Weihnachten in Frieden erleben Der Traum vom Frieden hat sich erfüllt

Hückeswagen · Ayat Bodaka ist 2015 vor dem Krieg in Syrien geflohen. In Deutschland hat sie mit ihrer Familie ein neues Zuhause im Frieden gefunden.

 Die 32-jährige Ayat Bodaka ist 2015 vor dem Krieg in Syrien geflohen.

Die 32-jährige Ayat Bodaka ist 2015 vor dem Krieg in Syrien geflohen.

Foto: Weitzdörfer/Wolfgang Weitzdörfer

Irgendwann ist es zu viel geworden. Irgendwann hat Ayat Bodaka den Krieg in ihrer syrischen Heimatstadt Idlib nicht mehr ertragen können. Die Bomben, die Gewehrschüsse, die Gefahr für sich, ihren Mann und ihre kaum einjährige Tochter. Auch ihrem Beruf als Lehrerin kann sie seit dem Jahr 2014 nicht mehr nachgehen – die Schule ist zerstört. Auch ihr Mann kann nicht mehr arbeiten. Irgendwann ist es genug. Die kleine Familie lässt alles hinter sich, blickt nach vorne und flieht.

Das ist im Jahr 2015 gewesen, als der Krieg in Syrien für viele Menschen in der Zivilbevölkerung zur existenziellen Frage von Leben oder Sterben geworden ist. „Wir sind zuerst in die Türkei, von dort mit einem kleinen Boot, auf dem noch 50 andere Menschen waren, nach Griechenland und von dort über Serbien, Mazedonien und Österreich bis nach Deutschland“, erzählt die junge Frau in sehr gutem Deutsch. Sie besucht einen Sprach- und Integrationskursus von Tertia an der Industriestraße, während ihre mittlerweile drei Kinder in der Kinderbetreuung sind.

Sie sind viel zu Fuß gelaufen, dann wieder mit dem Zug, in ihrer Erinnerung sind sie nur unterwegs gewesen, fast drei Wochen. In Deutschland ist es über Saarbrücken nach Dortmund und Essen und schließlich nach Hückeswagen gegangen, wo die Familie seit drei Jahren lebt. „Der Krieg war so schlimm, in Syrien gibt es keine Zukunft mehr, alles ist kaputt, es ist ein armes und zerstörtes Land“, sagt sie nüchtern. Die fünfköpfige Familie lebt jetzt in Hückeswagen und kann in einem ganz normalen Familienleben Hoffnung schöpfen. „Ja, Hoffnung“, sagt die 32-Jährige nachdenklich, aber ihre Augen blitzen. „Ich hoffe und wünsche mir, dass wir hier in Deutschland eine Zukunft haben und in Frieden leben können“, ergänzt sie.

Und es sieht alles aus, dass diese Hoffnung erfüllt wird. Ihr Mann arbeitet nachmittags in Teilzeit bei einer Hückeswagener Firma, vormittags macht er den fortgeschrittenen Deutschkursus. Und auch Bodaka drückt die Schulbank. „Ich möchte auch wieder arbeiten, gerne als Übersetzerin oder bei der Volkshochschule als Lehrerin. Dafür brauche ich aber auch den Deutschkursus, damit ich den Abschluss als Übersetzerin machen kann“, sagt Bodaka.

Das ist ihr Traum, oder zumindest ein Teil ihres Traumes, denn ein anderer ist bereits in Erfüllung gegangen. „Frieden heißt für mich: Ich kann mich zurücklehnen, durchatmen und weiß, dass meiner Familie und mir nichts passieren wird“, sagt sie. Der andere Teil ihres Traumes ist, die Zukunft in Deutschland tatsächlich festigen zu können. „Meine Kinder sollen in Frieden aufwachsen können, sie sollen Deutsch lernen und hier lernen können und auch später eine gute Arbeit finden“, sagt die 32-Jährige. Und während sie das sagt, mit fester Stimme und festem Blick, sieht man ihr an, dass es ihr nach der Flucht aus dem Krieg wieder möglich geworden ist, an diesen Traum glauben zu können.

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