Ehrenamt Islandtafel Die Herrin über die Kochtöpfe

Hückeswagen · Esther Funke steht jeden Donnerstag bei der Christlichen Islandtafel an der Bachstraße hinterm Herd und kocht etwa 45 Portionen Mittagessen. Die 43-jährige Hückeswagenerin ist überzeugt, dass Ehrenamt die Gesellschaft zusammenhält.

 Seit ein paar Monaten kocht Esther Funke für die Gäste der Islandtafel. Die 43-Jährige wollte sich in Hückeswagen ehrenamtlich engagieren. In der Suppenküche an der Bachstraße wurde sie fündig.

Seit ein paar Monaten kocht Esther Funke für die Gäste der Islandtafel. Die 43-Jährige wollte sich in Hückeswagen ehrenamtlich engagieren. In der Suppenküche an der Bachstraße wurde sie fündig.

Foto: Wolfgang Weitzdörfer

Hückeswagen Für Esther Funke ist es nichts Neues, für viele Menschen zu kochen. Die Hückeswagenerin, die seit August als Köchin in der Islandtafel für warme Mahlzeiten sorgt, kommt selbst aus einer Großfamilie: "Ich bin das älteste von sechs Geschwistern, ich musste immer mithelfen - und das hat mir auch immer schon Spaß gemacht", versichert Esther Funke. Jetzt hatte sie neben dem Beruf Zeit übrig und wollte sich ehrenamtlich engagieren: "Mir kam außerdem das Bibelwort 'Suchet der Stadt Bestes' in den Sinn, es war mir wichtig, in Hückeswagen zu helfen", erläutert die 43-Jährige ihre Beweggründe, bei der Islandtafel mitzumachen.

Der Satz habe sie nicht mehr losgelassen, und die Islandtafel war ihr ebenfalls ein Begriff. Also lag es nahe, dort einfach einmal anzurufen: "Dann bin ich vorbeigekommen, und es hat direkt richtig viel Spaß gemacht." Angefangen habe sie hingegen nicht hinter dem Herd: "Ich war zu Beginn eine Art Küchenmädchen, habe gespült und saubergemacht", erzählt sie schmunzelnd. Dann sei jedoch der Hauptkoch ausgefallen: "Und seitdem koche ich jeden Donnerstag", erzählt Esther Funke.

Die größte Herausforderung sei es hingegen gar nicht einmal, für jeweils rund 45 Besucher zu kochen, sagt die 43-Jährige, die auch in der Mühlenberg-Gemeinde in der Nachbarstadt Wipperfürth aktiv ist: "Schwierig wird es dadurch, dass wir eben mit den Lebensmitteln arbeiten müssen, die als Spende reingekommen sind." Zu Hause koche sie ganz anders, die Reihenfolge dort laute: Rezept suchen, einkaufen, kochen.

"Wenn ich aber, wie heute, sieben Kilo Weißkohl zur Verfügung habe, gibt es eben Weißkohlsuppe", sagt die 43-Jährige und rührt im großen Topf herum. In der kalten Jahreszeit gebe es zudem immer eher deftige Gericht, etwa Wirsingeintopf oder Paprikagemüse mit Würstchen und Kartoffelpüree. Die gespendeten Lebensmittel werden in der Tiefkühltruhe eingelagert, bis genug für die gewünschte Menge zusammengekommen ist.

Die Hückeswagenerin ist hauptsächlich in der Küche und somit im Hintergrund aktiv. Sie bekommt die unmittelbare Reaktion der Islandtafel-Gäste auf ihr Essen nicht mit: "Aber es gibt schon Feedback von den Kolleginnen im Service - und das ist meist gut", sagt sie. Gekocht wird an zwei Tagen - dienstags und donnerstags. Die Lebensmittel dazu kommen etwa von Supermärkten: "Das ist auch etwas, das mich sehr fasziniert: Die Lebensmittel sind meist völlig in Ordnung, es ist ja nur das Mindesthaltbarkeitsdatum abgelaufen", sagt Esther Funke.

Was dennoch nicht verwendet werden kann, landet im Schweineeimer. Es sei sehr gut, dass auf diese Weise nicht noch verwendbare Lebensmittel im Müll landeten, betont die 43-Jährige. Das Ehrenamt ist für sie der Kleber, der die Gesellschaft zusammenhält: "Ohne das ehrenamtliche Engagement so vieler Menschen kann doch eine Gesellschaft nicht funktionieren. Es ist von großer Bedeutung für das Wohl einer Stadt.

" Die Verwaltung und Politik kümmerten sich zwar schon um viele Bereiche, könnten aber eben nicht alles abdecken: "Dann kommt das Ehrenamt ins Spiel", macht Esther Funke deutlich. Das beginnt bei der Islandtafel schon recht früh: "Die Männer aus unserem Team kümmern sich um die Abholung bei den Supermärkten - das geht schon gegen 7 Uhr los." Sie selbst beginne gegen 9 Uhr mit dem Kochen. "Aber ich bin auch schon immer am Mittwoch da, um zu sehen, welche Lebensmittel gekommen sind.

" Das sei nötig, um sich zu überlegen, was sie am nächsten Tag kochen könne. "Und nur wenn wirklich was fehlt, müssen wir eben zukaufen", sagt Esther Funke. Dann wendet sich die Köchin wieder ihrem riesigen Kochtopf zu, aus dem es am späten Vormittag schon verführerisch duftet.

(wow)
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