Kommentar Die Crux mit den Kosten

Kommentar · Verantwortliche unter Zugzwang

Das ist Wasser auf die Mühlen all derjenigen, die am Konzept des Kultur-Hauses Zach zweifeln. Skeptiker gibt es viele, und weniger sind es in den zurückliegenden Wochen nicht geworden, nachdem sich im oberen Island recht wenig getan hat. Ihre Schadenfreude dürfte groß sein, sollte sich das Projekt als Rohrkrepierer erweisen, wie von ihnen prognostiziert. Doch trotz der Schwierigkeiten, mit denen sich der Trägerverein plagen muss, ist es längst nicht soweit. Noch immer besteht eine Chance, dass das Gebäude in ein Kulturzentrum umgebaut wird und im nächsten Jahr seinen Betrieb aufnimmt. Allerdings: Die Zeit drängt mehr denn je! Die Frist, die die Stadt dem Trägerverein gesetzt hat, könnte – wenn's ganz schlecht läuft – der Todesstoß für das engagierte Projekt bedeuten. Die Befürworter des Kultur-Hauses Zach mögen diese Frist verfluchen. Sie ist jedoch richtig. Denn obwohl die Realisierung des Projekts viele Chancen vor allem für die Kultur der Stadt und den Einzelhandel im Island bietet, muss es doch eine Absicherung geben. Die Verantwortlichen dürfen sich nicht übernehmen. Diese Gefahr ist da, zumal der Architekt in dem neuen Kostenplan bereits 150 000 Euro über den Mitteln aus dem Konjunkturpaket II errechnet hat. Die Verantwortlichen sollten dennoch alles tun, um das Kultur-Haus Zach zu verwirklichen. Kommen sie dann aber zu dem Entschluss, die Kosten laufen ihnen davon, müssen sie das Ganze stoppen. So viel Courage muss dann sein.

Der Zeitrahmen steht: Bis Ende 2011 müsste das Kultur-Haus Zach mit Mitteln aus dem Konjunkturpaket II fertig gestellt sein. Wenn alles gut läuft, hat das Kulturzentrum an der oberen Islandstraße dann schon seinen Betrieb aufgenommen. "Wir könnten spätestens im Sommer nächsten Jahres fertig sein. Denn hauptsächlich muss im Inneren gearbeitet werden, was ja witterungsunabhängig ist", stellt Guido Verwied klar. Der Geschäftsführer des Trägervereins sagt aber auch: "Ich bin kritisch: Wir müssen die Finanzen absolut sicherstellen." Und das könnte problematisch werden.

Der Trägerverein hatte einen Architekten aus den eigenen Reihen mit den Umbauplänen beauftragt. "Da er jetzt aber trotz Fristsetzung keine nachvollziehbare neue Kostenplanung abgegeben hat, haben wir uns mit Ralf Eversberg zusammengesetzt", berichtet Verwied. Der Hückeswagener, der in Remscheid ein Architekturbüro betreibt, erstellte inzwischen ein neues Konzept. Darin sind ebenfalls ein Aufzug und ein neu gestaltetes Treppenhaus vorgesehen; diese sind vor allem für Behinderte wichtig. Das Problem: Die von Eversberg ermittelten Kosten fallen deutlich höher aus als die Mittel, die aus dem Konjunkturpaket II zur Verfügung stehen: "Um zirka 150 000 Euro", sagt Verwied. Er versichert aber umgehend, dass die Kosten "so oder so darüber liegen". Schließlich müsse der Verein zwölf Prozent der Kosten selber tragen. Ein Teil der Mehrkosten sei bereits durch Eigenleistungen abgedeckt, zudem sind Spenden und Mitgliedsbeiträge zusammengekommen. Auch seien bei Stiftungen weitere Mittel beantragt worden; Zusagen hat es aber noch keine gegeben.

Sollte die Finanzierung auf diesem Weg nicht klappen, "müssen wir zu Plan B greifen: Das heißt abspecken." Dann gebe es keinen Fahrstuhl und es bleibe beim alten, engen Treppenhaus. Sollte alles zu teuer werden, müsse zu Plan C übergegangen werden: "Dann müssen wir den Mut haben und von dem Projekt Abstand nehmen."

(RP)
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