Abschied von Bernd und Christiane Koppelberg Eine Institution verlässt Hückeswagen

Hückeswagen · Für Bernd und Christiane Koppelberg schließt sich in fünf Tagen das Kapitel Hückeswagen: Das Ehepaar, das viele Jahre das Traditionshotel zur Post geführt hat, verlegt seinen Lebensmittelpunkt nach Ostwestfalen. Ein Abschied mit Wehmut.

 Am kommenden Montag, 24. August, ist es soweit: Christiane und Bernd Koppelberg verlassen Hückeswagen. Das Ehepaar, das viele Jahre das Hotel zur Post an der Peterstraße mit Café und Restaurant geführt hat, freut sich auf den Umzug nach Amelunxen im Kreis Höxter. Aber es ist auch sehr viel Wehmut dabei.

Am kommenden Montag, 24. August, ist es soweit: Christiane und Bernd Koppelberg verlassen Hückeswagen. Das Ehepaar, das viele Jahre das Hotel zur Post an der Peterstraße mit Café und Restaurant geführt hat, freut sich auf den Umzug nach Amelunxen im Kreis Höxter. Aber es ist auch sehr viel Wehmut dabei.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Es sieht eindeutig nach Umzug aus – überall stehen Kisten und Kartons herum. Manche gefüllt, viele noch nicht. Die Wände sind nackt, die meisten Möbel verschwunden. Doch es ist kein normaler Umzug, der hier im Haus Peterstraße 2 vorbereitet wird. Hier geht eine Institution.

Paula und Herbert Koppelberg hatten 1949 das Café Selbach im Island (heute: Blumen Koch), drei Jahre später das Hotel zur Post an der Peterstraße übernommen, das sie zu einem Café und Restaurant umbauten. Der Sohn und die Schwiegertochter übernahmen das Hotel 1990. Auch Bernd und Christiane Koppelberg bauten um und renovierten die Hotelzimmer. Am 22. Mai 2016 schloss das Ehepaar jedoch Café und Restaurant, den Hotelbetrieb führt es bis Januar dieses Jahres weiter. Seitdem laufen die Vorbereitungen für den Umzug nach Amelunxen im Kreis Höxter.

   Abschiedsstimmung: Ein Bick aus dem Gastraum in einen Teil der bereits ausgeräumten Küche.

Abschiedsstimmung: Ein Bick aus dem Gastraum in einen Teil der bereits ausgeräumten Küche.

Foto: Stephan Büllesbach

Der 70-Jährige und seine drei Jahre jüngere Frau haben bereits acht 200-Kilometer-Touren mit dem großen Hänger bestritten, zwei weitere stehen noch bis zum Wochenende an. Am Montag kommt dann die Umzugsfirma und lädt den Rest ein.

Bernd Koppelberg ist wichtig zu sagen: „Wir gehen nicht, weil wir müssen. Wir gehen, weil wir wollen.“ Das hat mit der Familie zu tun, denn in Amelunxen lebt Christiane Koppelbergs Verwandtschaft. Und nicht etwa damit, dass es das Ehepaar in der Schloss-Stadt nicht mehr ausgehalten hätte, wie mitunter kolportiert worden war. „Das hat mich maßlos geärgert“, betont der Konditormeister, dessen Torten und Baumkuchen weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt waren.

Seine Ehefrau kommt aus Amelunxen, wo sie eigentlich das elterliche Restaurant übernehmen sollte, dann aber mit ihrem Mann nach Hückeswagen gegangen war. Das Lokal führt inzwischen ihr Neffe – ein À-la-carte-Restaurant mit Biergarten, Saal und Pension mit 15 Doppelzimmern. Es war Bernd Koppelberg, der die Idee hatte, nach Ostwestfalen zu ziehen, erzählt er im Gespräch mit dieser Redaktion. „Wir brauchen noch eine Aufgabe“, sagt er. Die haben die beiden gefunden, werden sie doch die drei und ein Jahr alten Kinder des Großneffen künftig betreuen. Im Restaurant wollen sie aber nicht mehr arbeiten. Das haben Bernd und Christiane Koppelberg lange Jahre genug getan.

Ausgeräumt sind inzwischen auch Küche und Backstube. Viele Küchengeräte und -arbeitsflächen findet das Ehepaar im Restaurant in Amelunxen wieder, die Konditoreigeräte wurden dagegen von Mitarbeitern einer Langenfelder Firma demontiert und gehen nun nach Russland. „Aus Hygienegründen waren die Tische verschweißt“, berichtet der Konditormeister. „Die mussten auseinandergeflext werden.“ Lediglich der Backofen steht noch an Ort und Stelle, weil er nicht aus der Backstube herausgeholt werden konnte. Als er vor etlichen Jahren dort installiert wurde, hatte Koppelberg extra für eine Öffnung in der Wand gesorgt.

Geld dafür haben die Koppelbergs übrigens nicht bekommen. „Wir können froh sein, dass wir nicht auch noch dafür bezahlen mussten“, sagt die 67-Jährige. Denn für den Herbst wird wegen der Corona-Krise mit einer Pleitewelle in der Gastronomie gerechnet.

Auch räumt Bernd Koppelberg mit einem weit verbreiteten Irrtum auf: Das vermeintliche Meißener Porzellan, das über viele Jahre im Café gestanden hatte, ist in Wirklichkeit von einer Thüringer Firma, die Kuppelvasen stammten aus Dresden. Lediglich ein Service sei original Meißen gewesen, sagt Christiane Koppelberg. Die Porzellangruppen seien verkauft, der Erlös sei aber sehr gering gewesen. „Das ist einfach nicht mehr gefragt“, bestätigt sie. Zudem sind beide froh, dass die Sparkasse Hotel und Grundstück kauft hat: „Das war die beste Lösung“, versichert Bernd Koppelberg.

Die vergangenen Tage und Wochen waren für beiden nicht leicht, auch wenn sie sich auf ihre neue Heimat freuen. Zumal sie dort ein Fertighaus bauen, das sie im nächsten Jahr beziehen wollen. Denn immer wieder wurde dem Ehepaar bewusst, dass es das letzte Mal war, dass es in Hückeswagen etwas getan hatte.

So verabschiedete sich Christiane Koppelberg am Montag von ihren ATV-Damen, die ihr bescheinigten, „ein großes Loch in unserer Mitte“ zu hinterlassen. Doch der Abschied am Montag ist keiner für immer. „Wir kommen gerne wieder“, versprechen sie. Etwa zum Altstadtfest, wenn das wieder stattfindet. Aber auch an anderen Tagen im Jahr – nach einer Unterkunft haben sich Bernd und Christiane Koppelberg bereits umgesehen. „Es sind doch nur 200 Kilometer“, betont die 67-Jährige.

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