Serie Mai 1949 Der Rat — reine Männersache

Serie Mai 1949 · CDU, SPD, KPD und FDP: Diese Parteien waren nach dem Zweiten Weltkrieg von der Militärregierung zugelassen worden. Sie bestimmten die politische Szene in Hückeswagen auch noch zu Zeiten der Republik-Gründung.

Neben den vier zugelassenen Parteien nahmen in der Nachkriegszeit weitere Zusammenschlüsse starken Einfluss auf das Geschehen in der Stadt: der "Antifaschistische Ausschuss", die von Deutschen über Deutsche urteilende "Entnazifizierungs-Behörde", der "Verein Verfolgter des Naziregimes" (VNN) — und zwar überparteilich und überkonfessionell — und erste Zusammenschlüsse der Heimatvertriebenen. Die erste Kommunalwahl nach dem Krieg fand am 15. September 1946 statt.

Die Sitze im Stadtrat wurden danach wie folgt verteilt: CDU 16, FDP 2, SPD 2, KPD 1. Bei der zweiten Kommunalwahl am 17. Oktober 1948 votierten 5811 Hückeswagener über 18 Jahre für folgende Sitzverteilung im Stadtrat: CDU 9, FDP 7, SPD 5 und KPD 2. Mit diesen 23 Bürgervertretern betrat der Rat der Stadt Hückeswagen am 8. Mai 1949 das "Neuland", den neuen Staat Bundesrepublik Deutschland. An diesem Tag verabschiedete der Parlamentarische Rat das Grundgesetz, das am 23. Mai 1949 in Kraft trat.

Im Hückeswagener Stadtrat saßen damals ausschließlich Männer. Für die CDU waren das: Paul Günther, Josef Scheider, Hubert Nigbur, Heinrich Stamm, Wilhelm Jäger, Ewald Kotthaus, Albert Dreiner, Fritz Lüdorf und Eugen Ludewigs. Für die FDP damals im Rat: Hermann von Polheim, Arnold Schmidt, Karl von Polheim, Willi Keller, Gerhard Lenz, Karl Kotthaus und Karl Hauswirth. Die Ratsmitglieder der SPD: Albert Dürhager sen., Walter Burghoff, Fritz Streppel, Paul Blasche und Paul Wernscheidt. Die KPD vertraten Willi Massier und Hermann Fischer. In den Kreistag des Rhein-Wupper-Kreises zogen aus Hückeswagen ein: Bernhard Risch und Gustav Osenberg (beide CDU).

Nach der Britischen Kommunalführungs-Ordnung gab es den Ratsvorsitzenden und Repräsentanten der Bürgerschaft in der Person des Bürgermeisters (Paul Günther). Und außerdem den Leiter der Stadtverwaltung als Garanten für die Durchführung der Ratsbeschlüsse, nämlich den Stadtdirektor ohne Repräsentations-Aufgabe (Hans Hochstein).

Wie auch heute noch in der Gemeindeordnung NRW verankert, waren Ausschüsse zu wählen. Die personelle Besetzung war zu Beginn der Bundesrepublik strikt an die Mehrheit im Rat gebunden. Es gab den in geheimer Wahl zu besetzenden Hauptausschuss — damals wie heute tagte er unter dem Vorsitz des Bürgermeisters —, außerdem den Bauausschuss, den Jugendpflegeausschuss, den Schulausschuss, den Wohnungsausschuss, den Wohlfahrtsausschuss und den Verwaltungsausschuss. Ein Finanzausschuss war nicht, wie es heute der Fall ist, an den Hauptausschuss gekoppelt.

Im Mai 1949 gehörten die Gas- und Wasserwerke zur Stadt Hückeswagen. Ein so genannter Stadtwerke-Ausschuss war demnach auch zu besetzen. Darüber hinaus hatte die Politik sechs Sitze im Sparkassen-Vorstand. Schon damals gehörten den Ausschüssen 16 so genannte Sachkundige Bürger an.

Auch in Hückeswagen war die damalige politische Landschaft stark von Ideologien geprägt. Aktenkundig sind aus dem Jahr 1949 zwei Parteiausschlüsse wegen finanzieller Vorteilnahme.

Alle bisherigen Folgen der Serie können Sie unten nachlesen.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort