Ansichtssache Die Unvernunft macht immer wieder vieles kaputt

Hückeswagen · Die Situation auf der L 101 zwischen Scheideweg und Dreibäumen war in dieser Woche genauso ein Gesprächsthema wie der zunehmende Vandalismus in der Stadt. Positiv dagegen könnte die Teilnahme der Stadt an der Aktion "Stadtradeln" sein, zu der alle Hückeswagener eingeladen sind.

Ansichtssache: Die Unvernunft macht immer wieder vieles kaputt
Foto: Moll Jürgen

Die Voraussetzung für eine Unfallhäufungsstelle sind eindeutig festgelegt: Innerhalb eines Jahres müssen sich drei Unfälle der Kategorien 1-4 des gleichen Grundtyps - etwa durch Auffahren, zu hoher Geschwindigkeit oder beim Abbiegen - ereignet haben. Oder in der Drei-Jahresbetrachtung muss es drei Unfälle der Kategorien 1 und 2 oder fünf Unfälle der Kategorien 1 bis 3, dann aber unter Beteiligung von Fußgängern oder Radfahrern, gegeben haben. Kategorie 1 sind Unfälle mit Getöteten, Kategorie 2 Unfälle mit Schwerverletzten, Kategorie 3 Unfälle mit Leichtverletzten, Kategorie 4 Unfälle mit größeren Sachschäden und mindestens einem nicht mehr fahrbereiten Fahrzeug, Kategorie 5 sind Unfälle mit leichten Sachschäden.

Inwieweit diese Voraussetzungen nun auf das Teilstück der Landstraße 101 zwischen Scheideweg und Dreibäumen übertragbar sind, müssen jetzt die Fachleute bei Polizei und Straßenverkehrsamt in Gummersbach entscheiden. Wichtig und richtig ist es aber auf jeden Fall, dass die Unfallkommission noch einmal tagt und die Situation vor Ort einer intensiven Überprüfung unterzieht. Aufgrund der Liste des Anwohners von Stoote, der seit Oktober 2016 dort acht schwere Unfälle mit teils Schwerverletzten und sogar Toten registriert hat, könnte dieses Teilstück der L 101 durchaus ein Unfallhäufungspunkt sein. Dann müssten die Verantwortlichen handeln.

Das würde wohl zweierlei bedeuten: Tempo 70 statt maximal 100 Kilometer pro Stunde und ein Überholverbot für die gesamte Strecke zwischen Scheideweg und Dreibäumen. Ob solche Unfälle, wie in der Vergangenheit, aber damit verhindert werden können, ist zumindest zweifelhaft. Denn zum einen werden sich viele Verkehrsteilnehmer auch dann nicht an die Verbote und Vorgaben halte - bestes Beispiel dafür ist die K 5 mit Überholverboten und Tempo 60, die ständig ignoriert werden. Und dann gibt es da noch ein weiteres, relativ neues Phänomen: Immer mehr zum Problem werden Autofahrer, die die maximale Höchstgeschwindigkeit deutlich unterschreiten. Selbst bei trockener Fahrbahn und besten Witterungsbedingungen und Sichtverhältnissen. Sie fahren 70, wo 100 möglich ist, oder 50 in der Tempo-70-Zone. Nicht nur die Raser sind eine Gefahr, sondern auch diese Schleicher. Denn sie sorgen dafür, dass so mancher Auto- oder Motorradfahrer dann irgendwann die Nerven verliert und möglicherweise an Stellen überholt, die nicht dafür geeignet sind. Und das mit entsprechender Geschwindigkeit.

Im Grunde genommen müsste sich an der Regelung für die L 101 zwischen Scheideweg und Dreibäumen mit Tempo 100 und dem möglichen Überholen auf den beiden Geraden nichts ändern - würden alle Verkehrsteilnehmer ihre Fahrkünste richtig einschätzen und den Gegebenheiten entsprechend fahren. Dann käme es auch nicht zu Unfällen. Doch weil einige wenige genau das nicht tun, ist es realistisch, dass immer mehr Straßen - nicht nur die L 101 - mit Tempobeschränkungen und Überholverboten belegt werden. Zulasten aller vernünftigen Verkehrsteilnehmer.

Wenn in den kommenden drei Wochen Hückeswagen erstmals am "Stadtradeln" teilnimmt, sollten sich möglichst viele Hückeswagener daran beteiligen. Mal abgesehen davon, dass Radfahren die Gesundheit fördert und den Ausstoß von Emissionen reduziert, könnte es vor allem wieder für etwas sorgen, dass in den vergangenen Monaten spürbar zurückgegangen ist: das Wir-Gefühl, das die Stadt und seine Bewohner noch vor wenigen Jahren bekannt und vor allem starkgemacht hat. Je mehr Hückeswagener vom 10. bis 30. Juni mitradeln und ihre gefahrene Kilometer registrieren, desto größer ist die Chance, dass die Schloss-Stadt einen Preis bekommt. Es wäre doch schön, gemeinsam etwas zu gewinnen.

Vielleicht hilft ein stärkeres Wir-Gefühl auch, einer unseligen Entwicklung in Hückeswagen Einhalt zu gebieten: dem zunehmenden Vandalismus. Ob besprayte Mauern, beschmierte Buswartehäuschen, mutwillig zerkratzte Autos oder eine regelmäßig beschädigte Ladesäule für E-Bikes - allmählich reicht's! Es geht jetzt nicht ums Denunzieren. Aber es müssen die Augen und Ohren offengehalten werden, wenn fremdes Eigentum beschädigt wird. Es braucht nicht unbedingt der Anruf bei Ordnungsamt oder Polizei sein, mitunter reicht vielleicht das persönliche Gespräch. Etwa wenn's der Bekannte, Freund oder Nachbar ist. Auf jeden Fall wird's aber Zeit, dass diesen Vandalen Einhalt geboten wird.

(RP)
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