Hückeswagen ein Jahr nach der Flut Die Katastrophe als ein „Moment des Lernens“

Hückeswagen · DLRG-Ortsvorsitzender Adrian Borner blickt ein Jahr nach der Hochwasserkatastrophe auf den Einsatz zurück. Er sieht die DLRG gut auf diese Art von Einsatz vorbereitet. Dennoch gehe es darum, weiter zu lernen.

 Die DLRG war in der Nacht zum 15. Juli 2021 an vielen Stellen in Hückeswagen und Wipperfürth im Einsatz. So etwa bei der Evakuierung der Bewohner von Kleineichen.

Die DLRG war in der Nacht zum 15. Juli 2021 an vielen Stellen in Hückeswagen und Wipperfürth im Einsatz. So etwa bei der Evakuierung der Bewohner von Kleineichen.

Foto: DLRG

Wenn Adrian Borner gut 13 Monate zurückblickt, bezeichnet er die Hochwasserkatastrophe vom Juli 2021, die auch die Schloss-Stadt mit großer Zerstörungskraft heimgesucht hatte, als einen „Moment des Lernens“. Es sei eine Situation gewesen, die so noch nicht aufgetreten sei, die man in ihrer Auswirkung nicht hatte kommen sehen – und die aller Wahrscheinlichkeit nach wiederkommen wird. „Wir waren sehr gut aufgestellt, konnten unsere Mittel sehr gut einsetzen. Dazu konnten wir auf viele Mitglieder zählen, die teils aus weiterer Entfernung nach Hückeswagen gekommen sind“, zieht Borner ein positives Fazit. Die Mitglieder der DLRG-Ortsgruppe Hückeswagen leben nicht alle in der Stadt, sondern auch in Remscheid, Wuppertal oder Solingen. „Sie haben sich sofort ins Auto gesetzt und sind zu uns gekommen, um zu helfen.“

Letztlich, auch wenn es die Lage im Juli vorigen Jahres keineswegs relativieren soll und kann, sei es eine „prädestinierte Lage“ für die DLRG gewesen. „Wir waren mit 50 Kräften im Einsatz, dazu kamen mehrere Boote – etwa im überschwemmten Ortsteil Kleineichen. Wir haben Strömungsretter und Bootsführer, die zum Einsatz kamen“, berichtet Borner. Die Größenordnung des Einsatzes sei natürlich eine immense Herausforderung gewesen, nicht aber der Inhalt des Einsatzes. Es sei eine Bestätigung dessen gewesen, woran die DLRG kontinuierlich arbeite und was sie regelmäßig übe. Allerdings hat sich auch gezeigt, dass in Sachen Ausrüstung noch Luft nach oben gibt. „Uns fehlte etwa eine Drohne – um etwa einen überschwemmten Bereich wie Kleineichen auch von oben zu überprüfen und den Einsatz entsprechend besser planen zu können“, sagt Borner.

 In Kleineichen mussten sich die Fahrzeuge der DLRG durch das Hochwasser kämpfen.

In Kleineichen mussten sich die Fahrzeuge der DLRG durch das Hochwasser kämpfen.

Foto: DLRG

Da sei die Spende der Firma Pflitsch in Form von jeweils einer Drohne an die DLRG und die Feuerwehr eine „sehr wichtige und hervorragende Ergänzung“ des bestehenden Equipments gewesen. „Gerade in einer so chaotischen Situation, die sich so unübersichtlich darstellt, wie es im Juli 2021 der Fall gewesen ist, hilft uns das sehr weiter“, sagt Borner. Nun gehe es darum, auch gemeinsam mit der Feuerwehr, den Umgang mit den Drohnen einzuüben. Die erste gemeinsame Übung fand Anfang August statt.

Im Rahmen des Großeinsatzes hat sich laut Borner auch gezeigt, wie gut die unterschiedlichen Rettungsorganisationen in der Schloss-Stadt zusammenarbeiteten. Mit direkten Auswirkungen auch über den damaligen Einsatz hinaus. „Als etwa kürzlich ein Einsatz an der Bever-Talsperre mit Hubschrauber unter Beteiligung von Rettungsdienst, Feuerwehr und DLRG stattfand, haben wir tatsächlich gemerkt, wie gut wir Hand in Hand gearbeitet haben“, sagt Borner. „Auch wenn der Zusammenhalt innerhalb der DLRG immer schon gut gewesen ist, das Hochwasser hat uns noch mehr zusammengeschweißt.“

Ein solcher Einsatz fordere nicht nur den Einsatzkräften viel ab, sondern auch der Ausrüstung. „Zahlreiche Einsatzmaterialien sind beschädigt worden, hauptsächlich unsere Sicherheitskleidung und Neoprenanzüge“, sagt Borner. Er selbst habe etwa bei einem Einsatz im Rahmen des Hochwassers in Wipperfürth-Ohl gemerkt, dass ihm das Wasser von oben in die Sicherheitsschuhe gedrungen sei. „Das Wasser war kontaminiert und sollte natürlich nicht an die Haut kommen.“ Auch die Neopreneinsätze seien nicht mit einer einfachen Wäsche wieder einsatzfähig. „Funktionsfähige und intakte Schutzkleidung dient auch der Sicherheit der Einsatzkräfte.“

Zwar sei man versichert, aber durch langwierige Bearbeitung und Bürokratie dauere es mitunter sehr lange, bis Ersatz verfügbar sei. „Wir haben daher in der Bevölkerung um Spenden gebeten. Und die waren auch sehr hoch, wofür wir sehr dankbar sind“, sagt Borner. Die DLRG haben in Hückeswagen fraglos einen sehr guten Ruf.

Auf der anderen Seite ist das Hochwasserereignis auch noch als schlimme Naturkatastrophe in den Köpfen der DLRG-Kräfte präsent. „Das hat natürlich einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Die DLRG – gottlob nicht die Ortsgruppe Hückeswagen – hatte auch zwei Verletzte zu beklagen. Das legt man nicht einfach so ab“, sagt der Ortsvorsitzende. Allerdings sei die Situation in der Schloss-Stadt selbstverständlich nicht so schlimm gewesen wie etwa im Ahr-Tal.

Wichtig sei es nun, nach vorne zu blicken. „Das Hochwasser muss aufgearbeitet werden, es muss mehr Prävention geben mit dem Ziel: weniger Verletzte und keine Toten“, fordert Borner. Das müsse sowohl auf Regierungsebene geschehen, aber auch im Kleinen, in der Ortsgruppe in Hückeswagen. „Wir nutzen das Ereignis, um daraus zu lernen. Vor allem, ob wir noch besser und mehr ausbilden müssen.“ Eines aber sei sicher: „Wir sind gut vorbereitet, falls es wieder ein entsprechendes Hochwasserereignis geben sollte“, versichert der DLRG-Vorsitzende.

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