Mein erster Schultag Die „Blutsbrüder“ von der Landschule Westhofen

Westhofen · In neun Monaten feiern Johannes Meier-Frankenfeld, Georg Zultner und Jürgen Schimmek ihren 60. Jahrestag zur Einschulung. Gemeinsam besuchten sie die Landschule Westhofen, die von Lehrer Karl Kraus geleitet wurde.

 2020 wird es 60 Jahre her sein, dass die „i-Dötzchen" (v. l.) Jürgen Schimmek, Johannes Meier-Frankenfeld und Georg Zultner eingeschult wurden.

2020 wird es 60 Jahre her sein, dass die „i-Dötzchen" (v. l.) Jürgen Schimmek, Johannes Meier-Frankenfeld und Georg Zultner eingeschult wurden.

Foto: Heike Karsten

Fast 60 Jahre liegen zwischen dem Bild von der Einschulung und heute. Die kurzen Hosen sind geblieben, und auch die Freundschaften zwischen den Schulkameraden haben die Zeit überdauert. Johannes Meier-Frankenfeld, Georg Zultner und Jürgen Schimmek wollen im nächsten Jahr den 60. Jahrestag ihrer Einschulung gemeinsam feiern. „Zum 40. Jahrestag haben wir von unseren Frauen eine Schultüte geschenkt bekommen“, denkt Johannes Meier-Frankenfeld noch gerne an die private Feier mit seinem „Blutsbruder" Georg – „ja, wir haben uns in die Finger geschnitten“ – im Jahr 2000 zurück.

Ihren ersten Schultag erlebten die drei Hückeswagener im April 1960 in der Katholischen Volksschule Westhofen. Gemeinsam mit Johannes und Gertrud Taube bildeten sie zu fünft die erste Klasse. „Acht Schuljahre mit rund 30 Kindern wurden damals gemeinsam in einem Klassenraum von Schulleiter Karl Kraus unterrichtet“, erinnert sich Meier-Frankenfeld. Für ihn und Schimmek war die Einschulung ein großer Schritt im Leben, hatten sie doch zuvor keinen Kindergarten besucht. „Das war quasi ein Erlebnis wie die Mondlandung“, zieht Zultner einen nicht ganz ernst gemeinten Vergleich.

 Einschulung 1960 an der Landschule Westhofen: Lehrer Karl Kraus mit den i-Dötzchen hinten, v. l.) :  Johannes Taube, Georg Zultner, Jürgen Schimmek, (vorne, v. l.) Johannes Meier-Frankenfeld und Gertrud Taube.

Einschulung 1960 an der Landschule Westhofen: Lehrer Karl Kraus mit den i-Dötzchen hinten, v. l.) : Johannes Taube, Georg Zultner, Jürgen Schimmek, (vorne, v. l.) Johannes Meier-Frankenfeld und Gertrud Taube.

Foto: Archiv Meier-Frankenfeld

Die Schultüten seien damals eher praktisch befüllt gewesen, mit viel gesundem Obst und ein paar wenigen Bonbons. Im Klassenraum gab es drei unterschiedliche Stuhlhöhen, wobei Schimmek auf dem größten Stuhl sitzen durfte. „Er wurde schon früher ‚der Lange‘ genannt“, erinnern sich seine ehemaligen Klassenkameraden. Stolz waren die Schüler, wenn sie zum Schönschreiben die mit Namen versehenen Füller vom Lehrer ausgehändigt bekamen. „Der Füller war ein großes Heiligtum, wie heute ein neues Auto. Er blieb in der Schule und wurde nach der Schulstunde wieder weggeschlossen“, berichtet Meier-Frankenfeld.

Gut in Erinnerung geblieben sind auch die häufigen Völkerballspiele auf dem Schulhof. Für den Sportunterricht ging es querfeldein zur Turnhalle nach Winterhagen, zum Schwimmen fuhren die Landschüler mit dem Linienbus nach Lennep. Im Jahr 1963 feierten die Schule ihr 100-jähriges Bestehen mit einem großen Festakt. Schimmek ist heute noch im Besitz der Festschrift zum Jubiläum.

1967 wurde die Landschule Westhofen, die zuletzt von späteren Hauptschullehrer und langjährigen Schützenchef Klaus Manns († August 2017) geleitet wurde, aufgelöst. Meier-Frankenfeld und Zultner wechselten auf die Katholische Stadtschule an der Kölner Straße, während Schimmek die Realschule besuchte. „Die Stadtschule war für uns Landkinder eine andere Welt, und unser Notendurchschnitt sank rapide“, berichtet Meier-Frankenfeld amüsiert. Dennoch ist aus den drei ehemaligen Landschülern etwas geworden: Johannes Meier-Frankenfeld (66) arbeitete 48 Jahre bei der Stadt, zunächst in der Lehre als Bauzeichner, zuletzt als stellvertretender Bauamtsleiter. Georg Zultner (65) ist Heinzungsbaumeister und kümmerte sich in den letzten zehn Jahren vor der Pensionierung um Liegenschaftsverwaltungen. Und Jürgen Schimmeck ist selbstständiger Elektroinstallateur. „Ich hatte schon früher in der Schule einen Draht zur Technik und habe Funksender gebaut, mit denen wir eigene Durchsagen machen konnten“, verrät der 66-Jährige. Die Streiche der Jungs waren aber allesamt harmloser Natur. „Gummipflitschen“ und „Luft aus den Fahrradreifen lassen“ gehörten dazu. „Und wenn wir vom Lehrer eine Ohrfeige bekamen, war der einzige Kommentar der Eltern: Die haste verdient“, sagt Meier-Frankenfeld.

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