Hückeswagen Ein selbst gebautes Kinderdorf im Wald

Hückeswagen · Die drei Jungs der Familie Avola haben ihr eigenes kleines Kinderdorf im Wald gebaut. Mutter Tanja setzt auf die besondere Pädagogik, damit der Umgang mit der Natur und den Tieren etwas ganz Alltägliches für ihren Nachwuchs wird.

 Leben im Einklang mit der Natur mitten im Wald (v.l.): Hund Bobby, Lauro (10), Jarno (8), Tanja Avola (45) und Silvio (12). Der Umgang mit Natur und Tieren ist für die Familie etwas ganz Alltägliches.

Leben im Einklang mit der Natur mitten im Wald (v.l.): Hund Bobby, Lauro (10), Jarno (8), Tanja Avola (45) und Silvio (12). Der Umgang mit Natur und Tieren ist für die Familie etwas ganz Alltägliches.

Foto: wolfgang weitzdörfer

Andere Kinder bauen sich ein Baumhaus zum Spielen. Damit haben sich der zwölfjährige Silvio Avola und seine beiden jüngeren Brüder Lauro (10) und Jarno (8) allerdings nicht zufriedengegeben. Sie haben sich zusammen mit Mutter Tanja Avola ein echtes kleines Paradies im Wald geschaffen: In einem Waldgebiet am Stadtrand haben sie sich ihr eigenes Kinderdorf gebaut. "Wir haben im April etwa 600 Quadratmeter Wald gekauft, nachdem wir zuvor in einem anderen Stück gewesen sind, das uns aber nicht gehört hat", erzählt die 45-jährige Hückeswagenerin.

Auch dort hat die Familie bei Wind und Wetter im Freien gespielt und ein kleines Kinderdorf aufgebaut - immer nur mit den Dingen, die sie im Wald gefunden haben. "Die Kinder werden von uns so erzogen, dass sie wissen, wie man sich im Wald verhält. Und dass es hier jede Menge Tiere gibt, auf die sie Rücksicht nehmen müssen", sagt Tanja Avola.

Auf das Waldstück seien sie auf Empfehlung im Freundeskreis aufmerksam gemacht worden. "Wir haben irgendwann diese Idee im Kopf gehabt, dass wir etwas Eigenes haben wollten", berichtet die 45-Jährige. Was wo und wie gebaut werden könnte, hätten sich die drei Brüder direkt beim ersten Besuch vor Ort überlegt. "Wir haben uns keinen Plan gemacht, sondern einfach drauflos gebaut", sagt Silvio.

Der älteste der drei Brüder hat nicht nur ein großes Haus mit Ästen und Astgabeln gebaut, sondern auch einen Ofen, einen Bauernhof und einen kleinen Kanal unter der Dorfstraße. "Den habe ich mit einem Schlauch gebaut, den ich im Wald gefunden habe", berichtet der Zwölfjährige. Das sei auch eine Regel für den Umgang im Kinderdorf im Wald, sagt Mama Tanja: "Alles, was wir zum Verbauen verwenden, muss natürlichen Ursprungs sein - Rinde oder Stöcke etwa."

Wenn die Kinder allerdings Gegenstände im Wald finden würden, wie besagten Schlauch, könnten sie die auch verwenden: "So ist auch der Brunnen hier entstanden, da hat jemand ein altes Spülbecken entsorgt", sagt Silvio.

Der Umgang mit Natur und Tieren ist für die Familie etwas ganz Alltägliches. "Meine Jungs gehen auf die Waldorfschule, da sind sie natürlich entsprechend geprägt", sagt die Mutter. Sie seien jeden Tag nach der Schule im Wald, egal wie das Wetter sei. "Wir werden auch im Winter herkommen. In der Dorfmitte haben wir einen Baum gepflanzt, der wird dann im Advent unser Weihnachtsbaum sein", sagt die 45-Jährige. Auch der Baum war ursprünglich weggeworfen worden. Jetzt steht er eingepflanzt auf dem "Dorfplatz". "Rituale sind für uns wichtig", betont Tanja Avola.

Auch Lauro ist mit Feuereifer dabei, das ganz persönliche Kinderdorf der Familie Avola wachsen zu lassen. "Als Nächstes wollen wir das Bauernhaus fertig machen, der Werkzeugschuppen ist schon fertig", sagt der Zehnjährige und deutet auf Werkzeug, das hinter dem natürlichen Dach eines immergrünen Ilex-Busches aufgehängt ist. "Da ist es geschützt und auch versteckt", sagt der Knirps.

Auch an eine "Krankenstation" haben die Kinder gedacht. Es gab auch schon den ersten vierbeinigen Patienten. "Wir haben hier einen Frosch gefunden, der war am Beinchen verletzt. Der ist mehrere Tage immer wieder gekommen, dann war er wohl wieder gesund", sagt Lauro.

Auch der Jüngste der Avolas hat mitgebaut. Jarno hat extra für sein geliebtes Stofftier, das Rentier Ricky, das er zu Weihnachten bekommen hat, eine eigene Scheune gebaut: "Dafür musste ich eine Kuhle ausheben, eine Woche habe ich daran gearbeitet", sagt der Achtjährige. Immer wieder bringen die drei Jungen Freunde mit ins Kinderdorf.

Die Natur habe eine beruhigende Wirkung auf die Kinder, sagt Mutter Tanja. "Dann kehrt ganz schnell Ruhe ein - und gleichzeitig sprudeln die Ideen, was sie noch alles machen können."

(wow)
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