Ehrenamt Kleiderkammer Ein Angebot wie eine Wundertüte

Hückeswagen · Die Ehrenamtler sind in Hückeswagen zu unverzichtbaren Partnern geworden, ohne die mitunter nichts oder nur wenig geht. Unsere Redaktion stellt einige exemplarisch für viele vor. Heute geht's um das neunköpfige Team der Kleiderkammer.

 Fünf der insgesamt neun "Kammerzofen" der Kleiderkammer (v. l.): Helga Binder, Justine Wons, Gaby Vollbrecht, Margarete Deja und Christel Buß.

Fünf der insgesamt neun "Kammerzofen" der Kleiderkammer (v. l.): Helga Binder, Justine Wons, Gaby Vollbrecht, Margarete Deja und Christel Buß.

Foto: Weitzdörfer

Hückeswagen Es ist 9 Uhr; in der Tür hinter der Pfarrkirche dreht sich ein Schlüssel. Davor warten mehrere Hückeswagener, die Plastiksäcke, Taschen und Tüten dabei haben. Ein freundliches Hallo von beiden Seiten, dann gehen die Wartenden hinein. Sie haben Spenden für die Kleiderkammer dabei. Im ersten Stock geht's derweil zu wie im Bienenstock: Vier Frauen wuseln im Lagerraum und sortieren die Spenden, Christel Buß steht an der Kasse.

Vor sich hat sie "unsere Juwelentheke", wie sie schmunzelnd sagt: Schmuckstücke, Anhänger und Ketten, Madonnen- und Heiligenbilder, dazu viele Uhren und Ringe. "Unser Angebot ist eine echte Wundertüte - immer davon abhängig, was die Leute uns bringen", sagt die "Kammerzofe". Nebenan ist die Kaffeetafel gedeckt, und nach und nach kommen ältere Damen zum Frühstück. "Die Gruppe kommt jede Woche und frühstückt gemeinsam.

Für sie ist es schön, das mal nicht alleine machen zu müssen", sagt Christel Buß. Seit gut 20 Jahren arbeitet die Hückeswagenerin schon ehrenamtlich in der Kleiderkammer, an zwei der vier Termine ist sie den Vormittag über präsent und kümmert sich zudem um die Buchhaltung und die Finanzen. "Ich bin nicht mehr so gut zu Fuß, daher habe ich lieber diese Aufgaben übernommen - die anderen im Team kümmern sich darum, dass die Ware sortiert und verräumt wird.

Jeder macht das, was er am besten kann", sagt Christel Buß. Die Kleiderkammer der katholischen Gemeinde gibt es schon seit mehr als 30 Jahren und ist eine von mittlerweile drei Angeboten dieser Art in der Schloss-Stadt. Der Zweck ihrer Arbeit sei dreigeteilt, erläutert Buß: "Einmal müssen die Leute ihre alten Sachen nicht in den Müll geben. Die Kunden wiederum freuen sich, dass sie für schmales Geld gut erhaltene Kleidung, Spielzeug oder auch kleine Altertümchen bekommen.

" Und zudem fließe das erwirtschaftete Geld komplett in verschiedene Hilfsprojekte, die teils schon seit vielen Jahrzehnten unterstützt werden. So etwa die Ordensschwestern von "Helpers of Mary", die in Indien unter anderem Aids-Waisen betreuen, das Caritas-Baby-Hospital in Bethlehem oder die Missionsschwestern vom Heiligen Herzen Jesu, die sich um Straßenkinder in Satu Mara in Rumänien kümmern. "Aber auch das Kinder- und Jugendhospiz Balthasar in Olpe oder die Ferienmaßnahme im Jugendzentrum Hückeswagen bekommt einmal im Jahr von uns Geld", betont Christel Buß.

Schließlich kämen die Spenden ja aus der Schloss-Stadt, und da sei es nur fair, wenn auch ein wenig vom Erlös in die Stadt zurückfließe. Es ist viel zu tun für sie und ihre Kolleginnen: Ständig kommen Kunden herein, stöbern durch die Kleiderständer, haben Nachfragen oder suchen sich ein Schmuckstück aus. "Ich werde oft gefragt, warum ich mir das mit bald 80 Jahren immer noch antue - wenn ich samstags um 6 Uhr aufstehe und um halb zwei nach Hause komme, dann mache ich daheim nicht mehr viel", erzählt Christel Buß.

Die Antwort sei aber ganz einfach: "Solange es mir Spaß macht und der liebe Gott mir mein Oberstübchen in Schuss hält, werde ich weiter hier ehrenamtlich arbeiten." Es sei auch eine sehr dankbare Angelegenheit: "Wir bekommen regelmäßig Dankschreiben von den Organisationen, die wir unterstützen. Es tut gut, zu lesen, dass wir helfen konnten", sagt sie. Wichtig sei natürlich, dass die Hückeswagener Spender weiterhin so toll mitmachen würden.

Darüber brauche man sich aber keine Sorgen zu machen: "Wir bekommen ja sogar zweimal im Jahr eine Lieferung aus Norderney." Eine Hückeswagener Familie, die mittlerweile dort wohnt, sammelt auch für die Kleiderkammer und bringt die Sachen dann bei Verwandtschaftsbesuchen regelmäßig vorbei.

(wow)
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