Hückeswagen Die Angst der Landwirte vor dem Virus
Hückeswagen · Die Blauzungenkrankheit bereitet auch den Hückeswagener Landwirten Kopfzerbrechen. Fast wöchentlich gibt’s neue Weisungen und Verordnungen von verschiedenen Behörden. Die Tierseuche war am Montag vorherrschendes Thema bei der Versammlung der Ortsbauernschaft.
„Das Virus hat uns das Fürchten gelehrt.“ Aus ihrer Furcht vor der Blauzungenkrankheit, die Kühe, Schafe und Ziegen befällt, machten die Hückeswagener Landwirte am Montagabend bei der Mitgliederversammlung im Kolpinghaus kein Hehl. Der stellvertretende Leiter des Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsamtes des Oberbergischen Kreises, Dr. Bertram Röttger, berichtete daraufhin über die ersten Erfahrungen seiner Behörde mit der tückischen Tierseuche. „Wir haben es hier mit dem so genannten Orbi-Virus zu tun. Es kommt aus Afrika südlich der Sahara und breitet sich mit Hilfe von Mücken aus“, erläuterte Röttger auf der gut besuchten Veranstaltung.
300 Tiere in kreisweit insgesamt 130 Betrieben sind seit dem ersten Befund im August erkrankt. Die Todesrate ist nach Auskunft des Experten je nach Tierrasse unterschiedlich. Während bei den Schafen ungefähr 30 Prozent verendeten, sind es bei Kühen „nur“ drei bis fünf Prozent.
Veterinär sieht Schreckensszenario
„Dieses Virus vom Typ 8 schädigt die Zellgefäße“, erläuterte Röttger. Begünstigt werde seine Ausbreitung durch den Klimawandel. „Wenn die Erwärmung so weiter geht, werden noch ganz andere Dinge auf uns zukommen“, malte der Veterinär ein Schreckensszenario aus. Hinzu komme in einer globalisierten Welt der zunehmende Transport von Haustieren.
Die Bekämpfung der Seuche soll nun durch ein so genanntes Monitoring unterstützt werden. Dazu wird ganz Deutschland in Planquadrate aufgeteilt, in dem eine bestimmte Anzahl von Tieren beobachtet wird. Dabei sucht die Landwirtschaftskammer NRW „Wächtertiere“. Dazu sagte Röttger: „Im Kreis benötigen wir insgesamt 20 Tiere, denen wir einmal im Monat eine Blutprobe entnehmen können.“
Zwei Unsicherheitsfaktoren sind im Umgang mit dem Virus noch vorhanden. Zum einem wissen die Experten nicht, ob außer den Mücken noch weitere Tiere als Überträger in Frage kommen. Zum anderen befindet sich die Entwicklung eines Impfstoffes noch im Anfangsstadium.
Forderung an die EU
Hans Stöcker, stellvertretender Vorsitzender der Kreisbauernschaft, forderte dann ein Einwirken des Verbandes bezüglich der offiziellen Einstufung der Blauzungenkrankheit. „Wir müssen uns bei der EU dafür einsetzen, dass das Virus als Krankheit gesehen wird und nicht als Tierseuche“, forderte er. Hintergrund dieses Vorstoßes sind die derzeitigen Beschränkungen beim Verkauf bzw. Export der Tiere. Um den Ausbruchsort werden von den übergeordneten Behörden verschiedene Zonen eingerichtet, die je nach Entfernung unterschiedliche Auswirkungen haben.
In einem Punkt konnte Dr. Röttger die Mitglieder jedoch beruhigen: Für Menschen ist das Virus nicht weiter gefährlich.