Rückblende Hückeswagen vor 35 Jahren Grüne ziehen in Stadtrat ein

Hückeswagen · Der Einzug der Grünen in den Stadtrat nach der Kommunalwahl 1984 hatte enorme Auswirkungen auf die Mehrheitsverhältnisse im Rat.

 Öffentliche Tagung von SPD und Grünen im Haus Hartmannn an der Schnabelsmühle.

Öffentliche Tagung von SPD und Grünen im Haus Hartmannn an der Schnabelsmühle.

Foto: Körschgen (archiv)

Manche Dinge ändern sich, manche nicht: Oft sind abgedroschene Redewendungen die beste Methode, einen Vorgang zu beschreiben, der sich am 28. September zwei Tage vor der Kommunalwahl 1984 ereignete. In einem Leserbrief beklagt sich Dr. Frank-Udo Hohmeister über die „üble Sprache der Liberalen“. In einer Wahlkampfbroschüre, so meint der Grünen-Politiker, sei seine Partei in die Nähe von Terroristen der Bader-Meinhof-Gruppe gerückt und als Kommunisten bezeichnet worden. Noch heute, 35 Jahre später, sind die beiden Parteien manchmal wie Katz und Maus, wenngleich man verbal abgerüstet hat. Tatsächlich erzielte die damals neue Partei aus dem Stand heraus 9,2 Prozent und landete vor der FDP, die schwache acht Prozent erzielte. Die Sprecherin der Grünen, Annetraut Hohmeister, war überwältigt, der FDP-Ortsvorsitzende Werner Hoffmann schwer enttäuscht. Der Einzug der Grünen hatte enorme Auswirkungen auf die Mehrheitsverhältnisse im Rat: Weder die traditionell stärkste Partei CDU (15 Mandate), noch die SPD mit der FDP (zusammen 15 Mandate) konnte die Mehrheit im Stadtrat auf sich vereinen. Nun kam es auf die drei neuen grünen Ratsmitglieder an. Mit einem weiteren Novum, nämlich Verhandlungen von zwei Parteien in öffentlicher Sitzung, fiel die Entscheidung: SPD und Grüne schlossen einen Deal. Die Grünen erklärten sich bereit, den von der SPD unterstützten Bürgermeister Helmut Ptock zu wählen, wenn sie in jeden Ausschuss einen Vertreter entsenden könne. Das war nach der Gemeindeordnung nur möglich, wenn man eine Listenverbindung einging. Zudem sollten die Grünen den Vorsitz des Umweltausschusses bekommen. Die SPD stimmte zu, die CDU hatte das Nachsehen, zumal diese nicht bereit war, in öffentlicher Sitzung zu verhandeln.

Somit hatten die Streithähne FDP und Grüne letztendlich beide für einen Kandidaten gestimmt. Ein FDP-Politiker machte da nicht mit: Alfred Lunk hatte schon im Vorfeld deutlich durchblicken lassen, dass er es lieber sehen würde, wenn die FDP mit der CDU zusammengeht und so deren Kandidaten Manfred Vesper zu unterstützen. Offenbar, so mutmaßte die damalige Redakteurin Brigitte Neuschäfer, hatte sich der FDP-Mann mit seiner Forderung zwischen alle Stühle gesetzt. Die Konsequenz war, dass er noch vor der Ratssitzung zurücktrat, also das neue Mandat nicht annahm. Stattdessen rückte für die FDP Helga Schlieper nach.

Obwohl bei der Ratssitzung am 12. Oktober 1984 die Bürgermeister-Personalie im Vordergrund stand, mussten sich die Politiker noch mit einer anderen unschönen Sache beschäftigen: So war am 4. Oktober 1984, also nur fünf Tage nach der Wahl, das Dach des Hallenbades zum zweiten Mal in Flammen aufgegangen. Am erstmals seit zehn Jahren ausgeglichenen Haushalt änderte das jedoch nichts, denn der Schaden von 1,2 Millionen Mark musste nicht von der Stadt getragen werden.

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