Ehrenamt Foodsharing Die Lebensmittelretter

Hückeswagen · Die Initiative Foodsharing gibt es in der Nachbarstadt Remscheid seit einem Jahr sehr erfolgreich. Auch in Hückeswagen hat sich ein Ableger gegründet. Wermelskirchen will ebenfalls nachziehen. Konkurrenz zur Tafel sehen die Organisatoren nicht.

 Sammeln jede Menge Lebensmittel in der Garage, um sie an Bedürftige weiterzugeben (unten v. l.): Elisabeth Erbe, Nicole Waier-Berger und Melanie Kirschsieper mit Lennard sowie (oben v. l.) Mirjam Starke, Inga Kuhnert, Nadine Rehbold und Christine Derr.

Sammeln jede Menge Lebensmittel in der Garage, um sie an Bedürftige weiterzugeben (unten v. l.): Elisabeth Erbe, Nicole Waier-Berger und Melanie Kirschsieper mit Lennard sowie (oben v. l.) Mirjam Starke, Inga Kuhnert, Nadine Rehbold und Christine Derr.

Foto: Wolfgang Weitzdörfer

Hückeswagen Lebensmittel müssen in den Geschäften immer wie aus dem Ei gepellt aussehen. Kleine Flecken, Druckstellen im Gemüse oder ein abgelaufenes Mindesthaltbarkeitsdatum bedeuten automatisch die Aussortierung. Auf diese Weise landen jährlich unzählige Tonnen an sich völlig intakter Lebensmittel auf den Mülldeponien. Dem ein Ende zu bereiten, hat sich die Initiative Foodsharing auf die Fahnen geschrieben. "Fünf Jahre gibt es Foodsharing in Deutschland, wir haben im Oktober des vergangenen Jahres in Remscheid einen Ableger gegründet", berichtet die Food-Botschafterin Elisabeth Erbe, die das ehrenamtliche Projekt für Remscheid und das bergische Umland koordiniert.

In Hückeswagen gibt es seit Februar eine Gruppe Freiwilliger, die helfen möchte, Lebensmittel zu retten. Melanie Kirschsieper, Nicole Waier-Berger und Inga Kuhnert sind in der Schloss-Stadt aktiv. "Insgesamt gibt es sieben Helfer in Hückeswagen, derzeit holen wir die Lebensmittel aber noch in Remscheid ab", sagt Kirschsieper. In den Garagen stehen in unregelmäßigen Abständen die Tube Ketchup über Konservendosen, deren Banderolen abgegangen sind bis hin zu Obst und Gemüse mit leichten, oft kaum sichtbaren Schönheitsfehlern für jedermann zur kostenfreien Abholung bereit.

Mit 15 Betrieben in der Schloss-Stadt sind die Hückeswagener Lebensmittelretter bereits in Kontakt getreten, zwei Zusagen hat es bereits gegeben. "Es stehen aber noch einige Antworten aus, so lange werden wir uns eben die Lebensmittel aus Remscheid holen", sagt Kuhnert. 66 Tonnen seien so 2016 in der Nachbarstadt gerettet und weiterverteilt worden, sagt die Remscheider Aktivistin Mirjam Starke. Dabei spiele keine Rolle, wer die Lebensmittel bekomme, sagt Erbe.

"Wir stehen nicht in Konkurrenz zur Tafel, wir würden uns gar nicht anmaßen, über bedürftig oder nicht bedürftig zu entscheiden." Vom Arbeitslosen bis zum Akademiker reiche die Klientel, die in die Garage kommt: "Es geht uns nur ums Retten", sagt Erbe. Dass das Prinzip ankommt, wird deutlich, als am Donnerstag um 14.30 Uhr Kirschsiepers Garage geöffnet wird und bereits knapp zehn Hückeswagener mit Taschen und Körben bewaffnet bereitstehen, um sich durch das Angebot zu stöbern und sich einzudecken.

Es sind aber nicht nur Bürger, die etwas gegen Verschwendung tun und ihren Geldbeutel schonen können. Auch die Unternehmen haben etwas davon. "Die Betriebe sparen Kosten - jede Tonne, die zur Deponie geht, kostet Geld." Auch der Ruf der Unternehmen werde besser: "Wer weiß, dass ein Betrieb keine Lebensmittel verschwendet, kann darauf bauen, dass sich umwelt- und ressourcenbewusste Kunden eher dafür entscheiden als für den Konkurrenten", sagt Erbe.

Daher können Betriebe auch mit einem Food-sharing-Sticker am Eingang auf ihr Engagement aufmerksam machen. Die Gruppe in Remscheid ist mit etwa 60 aktiven Abholern sehr gut besetzt, in Hückeswagen wünscht sich Kirschsieper noch weitere Unterstützung: "Wir haben keine Probleme damit, die Lebensmittel unter die Leute zu bekommen. Aber zum Abholen könnten wir noch Helfer brauchen." Zu festen Terminen fahren sie zu Betrieben und holen Lebensmittel ab.

Dann wird in einer Whatsapp-Gruppe gepostet, dass die Garage zu einer bestimmten Uhrzeit geöffnet und gefüllt ist. "Dann ist teilweise innerhalb von einer halben Stunde alles weg", sagt die Hückeswagenerin erfreut. Sie ist auch davon überzeugt, dass sich so ein ganz neues Bewusstsein für Lebensmittel entwickelt: "Man kauft bewusster ein, das merke ich am eigenen Kaufverhalten", sagt sie. Bei der Wermelskirchenerin Christine Derr ist ebenfalls über das Remscheider Beispiel das Interesse geweckt worden: "Wir haben schon eine Hand voll Gleichgesinnter gefunden.

Jetzt geht es darum, das Projekt ans Laufen zu bekommen", sagt sie. Unterstützung aus Remscheid ist ihr dabei gewiss.

(wow)
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