Hückeswagen Die BEW will den Billig-Markt erobern

Hückeswagen · Der Bergischen Energie und Wasser GmbH (BEW) drohen die Kunden wegzulaufen, denn die Billiganbieter im Internet bekommen auch aus dem Bergischen immer mehr Zulauf.

Die BEW, der örtliche Energieversorger in Hückeswagen, Wipperfürth und Wermelskirchen, spricht derzeit von einem Verlust von rund zehn Prozent der Kunden. "Das können wir nicht ignorieren", sagt Geschäftsführer Wilhelm Heikamp. Deshalb plant die BEW eine Beteiligung an einer überregionalen Gas-Vertriebsgesellschaft von sechs Firmen. "Wir müssen unser Ergebnis für unsere Anteilseigner sichern", betont Heikamp.

Der Aufsichtsrat hat dem Konzept bereits zugestimmt. Da die BEW zu 80 Prozent ein kommunaler Versorger ist, müssen auch die Stadträte den Schritt billigen. In Hückeswagen und Wipperfürth ist das bereits geschehen, in Wermelskirchen steht das Votum noch aus.

Seit der Liberalisierung des Energiemarktes haben die lokalen Versorger schwer zu kämpfen. "Es gibt inzwischen in der Region 120 Strom- und 20 Gasanbieter", berichtet Heikamp. Sie grasten wie Discounter den Markt ab — ohne Service, ohne Beratung, mit einfachsten Strukturen. Und sehr häufig als Ableger eines Konzerns, der oftmals auch die kleinen regionalen Versorger mit Energie beliefert. Hinter "E wie einfach" steckt EON, hinter "e-primo" das RWE und hinter "Yellow Strom" die ENBW in Baden-Württemberg. Heikamp: "Die Konzerne pumpen viel Geld in ihre Töchter, so dass die Preise teilweise unter den Einkaufspreisen liegen."

Dies könne, im Interesse der Anteilseigner und Kunden, nicht länger hingenommen werden. Deshalb will die BEW die Vertriebsgesellschaft gründen, die bundesweit auftreten und billig Gas nur übers Internet verkaufen soll. "Denn mit dem Verlust von Kunden stehen wir auch als Einkäufer schlechter da", sagt der BEW-Chef. "Diese Vertriebsgesellschaft bringt uns in eine bessere Position." Davon würden auch die örtlichen BEW-Kunden profitieren: "Die Einkaufskraft wird gebündelt, die Preise werden günstiger", kündigt Heikamp an.

Die BEW-Kunden werden allerdings nicht in den Genuss der Online-Billigpreise kommen. "Das Angebot ist für außerhalb der Versorgungsgebiete geplant", unterstreicht Heikamp. Man wolle vermeiden, dass Online-Kunden den Service vor Ort in Anspruch nehmen. Bis zum 30. April 2010 sollen die Verträge unterschrieben sein — "sonst müssen wir aussteigen".

Die Vorbereitungen zum Start der Vertriebsgesellschaft laufen. Sobald auch die Zustimmung aus Wermelskirchen vorliege, könne man loslegen. "Wir werden in fremden Gefilden wildern", stellt Heikamp klar. Er sei überzeugt, dass das Konzept erfolgreich sein wird.

(RP)
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