Konrad Beikircher "Ein bisschen wie ein Echo aus Südtirol"

Hückeswagen · Nach drei Jahren führt der Weg von Kabarettist Konrad Beikircher wieder nach Hückeswagen. Am 28. März blickt der Rhein-länder mit südtiroler Wurzeln auf 35 Jahre Bühnenarbeit zurück. Im BM-Interview charakterisiert er "den Bergischen".

 In Südtirol geboren, im Rheinland verwurzelt und immerwieder gerne zu Gast im Bergischen – Konrad Beikircher kommt am 28. März ins Forum.

In Südtirol geboren, im Rheinland verwurzelt und immerwieder gerne zu Gast im Bergischen – Konrad Beikircher kommt am 28. März ins Forum.

Foto: Miro

"Schön ist es auch woanders. . ." lautete Ihr Programm, mit dem sie zuletzt 2011 in Hückeswagen aufgetreten sind. Sie kommen nun schon wieder ins Bergische. Also muss es hier sehr schön sein. . .

Beikircher Ja sicher isset schön bei Euch. Es ist ein bisschen wie ein Echo aus Südtirol: Dä Berg erop un erav, das macht mir immer Freude!

Warum haben Sie Ihr Herz an das Bergische im Allgemeinen und an Hückeswagen im Speziellen verloren?

Beikircher Weil et schön is zum einen, und weil ich mit Hückeswagens "Scheideweg" damals in der JVA Siegburg nur beste Erfahrungen gemacht habe: hohes und nachhaltiges Engagement, das den Jugendlichen sehr geholfen hat.

Wann haben Sie von Hückeswagen zum ersten Mal gehört?

Beikircher Im Knast in Siegburg. Ich war von 1971 bis 1986 im Justizvollzugsdienst, zuerst in Ossendorf bis Sommer '72, dann in Siegburg, ab 1974 in Haus 1 — und dahin kam die Kontaktgruppe Scheideweg.

Und was haben Sie dabei gedacht, als Sie den Städtenamen gehört haben? Hückeswagen wurde früher immer für vermeintlich lustige Werbespots verballhornt...

Beikircher Meine erste Assoziation, das weiß ich noch ganz genau, war "Hoch auf dem Hückeswa-ha-gen, sitz ich beim Schwager vorn". Und daran denke ich jedes Mal, wenn ich zu Euch komme.

Als Rheinländer mit Südtiroler Wurzeln sind Sie so was wie ein "Weltbürger". Welche Eigenschaft der Bergischen verkörpern Sie?

Beikircher Die Beharrlichkeit beim Verfolgen mir wichtiger Ziele. Da ist der Bergische ja allen anderen voraus. Nicht zu vergessen: Beharrlichkeit hat nix mit Sturheit zu tun. Beharrlichkeit ist die vorwärts blickende Schwester der Sturheit.

Warum ist der Bergische, im Gegensatz zum richtigen Rheinländer, nicht so ganz leicht aus der Reserve zu locken?

Beikircher Weil er quasi immer noch im Wald in der Höhle lebt. Wenn er die Nase rausstecken will, muss er erstmal sicher sein, dass da kein Bär ist. Erst wenn keiner da ist, kommt er raus. Dann aber steppt er so, dass der Wald brennt!

Sie sind ja auch schonmal in Wipperfürth aufgetreten. Wo isset denn netter? Im bergischen Hückeswagen oder in der eher rheinisch geprägten Nachbarstadt?

Beikircher Natürlich in beiden!

Sehr diplomatisch geantwortet. Warum sind Sie Kabarettist und kein Politiker geworden?

Beikircher Ich bin doch Politiker! Ich bin Präsident und einziges Mitglied des Rheinischen Missionswerks.

Was machen Sie vor Ihrem Auftritt?

Beikircher Mich ein bisschen entspannen. Übrigens am liebsten bei einem Gespräch mit Eingeborenen über die Geschichte ihrer Stadt, wenn sich jemand auskennt. So habe ich die meisten Kenntnisse über das Rheinland erworben, mehr als aus Büchern!

Welche Wünsche haben Sie, damit Sie die Bühne glücklich betreten können?

Beikircher Och, da bin ich bescheiden, wenn ich mir die Catering-Wünsche so mancher Kollegen angucke. . . Kiesbrütche un e Schlückche wieße Wing, mieh bruch ich nit.

Was erwartet die Zuhörer in Hückeswagen in drei Wochen?

Beikircher Eine kleine Auslese aus den letzten 35 Jahren, die allerdings mal so, mal so ausfällt. Das heißt: Mal erzähl ich dit und mal erzähl ich dat. Aber ich versichere Ihnen: Es macht Spaß!

Was ist Ihr persönliches Highlight all Ihrer Programme und warum?

Beikircher Als ich Karnevalssonntag bei einer literarisch-karnevalistischen Matinee im Schauspielhaus in Köln 20 Minuten darüber erzählte, dass das Wort "Herrlich" das Jahr über tabu ist, weil es nur im Karneval verwendet werden darf, da aber ständig und überall — so à la: "Dat wor ene herrliche Vürdrach im herrlichen Gürzenich he in uns herrlicher Stadt Kölle." Kein Schwein hat gelacht. Eine halbe Stunde später kam das Dreigestirn auf die Bühne. Als der Prinz seine Begrüßungsrede hielt: "Ich darf die Jecken an diesem herrlichen Sonntagmorgen he in unserem herrlichen Schauspielhaus vor dieser herrlichen Kulisse herzlich begrüßen. . ." lagen die Leute vor Lachen am Boden, und der Prinz fragte uns dann hinter der Bühne: "Wat han dann die Lück he? Ich hab doch gar nix gesagt!"

Ihr erster Auftritt dauerte geschlagene vier Stunden. Braucht Ihr Hückeswagener Publikum viel Sitzfleisch?

Beikircher Nee, nee, Ihr kommt schon rechtzeitig wieder aufs Feld!

Was ist am schönsten: das Bergische, das Rheinland oder Südtirol?

Beikircher Wenn man drei Himmel zu einem vereinen könnte — dat wör et!

STEPHAN BÜLLESBACH STELLTE DIE FRAGEN.

(RP)
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