Hückeswagen "Diese Klötze drücken Kälte aus"

Hückeswagen · Als "DDR-Klötze", "Plattenbauten" oder "Margarinekisten" bezeichneten einige Leser am "Heißen Draht" der BM die Gebäude des Projekts "Wohnen am Schloss", die der Hückeswagener Investor Jürgen Hartmann und der Freiburger Architekt Thomas Schindler in der vorigen Woche im Bauausschuss vorstellten.

Bei den Attributen wurden die Hückeswagener noch deutlicher, was sie von den drei Häusern, die ein barrierefreies Wohnen ermöglichen sollen, halten: Da ist die Rede von "geschmacklos", "fürchterlich" und "unmöglich". Einige Leser, die sich in der Redaktion meldeten, bezeichneten sich als "geschockt" und "fassungslos".

"Als mein Mann und ich von der geplanten Möglichkeit hörten, unterm Schloss ,alt' zu werden, freute uns das sehr", schrieb Renate Bratsch per Mail. Damit dürfte sie vielen aus der Seele spreche.

Denn so mancher hat bereits, wie die Gespräche mit den BM-Lesern deutlich machten, vom barrierefreien "Wohnen am Schloss" geträumt. "Aber diese Klötze, die den Gebäuden auf Wiehagen gleichen, drücken Kälte aus", schreibt Renate Bratsch. Und sie fragt: "Da sollen Menschen ihr letztes Zuhause finden und sich wohl und geborgen fühlen?" Diese architektonisch hässlichen Gebilde seien eine Frechheit.

Für Kathi Weyer hingegen steht fest: "Dass ein Architekt sein Geld verdienen muss und daher in der Planung dem Bauherrn planerisch folgt, ist verständlich. Aber dieser architektonische Fauxpas spricht im Ensemble der Häuser des Straßendreiecks jeder Ästhetik Hohn." Eigentlich wolle die Stadt mit dem ,Pfund' Schloss — siehe gelungene und aufwändige Restaurierung der Schlossumgebung — touristisch wuchern, schreibt sie weiter.

Der Blick zum Schloss hinauf werde zwar nicht gänzlich verstellt, aber perspektivisch durch die Häusermaße völlig entwertet. "Man kann nur hoffen, dass ein weitsichtiger städteplanerischer Blick auf ein liebenswertes bergisches Schloss-Städtchen das Ärgste verhindert", meint die Hückeswagenerin.

Für Willibert Paffrath "rutscht das Schloss mit seinem wunderschönen Schlosshagen buchstäblich in die zweite Reihe". Der Investor habe vor einigen Monaten angekündigt, ihm liege sehr viel an seiner Heimatstadt Hückeswagen, und er wolle die typisch bergische Häuserstruktur aufgreifen, was sich auch in der Fassadengestaltung widerspiegeln soll. "Nur wenige Monate später konfrontiert Herr Hartmann die Bevölkerung mit total anderen Plänen", schreibt Paffrath. Der Investor habe einen Baukomplex präsentiert, der eher dem Stil von Wiehagen mit seinen Bausünden entspreche.

Eine BM-Leserin kann sich jedoch mit den Plänen anfreunden. "Die Häuser sind in Ordnung", findet Helga Böhm. Die Hückeswagenerin regte jedoch an, deren Farbe an das des Schlosses anzupassen, später ein Dach auf den Häusern zu errichten und Bäume davor zu pflanzen.

Weitere Stellungnahmen von BM-Lesern erscheinen in der Mittwochausgabe.

(RP/rl)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort