: "Die gestellten Anforderungen sind wirklich enorm, und insbesondere im Schwimmen bin ich nicht stark genug", musste der Hückeswagener eingestehen.

(jle)
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