Hückeswagener Städtepartnerschaft Einblicke in die Fischerei von Etaples

Etaples · 2001 hatte die Partnerstadt Etaples in der alten Corderie ein modernes Meeresmuseum eingerichtet. Ein Besuch verspricht einen interessanten Zeitvertreib und reichlich Informationen zu Fischfang, Natur und Meeresbewohnern.

 Ein Fischereiboot hängt mitten in der Ausstellung.

Ein Fischereiboot hängt mitten in der Ausstellung.

Foto: Laurent Rouvrais

Was darf’s denn sein? Ein Filet von der Dorade überbacken mit Parmesankruste oder eine Fischsuppe nach Art der Region – eine Bouillabaisse etaploise? Wie man so etwas zubereitet und vor allem wie gut das schmecken kann, vermittelt ein Kochkursus nicht etwa in einer Hückeswagener Volkshochschule, sondern in einem Museum der Partnerstadt Etaples. Freitagabends oder samstagvormittags können sich Interessierte dort für 20 Euro zu einem Zweistundenkurssus anmelden und natürlich am Schluss das selbst fabrizierte Gericht genießen.

Museen sollen heute nicht mehr mit Schaukästen und -tafeln ausgestattete, Ehrfurcht gebietende Hallen der Gelehrsamkeit sein. Allerorten werden neue Besucherkonzepte realisiert. Frankreich ist hinsichtlich der Präsentation seiner nationalen und kommunalen Schatzkammern stets innovativ gewesen und bietet daher Erstaunliches. Das trifft auch für die Partnerstadt Hückeswagens an der Canche-Mündung zu.

2001 hatte Etaples in der alten Corderie ein modernes Meeresmuseum eingerichtet. Dort, wo in der Usine Saint Frères zwischen 1921 und 1987 Hunderte von Etaplern einen Arbeitsplatz hatten und Netze herstellten, wird heute dokumentiert, was seit eh und je das Leben der Menschen am Ärmelkanal ausmachte: der Reichtum des Meeres und die Fischerei. Das Maréis ist Erkundungszentrum der Meeresfauna, es verspricht eine Entdeckungsreise in die Fischerei-Vergangenheit und hat sich mit seinem ungewöhnlichen Zusatzangebot zur einer der großen Touristenattraktionen an der Kanalküste entwickelt.

     Die Besucher können in dem Becken die Haut der Fische ertasten.

Die Besucher können in dem Becken die Haut der Fische ertasten.

Foto: Laurent Rouvrais

Dass die Nahrung, die das Meer bietet, eine kostbare und pfleglich zu behandelnde Ressource der Menschheit ist, macht das Museum Maréis im langstreckten, in der Nähe des Hafens gelegenen Fabrikgebäude ganzheitlich deutlich: Ehrenamtler, zumeist aus Fischerfamilien stammend, berichten auf kostenfreien Führungen vom Leben der Männer auf See und von deren Frauen, die den Fang verarbeiteten und verkauften. Dabei wird schnell verständlich, wie sehr gerade in diesem Beruf die äußeren Lebensumstände – Naturkräfte, Wirtschaft und Politik – eine schicksalhafte Rolle gespielt haben.

Tatsächlich alle Sinne sind bei dem angesprochen, der sich in diesem ungewöhnlichen Museum einmal intensiv mit Meer und Fischfang auseinandersetzen möchte. Das gilt wie bei allen Schauhäusern zunächst einmal für Augen und Ohren. Wer jedoch dieses Meeresmuseum besucht, kann dort nicht nur sehen und verstehen, was die Küstengewässer an Fauna bieten, sondern er soll sie auch fühlen, riechen und schmecken. Das ist nicht ungewöhnlich in einem Land, dessen traditionelle Mahlzeit die UNESCO zum immateriellen Weltkulturerbe erklärt hat.

     In der ehemaligen Netzfabrik wurde das Museum eingerichtet.

In der ehemaligen Netzfabrik wurde das Museum eingerichtet.

Foto: Ph. Chancel

Während die Kinder in einem eigens eingerichteten Becken für Meerestiere sachte ertasten und streicheln können, welch Leben hinter glatter und kühler Fischhaut pulsiert, lernen die Erwachsenen unter fachkundiger Anleitung, wie die für Etaples typischen Saint-Jacques-Muscheln nebst einer Vielzahl von Fischen auch richtig zu genießen sind. Ihnen werden Rezepte und auch Zubereitungstechniken vermittelt, beispielsweise für so außergewöhnliche Gerichte wie eine Tarte mit Meeresschnecken, den bulots, und Schalotten.

Die Aquarien mit ihren 500 Wasserlebewesen machen Staunen, weil sie die Artenvielfalt in Ärmelkanal und Nordsee vor Augen führen. In anderen Becken werden Fische gefährdeter Arten aufgezogen, hier soll den Besuchern auch bewusst gemacht werden, dass die natürlichen Vorkommen nicht unerschöpflich und dass menschliche Eingriffe zu deren Erhaltung unabdingbar sind. Der Besucher begreift, dass die Fischerei längst nicht mehr die Ausbeuterin von Fanggründen sein kann, sondern die Rolle einer Bewahrerin, quasi die einer Gärtnerin übernehmen muss, sollen die Meere auch künftig genügend Nahrung für den Planeten vorhalten.

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